Da ich fast alle Fragen für sehr subjektiv halte antworte ich nun im ersten Schritt zunächst subjektiv und fern der Diskussion:
Kann man jemanden glücklich machen, ohne selbst glücklich zu sein?
Andere schrieben es schon:
Wenn man vom "Teilen von Glück" spricht, so kann man nichts teilen, das man selbst nicht besitzt.
Platt ausgedrückt: "Hey Schatz, ich würde gerne die Portion Pommes mit dir teilen. Aber sorry: Ich hab gar keine!" Das geht nicht.
Bzw. ist das eigene Glücksempfinden die Voraussetzung, um jemanden glücklich zu machen
Das Glücksempfinden ist für mich etwas anderes als glücklich zu sein.
Da muss ich nun etwas ausholen:
Wenn ich persönlich davon spreche, dass ich glücklich bin, dann meine ich ein anhaltendes Lebensgefühl.
Glücksempfinden kann auch temporär sein.
Ein Beispiel:
Vor Jahren war ich selbst depressionsgeplagt. Glücklich war ich zu der Zeit absolut nicht, wie man sich vorstellen kann. Dennoch hatte ich Glücksempfindungen. Ich erinnere mich an Urlaube mit meiner damaligen Frau in denen ich Glück empfand. Ich erinnere mich an einen Besuch bei einem Steampunk-Karneval, bei dem ich Glück empfand. Dennoch war ich insgesamt nicht glücklich.
Es ist sehr schwer zu definieren was für einen Menschen Glück ist und wie es sich anfühlt.
Um jemand anderen glücklich zu machen muss ich dennoch mit mir selbst im reinen sein. Um jemandem Glücksgefühle zu schenken muss ich das nicht. Auch wenn es mir persönlich total dreckig geht, ich totunglücklich bin, kann ich jemandem eine Freude machen und diesem jemandem ein Glücksgefühl geben.
Letztendlich glaube ich aber, dass die Frage meinte, ob man selbst glücklich sein muss um jemand anderem längerfristig, also über ein Momentgefühl hinaus, glücklich zu machen. Das würde ich bejahen.
Warum das aber nicht per se wichtig ist, da wir als Menschen keine "Glücksdienstleister" sind, ergibt sich aus einer späteren Frage.
Bzw. ist das eigene Glücksempfinden die Voraussetzung, um jemanden glücklich zu machen
Ich bin glücklich in der Beziehung, wenn wir beide glücklich sind. Das sind wir, dazu komme ich bei der nächsten Frage, wenn wir uns ergänzen ohne voneinander abhängig zu sein. Ich bin glücklich, wenn ich zufrieden bin und das Gefühl habe, dass ich bei einem Menschen "Zuhause" bin, nicht darauf achten muss wie ich mich gebe, allgemein nicht auf Eierschalen laufen muss und wenn dieser Mensch sich ehrlich für mich interessiert, wie ich mich für sie interessieren und wir Zeit miteinander freiwillig teilen.
Ist es falsch, das Glück in einer Partnerschaft zu suchen?
Das kommt darauf an wie man die Frage versteht.
Wenn man damit meint, dass man nur durch die Beziehung glücklich wird, dann ja.
Dann braucht man diese Beziehung. Dann ist das persönliche Glück von der Beziehung abhängig.
Wir sind keine Kugelmenschen, die das gesamte Leben nach dem passenden Partner suchen um uns nur dann, wenn wir diesen gefunden haben, vervollkommnet, vervollständig und glücklich zu fühlen.
Unser eigenes Glücksempfinden und Glück sollte aus uns selbst entspringen.
Ein Partner sollte dieses Gefühl ergänzen, als ein Bonus, dennoch sollten wir diesen Menschen nicht brauchen.
Man sagt immer so gerne "du vervollständigst mich" oder "ich brauche dich". Das ist romantisch und schön, wenn man in der Beziehung ist. Es drückt Zuneigung und Zugehörigkeit aus. Eigentlich sollten diese Aussagen aber nicht den Wortlaut bedeuten, sondern "ohne dich wäre ich weniger glücklich, du mehrst mein Glück", nicht "ohne dich bin ich sofort unglücklich".
Wenn ich so etwas schreibe oder in Gesprächen argumentiere entgegnet man schnell, dass dies eine Beziehung egalisieren würde, als sei der Partner auf einmal egal. Mitnichten. Beziehungen sind etwas schönes. Sie können ein Leben bereichern. Ja, bereichern, nicht überhaupt erst lebenswert machen.
Klar ist es absolut scheiße, wenn ein geliebter Mensch geht. Natürlich fühlt man sich dann zunächst unglücklich. Das, dieses Gefühl jemanden verloren zu haben, ist aber etwas anderes als das Gefühl per se unglücklich zu sein, solange man Single ist.
Und ist Glück wirklich nur teilbar und nicht auch neu zu erschaffen, indem man anderen eine Freude bereitet und sich dann mitfreut?
Hier kommt es auch wieder darauf an, wie die Frage gemeint ist.
Natürlich kann man Glücksgefühle neu erschaffen, wenn man mit einer Person etwas neues teilt.
Wenn ich meiner Partnerin eine Freude bereitete, etwa in Form von Überraschungen zum Geburtstag, dann sprang das Glücksgefühl ihrerseits stets auf mich über. Es hat mich glücklich gemacht ihr eine Freude zu bereiten und diese Freude zu spüren.
Langfristiges Glück sollte aber nicht von bereiteten Freuden abhängig sein, ansonsten braucht es diese Gesten permenant. Das sind dann die Paare, bzw. Partner, die glauben, dass ausschweifende Gesten die Beziehung erhalten, während es im Alltag immer wieder knallt.
Ist jemand, dessen Depression in "Freudlosigkeit" und Einsamkeit begründet ist, von vornherein zum Scheitern verurteilt?
Jemand der unter Depressionen, also einer Krankheit, leidet, sollte sich Wege aus der Depression suchen. Hier sind Psychotherapien anzuraten. Wenn man glaubt, dass man aus der Depression herauskommt indem man sich eine Beziehung sucht nur um dann von einem Partner "durch Liebe geheilt zu werden", dann desillusioniere ich das gerne: Das wird nicht passieren, auch wenn so manche Romane und Filme dies gerne suggerieren.
Depressionen können Beziehungen belasten. Sie sind aber kein Ausschlusskriterium für eine Beziehung.
Auch wenn man denkt, dass die Depression verschwände wenn man "endlich jemanden fände", da die Depression Einsamkeitsgefühl verstärkt, wird das nicht passieren.
Krankheiten sind von Ärzten zu behandeln, nicht von einem Beziehungspartner.
Wie schon erwähnt hatte ich einige Jahre mit Depressionen zu kämpfen. Meine damalige Partnerin hat darunter gelitten, war später gar selbst soweit eine Therapie zu brauchen und verfiel einer eigenen Depression. In einer Depression kann man noch so sehr geliebt werden: Depressionen fördern irrationales Denken. Selbst der engste Seelenpartner kann dies nicht nachfühlen, so sehr diese Person sich auch bemüht. Das Schlimmste was dann passieren kann ist, dass dieser Mensch "mit leidet" und die eigene Abgrenzung nicht schafft.
Ich bitte meine Worte nicht misszuverstehen:
Man kann mit Depressionen wunderbare Partnerschaften leben. Beziehungen und Liebe sind nur kein Weg um eine Depression zu beenden. Sie schafft ganz eigene psychische Schlachtfelder mit denen es umzugehen gilt. Liebe heilt hier nicht, auch wenn es helfen kann wenn man eine liebende Person in so einer Lebensphase an der Seite weiß.