@****i68
Wichtiges Thema. Danke
Mir ist die Situation sehr vertraut, da zwei ( eins fast erwachsen und eins erwachsen, aber seit der Geburt beeinträchtigt) unserer drei Kinder noch zu Hause wohnen, wir seit 30 Jahren ein Paar sind.
An den Tipps, die ich bislang las, ist etwas dran, ja, und gleichzeitig gehen sie irgendwie auch an der Sache -bezogen auf meine Situation- vorbei.
Reden.... ist immer gut und finde ich sehr, sehr wichtig. Manchmal tut es schon gut zu hören, der/die andere "will" eigentlich auch, fühlt es aber auch gerade auch so gar nicht....
Etwas nur zu zweit zu unternehmen ist etwas, das viele Paare nach der Kinderphase wieder entwickeln und sich dann ganz vehement und bewusst im Familienalltag nehmen müssen, wenn sie es denn wollen.
Bei uns war mein Mann der, der mehr verhaftet im damaligen Familienalltag war. Da spielen, denke ich, auch Erziehung, Sozialisation und andere Faktoren mit hinein.
Selbst erwachsene Kinder sind im Familienalltag noch ein eingespieltes Team, freuen sich über das Glück der Eltern, klar, können aber trotzdem noch kurz vor der Abfahrt z.B. mal ein Thema in den Raum stellen, bei dem mir dann echt die Lust an "Frei-Zeit" vergeht, was mich dann wiederum wütend macht und die ersten 20 min im Auto dominiert, bis wir es abschließend besprochen haben.
Gelegenheit macht Diebe stimmt in Bezug auf Sex in einer langjährigen Partnerschaft nur bedingt.
Es hat etwas mit Sex und Seele zu tun, für mich. Von daher würde ich das Thema gerne in diese Gruppe verschieben.
Sex ist nicht wie Wäschewaschen.
Liegt irgendwo ein Korb Wäsche, fänden mein Mann oder ich schon irgendwie eine zeitliche Lücke, um sie, zack, in die Waschmaschine zu tun, oder unsere Kinder täten es.
Aber Sex berührt Bereiche, die sehr empfindlich auf Beeinflussung durch andere Bereiche reagieren, wenn ein Paar so in den Alltag und die Familie eingewoben ist.
Das Eingewobensein ist in meinen Augen auch oftmals ein Zeichen für gute und nahe soziale Beziehungen innerhalb der Familie, und nicht für ein Unvermögen oder für Abhängigkeit.
Innerhalb der Familie bin ich überwiegend
Mutter und Ehefrau/Teampartnerin , zeitlich betrachtet viel weniger
Nur-Frau und
Geliebte , und ich bin die Unempfindlichere von uns beiden, was die sexuelle Stimmung anbelangt.
Wir nehmen uns deshalb ganz bewusst Zeit zu zweit (auf die ich gedrängt habe, da mein Mann mehr familiengebundene "Verpflichtungsverantwortung" fühlt), immer mal ein paar Stunden, und seit letztem Jahr auch 2 Kurzurlaube.
Aber wenn wir dann die Türschwelle wieder übertreten, sind wir wieder Eltern...d.h. der Sex müsste außerhalb erfolgen, um wirklich ungestörter, vom Familienalltag unberührter Sex zu sein.
Geplanter Sex ist manchmal auf den ersten Blick für viele seltsam, aber ein Paar kann daraus gut "Geplante Intimität" machen. Auch die Sexualität muss sich mit den zusammen gelebten Jahren verändern, wird nicht so bleiben wie am Anfang oder nach 5 Jahren.
Was bei Affären funktioniert, ist in langjährigen Partnerschaften nicht so einfach.... sonst hätten die Menschen ja keine Affären....
Für mich speziell ist es viel leichter, alleine unterwegs zu sein, beruflich, privat usw... und meine Erotik zu spüren, mich und meine Bedürfnisse überhaupt erst richtig unbeeinflusst vom Alltag wahrzunehmen, als hier in der Familie.
Ich betrachte deshalb Affären auch (was ja auch bekannt ist) als die Möglichkeit für Menschen, wieder jemand anderes zu sein.
Die leidenschaftliche, begehrenswerte Frau.... der coole, charmante Mann .... nur mal als Beispiel.
Ich rate absolut nicht zu Affären und wir bleiben als Paar "dran", haben Dates miteinander hier im Alltag zu Hause, erkämpfen uns dieses Gefühl, nur ein Mann und eine Frau sein zu wollen, die gerade an nichts anderes denken wollen, die sich nach dem Gefühl sehnen, das uns zusammenbrachte und beieinander bleiben lässt...ja... aber es ist schwer und komplex.
Ein liebevolles, nahes Familienleben hat einen Preis, und genau DIESER ist es.
Das Paar an sich geht schnell verloren und muss ständig bewahrt, erkämpft, verteidigt werden.
Manchmal stehen wir irgendwo (Flur, Küche...) küssen uns versunken, fassen uns dezent intim an und dann, zack, geht jemand durch den Flur, kommt in die Küche, ruft...
Das ist die Realität (die ich grundsätzlich natürlich schön und erfüllend finde...).
Wenn Paare in dieser Situation leben, plädiere ich dafür, sich nicht als defizitär zu empfinden, weil sie es nicht
hinbekommen .
Sondern es sind (auch) die Umstände, die es, den Sex, erschweren, verhindern.