Mit Legasthenie ist meistens die genetische Lese- und Rechtschreibstörung gemeint. Sie ist nicht "heilbar", aber es ist möglich zu kompensieren. Nun was hat Legasthenie mit Diskriminierung zu tun?
Artikel 3 Grundgesetz:
(3) Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.
Legasthenie ist eine Behinderung hierfür könnte ich sogar einen Behindertenausweis bekommen, wenn ich ihn beantragen würde. Seit meiner Kindheit werde ich für mein Lesen und Schreiben ausgelacht, verurteilt und beschimpft. Das Problem was manche Menschen mit mir haben ist das ich unbequem bin, also wird meine Rechtschreibung zum Totschlagargument wenn ihnen andere Argumente fehlen.
Wenn diese Totschlagargumente kommen, stelle mir immer vor wie jämmerlich sich der Mensch fühlen muss sein eigenes Potenzial nie ausgeschöpft zu haben, um sich nun darüber profilieren zu müssen, dass dieser jemand besser schreiben kann.
Hier ein paar Beispiele der Diskriminierung die ich im Laufe meines Lebens erlebt habe:
Ich bekam von meiner Mutter Prügel weil sie gaubte ich würde sie verarschen indem ich ständig andere Wörter beim Nachschriftüben falsch schrieb.
Ein Lehrer weigerte sich nach der Note 6 meine Rechtschreibung im Diktat zu korrigieren. Eine 6 sei eine 6 sagte er. Erst als ich mich beim Direktor beschwerte wurde er angewiesen meine Rechtschreibfehler bis zum Schluss zu korrigieren.
Vom Ehemann meiner Tante bekam ich ständig die Begrüßung "Na, kannst du immer noch nicht lesen und schreiben?" zu hören. Mit 18 entgegnete ich "Na, bist immer noch net gescheiter?
In der Ausbildung wurden Seiten aus meinem Berichtsheft gerissen weil ich das Wort Maschine mit ie schrieb. Irgendwann ließ ich es von einer Freundin schreiben.
In der Berufschule bekam ich statt einer Note 1 eine Note schlechter weil ich mausen statt morsen schrieb und es noch mehr Rechtschreibfehler in meinen Antworten gab. Als ein Russlanddeutsche mich verteidigen wollte, indem er sagte, dass er keine Note schlechter bekam, entgegnete ihm der Lehrer "Sie ist in Deutschland geboren."
Als ich eine fachliche Diskussion im Betrieb hatte gingen meiner Kollegin die Argumente aus und ihr Todschlagargument war. Das kann ich nicht wissen, ich habe auch ein Privatleben und lese nicht wie du ständig Fachbücher.
Als Legastheniker muss man nun mal viel lesen. Dadurch verschwindet aber die genetische Störung nicht. Sie wird lediglich minimiert. Im Joyclub ist diese Diskriminierung ständig präsent. Jemand schreibt etwas idiotisches, doch statt den Inhalt zu bemängeln wird die Rechtschreibung angegriffen. Rechtschreibung ist aber nicht mit Intelligenz gleichzusetzen.
Warum ich das hier poste, werden sich manche fragen. Aufgrund eines Beitrags von mir in diesen Thema war es mal wieder soweit. Per PN wurde ich aufgrund meiner Rechtschreibung angegangen. Als ich anmerkte das ich Legastheniker bin wurde Wort wörtlich mir meine Rechtschreibfehler "verziehen". Als wenn man einem Rollstuhlfahrer verzeihen müsste das er im Rollstuhl sitzt. Danach folgten Aussagen wie ich sei kein Legastheniker und mangelhafte Grammatik und Interpunktion hätten nichts mit Leghastenie zu tun.
Hierzu möchte ich für alle verständlich machen. Auch jemand mit einem verkrüppelten Bein kann durch viel Übung lernen etwas besser zu laufen. Zudem gibt es Hilfsmittel wie Gehstöcke. Beim Legastheniker sind dies Rechtschreibprogramme und die Autokorrektur am Handy. Ein Legastheniker ist also durch viel Übung nicht mehr ganz so auffällig. Die Stolpersteine sind aber das übermäßige konzentrieren auf einzelne Wörter. Der Zusammenhang eines Satzes geht dabei aber verloren. So werden Wörter ausgelassen oder doppelt geschrieben. Manchmal entsteht sogar ein kompletter verschachtelter Satz. Da man mitten im Satz das Nachdenken darüber anfängt ob dieses Wort nun richtig ist und das Ende es geplanten Satzes vergisst und nochmal neu anfängt.
Legasthenie wird mich also bis zu meinem Tod begleiten.
Wer mich unterstützen möchte Fehler zu minimieren indem er mir Eselsbrücken oder andere Erklärungen mitteilt. Gerne.
Wer aber glaubt sein geringes Selbstbewusstsein zu puschen indem er mir sagt was ich bin und was nicht, dem sei gesagt. Such dir einen Psychologen der dir bei deinen eigenen Problemen hilft.