Immer unterwegs
Immer unterwegsBerauscht vom weichen Grün der Wiesen und der zarten Blätter an den Bäumen,
erwachten ihm die Sinne und brachten seine Kraft zum Überschäumen.
In seinem Herz pochte die Revolution, und sein Verstand, der rief nach Rebellion.
Jeder Stein wurde von ihm umgedreht – Erneuerung hieß nun sein Pamphlet.
Das Licht des Frühlings nährte ihn, es wirkte fast wie Kokain.
Unbändig war sein Wille, vorbei war alle Stille.
Schöpferkraft brach aus ihm heraus, es gab nur eine Richtung: Mit voller Kraft voraus.
Risiken, die gab es nicht, sein Elan war ohne Vorsicht.
Und ob er seine Laute zupfte
oder ob er sich mit der Feder auf`s Papier hin traute
oder ob er mit dem Pinsel an der Leinwand malte:
Sein Feuer fraß ihm aus der Hand
und verbrannte jeden Angstzustand.
Wenn ihm die See golden in die Augen schien,
blieb er fast auf jeder Düne steh`n
und sah so manches Schiff vorüberzieh`n.
Im kühlen, nassen Sand hinterließ er Spuren,
barfuss durch die Gischt und Rauschen in den Ohren.
In vielen Sommern tauchte er am Meer in warme Wetterzonen ein,
rote Sonnen, milde Winde hielten seine Seelen-Nöte klein.
Narben von Nackenschlägen und Stiefeltritte von Lackschuh-Trägern in Gamaschen,
hatte ihm das Salz der See längst aus dem Gesicht gewaschen.
Wie Phönix aus der Asche stieg er empor mit Kraft und vollem Mut,
er war sich seines Selbst bewusst in des Sommers Glut.
Wenn im Herbst die Nebelschwaden über`s Land herzogen,
lieh er sich so manches Ohr, das achtsam war und wohl erzogen.
Traurigkeit machte sich dann in ihm breit, so breit,
denn graues Licht, kurze Tage, Regen und die schweren Mäntel,
waren nun die Wirklichkeit, verflogen alle Leichtigkeit.
Er wurde müde, wollte meistens nur noch schlafen,
gut versteckt, geschützt in seinem Heimathafen.
Doch der Geruch von fast vergess`ner, alter Angst,
von Hass und Ekel, trieb ihm nun der Nebel zu.
Warum das alles und wozu, fragte er sich immerzu.
Wenn die Fenster-Rollos in der Dämmerung fielen, saß er in seinem Käfig ein
und durchlebte bis zum Morgen, schlaflos manche Seelen-Pein.
In Winternächten plagten schwere Träume seinen Schlaf,
stets ging es um`s Überleben und um Angst, die ihn dazu traf.
Sie saß so tief und fest, als hätt` sie mehr als tausend Wurzelballen,
er schrie im Schlaf, im Halbschlaf, auch im Wachen, sah er sich tief nach unten fallen.
Viele Nächte lag er wach,
die Furcht vorm Schlafen und dem Träumen,
machten ihn sehr schwach.
Er sprach nicht über das, was sich an Bildern an ihm rächte.
Er fand dafür die Worte nicht, zu grausam waren diese Mächte.
Er aß nicht, trank viel zu wenig, nichts brachte ihn zu Kräften,
nur seine Körper-Hülle, konnte man an eine Wand hin heften,
wie ein Kalender, der nur da hängt, den niemand braucht, der keinen Eintrag kennt,
den, jeder übersieht, und sich in keinen Alltag drängt,
als gehörte er längst abgehängt.