Ihr Lieben, ich danke Euch für Eure Gedanken - jeder einzelne ist wertvoll für mich. Ich habe alles gelesen, mal genickt, mal mit dem Kopf geschüttelt.
Zu allen, die denken, er wäre auf eine billige Bettgeschichte aus: Nein, so ist er nicht. Es ist eher so, dass er sich auf den kleinstmöglichen gemeinsamen Raum mit mir zurückzieht: Mein Zuhause. Hier können wir ohne all das Schwere, Alte sein, das da noch ist.
Ich glaube, die Tatsache, dass die beiden es nicht leicht zusammen hatten, macht es noch schwerer für uns, jetzt neu anzufangen. Sie haben zwei Paartherapien gemacht, die nicht gut endeten und mein Freund fühlte sich damals an den Pranger gestellt, wurde wohl als Eisklotz bezeichnet etc. Deshalb möchte er auch mit mir keine therapeutische Hilfe suchen. Er hat viel zu viel Angst, seine tiefen Gefühle anzuschauen. Und er möchte die alten Themen nicht aufwühlen, glaube ich.
Ich habe ihn Anfang des Jahres gefragt, ob wir nicht Freundschaftsringe haben wollen. Das hat er abgelehnt mit dem Hinweis, er trage einfach nicht gern Ringe. Hat mir dann aber im nächsten Satz angeboten, mir die Ringe zu zeigen, die er mit seiner Frau getragen hat. Da habe ich geweint, das hat sehr weh getan. Es zeigt aber einfach, wie sehr er das Andenken an sie schützen möchte und wie wenig er da Platz für eine neue Frau hat.
Seine Söhne wirken auf mich versehrt, traumatisiert, bindungsgestört. Sie haben keine Freunde, sitzen nur zu Hause, sind einsam, traurig, wütend. Es wäre so irre toll, wenn diese kleine Familie Hilfe von außen bekäme. Aber das möchte mein Freund nicht, auf keinen Fall. Er sagt, dass er nicht einfach so die Verantwortung an einen Therapeuten abgeben möchte. Es ist sein Job, seine Jungs zu begleiten.
Ich selbst war lange Zeit schwer depressiv und habe so manche Therapie hinter mir. Oft waren das sehr schmerzhafte Prozesse, aber ich bin daran gewachsen und heute ein reifer, reflektierter Mensch. Dass mein Freund das so ablehnt (und leicht herablassend sagt: "Ja DU, Du greifst einfach zu Hörer und "zack" ist da ein Therapeut!") das macht mich schon traurig.
Ich liebe unsere Gespräche dennoch. Ich liebe seine kindliche Seele, sein künstlerisches Talent. Ich liebe seinen wunderschönen Körper, seinen Duft, seine Art, mich zu küssen. Ich liebe es, in seinen Armen einzuschlafen. Das konnte ich bisher bei keinem Mann, und ich bin fast 49 Jahre alt. Nur bei ihm kann ich daliegen und gehalten werden.
Danke, dass Ihr mich lest.