Kurz vor der Jahrtausendwende wurde ich Chef eines Teams, in der eine Frau war (über 50-jährig), die "Fräulein K" und nicht "Frau K" angesprochen werden wollte.
Die Kollegen machten Witze wie "Spinnweben zwischen den Schamlippen" und anderen, die ich hier nicht zitieren darf.
Als ich den Job gekündigt hatte und nicht mehr ihr Chef war, konnte ich sie endlich mal zu einem Nachtessen einladen.
Was sie mir erzählte, hat mich extrem beeindruckt: Sie ist in einer Familie aufgewachsen, die ursprünglich stockkatholisch war und später in eine Freikirche wechselte.
Sex vor der Ehe war ein totales Tabu, eine Frau hatte einem Mann zu dienen und sollte ihm möglichst viele Kinder schenken.
Die Sachen, die sie mir an diesem Abend erzählte, erinnerten mich sehr an Dinge, die ich in Afghanistan und Iran erlebt hatte, doch in ländlichen Gegenden der Schweiz gab es ähnliche Lebensweisen, auch unter religiösem Vorwand.
Für die Frau, die mit über 50 immer noch Jungfrau war, war es schon ein riesiger Fortschritt, dass sie sich vor einer von der Familie arrangierten Heirat aus dieser Glaubensgemeinschaft getrennt und ein selbständiges Leben begonnen hatte, ganz lösen konnte sie sich nicht von allen Aspekten ihrer extremen Jugend.
Wir hatten mehrere sehr interessante Diskussionen, sie zeigte mir auch ihre Ängste, die ihr als Kind eingeimpft wurden und die sie trotz rationalem Umgang als Erwachsene immer wieder einholten (auch betreffend Sünden und qualvollem Fegefeuer).
Am Ende hatte ich riesigen Respekt vor dieser Frau, wir kamen uns körperlich und geistig näher, und sie wollte, dass ich sie zur Frau mache.
Doch mir war klar, dass ich ihr nicht das geben konnte, was sie wirklich brauchte und wollte, und dies unsere mittlerweile entstandene Freundschaft zerstören würde.
Aber ich hatte einen Freund, der immer nur die eine Frau fürs Leben suchte, und dann in ihr fand.
Fazit: Hinter einigen extremen Dingen stehen leider oft auch extreme Dramen.