Beliebtestes Thema scheint ja das Übertragungsrisiko beim Oralverkehr zu sein. Keine Frage, es gibt eines. Und gleich vorweg, es gibt auch ein Risiko jeden Tag im Straßenverkehr umzukommen.
Das stimmt, aber man sollte doch unterscheiden zwischen "unvermeidbaren", "bewusst tolerierten" und "bewusst eingegangenen" Risiken. Ich kann es leider nicht vermeiden am Strassenverkehr teilzunehmen, wenn ich am gesellschaftlichen Leben teilnehmen möchte, wenn ich dies aber tue, dann versuche ich mich selbst bestmöglichst zu schützen, indem ich beispielsweise selbst die Strassenverkehrsordnugn beachte, nicht bei Rot über die Ampel gehe etc...
Deswegen ist das beste Mittel der Veranschaulichung mal über Wahrscheinlichkeiten zu sprechen.
Die Stochastik ist sicherlich nicht das beste Mittel für eine EInzelperson ein Risiko abzuwägen! Eine Wahrscheinlichkeit gibt ab, [b]wie[/b] wahrscheinlich es ist, dass ein bestimmtes Ereignis eintritt. Leider macht die Wahrscheinlichkeitsrechnung keine Aussage darüber, ob(!) in einem bestimmten Fall etwas bestimmtes passiert, d.h. wenn Du einen Einzelfall betrachtest, dann ist dieser völlig losgelöst von einer zuvor ermittelten Wahrscheinlichkeit.
1 Infektion pro 100 Kontakten und 1 Infektion pro 1000 Kontakten oder Expositionen.
Diese Formulierung ist schon missverständlich, den es ist keine Wahrscheinlichkeitsangabe, diese würde lauten: DIe Wahrscheinlichkeit beträt 1:100.
Ein "liegt zwischen 1:100 und 1:1000" ist keine zuverlässig ermittelte statistische Angabe. Wenn ich 1000 Menschen betrachte, die sich mit kontaminierten Instrumenten verletzt haben und dann betrachte, wieviele Infektionen zustande gekommen sind, kann ich daraus einen statistischen Wert ermitteln. Mir ist es gerade nicht ganz verständlich, wie das RKI auf eine so vage statistische Aussage kommt.
Aber mal völlig abgesehen davon. Ausgehend von einer Wahrscheinlichkeit 1:1000, halte Dir mal vor Augen, was das bedeutet: Es bedeutet nicht, dass Du Kontakt mit kontaminiertem Material haben kannst und es passiert nichts. Im Gegenteil: Ein einzelner herausgelöster Fall kann völlig entgegen der Statistik liegen. Es kann sogar vorkommen, dass Du ein einziges Mal Kontakt hast und bist sofort infiziert. Statistisch gesehen kann es aber auch sein, dass Du 2000 mal Kontakt hast und bist nicht infiziert!!! Glaubst Du nicht?
Dann nimm einen Würfel: Er hat sechs Seiten. Der Wahrscheinlichkeit nach müsste bei 6 mal würfeln eine bestimmte Zahl erscheinen. Wenn Du das nun als Experiment ausführst, so wirst Du feststellen, dass diese Wahrscheinlichkeit erst dann sichtbar wird, wenn Du sehr sehr oft würfelst. Wenn Du n mal würfelst mit n -> oo, dann trifft die Wahrscheinlichkeit von 1:6 exakt zu. Alle Einzelfälle weichen von der Wahrscheinlichkeit 1:6 ab. Das ist auch ein Grund warum die Menschen Lotto spielen, weil sie hoffen, dass sie als Einzelfall nicht in die berechnete Wahsrcheinlichkeit eines 6ers im Lotto hineinfallen.
Was ich im Endeffekt damit sagen möchte: Die Wahrscheinlichkeit einer Infektion nutzt Dir als Einzelperson gar nichts. Sie ist sinnvoll für Versicherungsunternehmen, damit Versicherungssummen kalkuliert werden können, aber nicht um zu sich selbst sagen zu können: Sex mit oder ohne Gummi ist in diesem einen speziellen fall gefährlich / ungefährlich für mich.
Nur spinnen wir das mal auf den Fall des Oralverkehrs. Hier dürfte die Wahrscheinlichkeit wohl bei 1:1.000.000 liegen, wenn überhaupt.
Aus welcher Quelle hast Du diese Zahl? Frei erfunden? Auf welcher Basis hast Du den Wahrscheinlichkeitsfaktor um 3 Zehnerpotenzen erhöht??????
Aber selbst wenn Deine Zahl richtig wäre: Ein 6er beim Lotto ist unwahrscheinlicher, dennoch gewinnen wöchentlich Leute im Lotto, die nicht 1 Millionen Lottoscheine ausgefüllt haben. Einige mögen sogar nur einmal im Leben Lotto spielen und gewinnen. Das ist unwahrscheinlich, richtig, aber die Wahrscheinlichkeitsrechnung sagt nicht aus, dass dieser Fall nicht eintreten kann, sondern eldiglich, dass er unwahrscheinlich ist .-)
Schutz ist gut, aber viele entwickeln eine regelrechte Phobie auf HIV bei Situationen die statistisch kein Risiko birgen.
Statistisch gesehen kein Risiko bedeutet eine Wahrscheinlichkeit von 0 Prozent, bwz 0:n
Wir reden hier haber von einer Wahrscheinlichkeit von 1-10:1000, bzw. von Deiner imaginären Wahrscheinlichkeit von 1:10^6 (die Du in keinster Weise durch eine referenz belegt hast). Statistisch gesehen kein Risiko ist also definitiv falsch.
Nachdem wir ja nun etwas ausführlicher über Wahrscheinlichkeiten geredet haben, kannst Du uns ja vielleicht noch mitteilen, was das Fazit Deines Postings sein soll? Ich verstehe es nicht ganz. Bei einem Risiko von 1-10:100 sagts Du es ist Dir zu hoch und Du würdest Dich, schützen, weiter unten aber:
Also deshalb: schützt euch beim Verkehr, aber lasst bei anderen Dingen mal die Kirche im Dorf.
D.h. ein etwas höheres Risiko sollen wir ignorieren und sagen "Wird schon nichts passieren"? Warum? Ich meine, es bleibt jedem selbst überlassen, wenn Du Dir gerne HIV Viren in den Mund ballern lässt, weil die Wahrscheinlichkeit ja "nur" 1:10^ 6 beträgt (unbewiesene Aussage Deinerseits), dann kannst Du das ja gerne tun, aber warum möchtest Du andere Menschen dazu verleiten.
Darüber hinaus ist HIV nur [b]eine[/b] Krankheit, die man sich zuziehen kann. Wenn Du Dich mal näher mit dem Thema beschäftigst wirst Du sehen, dass die Wahrscheinlichkeit der Infektion mit Hepatitis-Viren um ein vielfaches höher liegt. Und mit der Krankheit ist auch nicht zu spassen.. Leber kaputt bedeutet ein wenig mehr als nur der Verzicht auf Alkohol...