„Puh, man lernt nie aus, danke für die Frage.
Werde ich gefragt was "Jungfrau" bzw "Jungfräulichkeit" bedeutet würde ich so erklären:
Eine Person hatte noch nie Sex mit einer anderen Person, mit der man oral, vaginal oder anal getätigt hat. Unabhängig vom Geschlecht und sexuelle Orienterung.
SB, Sexspielzeuge, Fummeleien bzw. Petting, Orgasmus (z.B. im Schlaf) gehört für mich nicht zur Kategorie "entjungfernen".
Ich frage mich, ob "Jungfrau" bzw. "Jungfräulichkeit" eigentlich ein pejoratives Wort ist. Also ein Wort das abfällig oder abwertend - in diesem Fall - gegenüber einer Frau bezeichnet wird. "Die Alte (z.B. eine 60 Jahre alte, kinderlose Lehrerin) ist bestimmt noch Jungfrau, die muss mal ordentlich besorgt werden" oder Vorurteilen wie: "Mit Jungfrauen Sex zu haben ist gefährlich, dann kleben sie nur an dir." Das sind einige Sprüche, die ich "gehört" oder gelesen habe.
Habe selten - oder besser - nie erlebt, dass eine Person, die jenseits 30 Jahren nie Sex hatte gelobt, bewundert o.ä. wird. Meistens wird man dabei "schräg angesehen" oder der Mann oder die Frau freut sich auf eine "unberührte Jungfer". V.a. weil hierzulande es nicht üblich ist im hohen Alter keinen Sex gehabt zu haben. Über andere Kulturkreisen lasse ich beiseite, weil ich das ein komplexes Thema ist.
Hinzu muss man bedenken, dass die Väter vor vielen, vielen Jahren an einem Sonntag ihre Töchter bzw. unverheiratete Damen als "Jungfer" "präsentiert" haben. Wo haben sie das gemacht? Z.B. auf dem "Jungfernstieg" in Hamburg (viell auch anderswo?). Interessant finde ich, dass unverheiratete Damen als "Jungfer" bezeichnet werden. Wie werden unverheiratete Männer bezeichnet? Junker? Ich glaube dieses Wort wird nicht zum Pejorativum eingeordnet. (Ja, lange Zeit haben wir in einer sehr starken Paternalismus gelebt. (Sprache, Gesellschaft, Politik und Wirtschaft.))
Sollte ich historisch etwas ungenau gewesen sein, korrigiere mich gerne. :)
Das Wort Jungfrau stammt aus dem mittelhochdeutschen juncfrou(we) bzw. althochdeutschen juncfrouwa und bezeichnete eine junge Herrin oder ein Edelfräulein. Nach Wolfgang Pfeifer wurde das Wort auch durch Übertragung der ehrenvollen Bezeichnung der als Gottesmutter verehrten Jungfrau Maria verwendet und stellt ein Äquivalent für lateinisch virgo und ein Synonym für mittelhochdeutsch maget (Magd) dar. Später wurde daraus allgemein ,junges, sexuell unberührtes Mädchen‘. Als jungfräulich für ,unberührt, rein, frisch‘, mhd. juncvrouwelich wurde auch ein Junggeselle für ,unverheirateter Mann‘ bezeichnet, im 15. Jahrhundert ein unverheirateter ,junger Handwerksbursche‘, seit dem 16. Jahrhundert allgemein für ,unverheirateter (junger) Mann‘.[3]
Entsprechende Wörter für Männer sind in der deutschen Sprache heute kaum oder wenn eher abwertend oder ironisch für „Unreifheit“[4] gebräuchlich. Bis ins 19. Jahrhundert wurde mit dem Begriff Jüngling (auch Junker) männliche Keuschheit (aber auch mangelnder Bartwuchs) beschrieben. So entstanden etwa zu dieser Zeit Jünglings- und Jungfrauenvereine, die heute noch über Nachfolgeorganisationen verfügen (vgl. auch Keuschheitsbewegung). Ebenfalls selten geworden ist der Begriff Hagestolz, der ältere Junggesellen bezeichnet. Jungfräulichkeit von Männern wird gelegentlich mit dem englischen Wort Virgin bezeichnet.[5][6] Das entsprechende Wort für sexuell unerfahrene Jünglinge oder Männer im japanischsprachigen Raum ist Dōtei.