Ich glaube, die rein technische Frage nach der Größe ist hier falsch gestellt.
Im Prinzip geht es doch viel mehr um die Frage des Selbstbewusstseins und der Wertschätzung, die dahinter steht. Nun ist es aber nicht einfach nur so, dass man einfach nur genug Selbstbewusstsein haben müsse, und dann spiele die Penisgröße gar keine Rolle mehr. Das Problem für viele Männer wird durch folgende Aspekte verschärft:
1) Viele Männer haben das Gefühl, ein zu kleiner Penis beim Mann spiele eine viel größere Rolle als beispielsweise eine kleine Brust bei einer Frau. Warum? Für viele Frauen klingt es selbstermächtigend und positiv, wenn sie deutlich sagen, was sie wollen und damit Selbstbewusstsein demonstrieren. Empowerment! Ich bin es mir wert, einen Mann mit einem zu kleinen Penis abzulehnen und klar zu sagen, was ich möchte!
Von Männerseite aus dagegen klingt es ganz schnell demütigend, herabwürdigend und sexistisch, wenn sie beispielsweise eine Frau auf ihre großen Brüste reduzieren oder klar äußern würden: "Mindestens Brustgröße XY". Insofern herrscht hier ein Ungleichgewicht. Zu vergleichen ist das damit, dass es für Frauen kein Problem ist zu sagen, sie würden nur Männer über einer gewissen Körpergröße daten, für Männer dagegen ist es ein Problem zu sagen, sie würden nur Frauen unter einem gewissen Körpergewicht daten. Was für die einen ein Zeichen für empowerment und Emanzipation ist, ist für die anderen ein Zeichen von Herabwürdigung und Sexismus.
Und um das deutlich zu machen: Ich spreche hier von statistischen Unterschieden, nicht, dass das bei allen Frauen oder Männern oder gar bei der Mehrheit so sei. Aber das Ungleichgewicht besteht.
2) Frauen können sich normalerweise ihren Sexualpartner aussuchen, Männer sind auf der Suche. Angebot und Nachfrage passen einfach nicht zueinander, ein altes Phänomen, das sich in der unfassbar unterschiedlichen Zahl der Anschriften an Frauen im Vergleich zu Anschriften an Männer zeigt, aber auch an drastisch unterschiedlichen Clubpreisen usw. Männer und Frauen scheinen, was Sexualität angeht, für die meisten Männer wie für Frauen einen ganz unterschiedlichen "Wert" zu besitzen, was ich persönlich sehr bedauerlich finde, ohne da jetzt eine Seite dafür anklagen zu wollen.
Dieses Phänomen verschärft aber das, was ich unter Punkt 1 geschrieben habe:
Eine zu kleine Brust beispielsweise oder andere Dinge, die eine Frau als körperlichen "Mangel" bei sich ansehen würde, senken ihren "Marktwert" oft nur minimal, d.h., sie würde (statistisch!) dennoch immer noch genügend auch gut aussehende oder für sie attraktive Männer daten können und sie kriegt trotzdem eine Unmenge an Nachrichten hier.
Männer hingegen fühlen oft, dass ein zu kleiner Penis ihren sowieso schon kaum vorhandenen "Marktwert" noch weiter senkt oder sie völlig aus dem Spiel wirft. Auf viele Dates braucht man dann gar nicht erst antworten, und die Erfahrung ist für viele sowieso, dass niemand sie jemals von sich aus anschreiben würde. Ein weiteres Ungleichgewicht.
Das sind nur meine gedanklichen Anregungen zu der Frage, wieso eigentlich die Frage nach der Penisgröße für viele Männer so bedeutsam sein könnte. Die generelle Aussage, es komme nicht auf die Größe an, sondern die inneren Werte oder die Technik, mag ja theoretisch richtig sein, viele Männer empfinden sie aber als praktisch falsch, weil sie in der Wirklichkeit ganz andere Erfahrungen machen.