„Nun wollen wir von euch wissen:
Wie schafft ihr es, dass sich in eurer Beziehung alle als Gewinner:innen fühlen?
Und was sind eure Vergleiche, um zu erklären, wie eine Beziehung gut funktionieren kann?
Ich weiß nicht, was soll es mir bedeuten? Kooperationspiele? Konkurrenz? In einer Beziehung?
Dazu mal meine Vergleiche.
Offensichtlich basiert die geschilderte Beziehung im Beispiel auf der Ebene Du & Ich. Oder Ich & Du. Darin erkenne ich dann auch eine Kooperation der Partner, in der es durchaus Gewinner und Verlierer geben kann. Die Problemstellung eben, die diese Ebene wohl auch oft mit sich bringt.
Ich verstehe unter einer Beziehung eine Vereinigung, wo aus Du & Ich die Wir-Ebene entsteht. Auch hier gibs Gewinner oder Verlierer. D.h., gewinnt sie, gewinne ich auch, verliert sie, verliere ich auch. Weil wir ein Wir sind. Es gewinnen oder verlieren immer beide, da sie im Wir vereint sind.
Konkurrenz untereinander sollte keinen Platz in einer Beziehung haben. Das führt eher zum Verlust der Beziehung als deren Erhalt. Womit wir wieder beim Du & Ich bzw. dann beim Du vs. Ich sind. Das ist dann keine Basis mehr.
Ich frage mich auch, ob es einen Grund gibt, das Stichwort Kompromiss auszusparen, es stattdessen aber als Kooperation zu verkaufen? Sicher weil es konstruktiver klingt, denn ein Kompromiss bedeutet auch immer einen gewissen Verzicht für den einen und einen Gewinn für den anderen. Also soll das nicht so genannt werden. Obwohl ein Kompromiss tatsächlich bedeutet, dass beide von ihrer Position abweichen. Daher sollte das immer nur eine Notlösung sein, eine Ausnahme, nicht die Regel.
Dafür fiel der Begriff, sich "einig" zu sein, bzw. werden. Fällt auch unter Flexibilität. Eine Einigung ist ein Deal wo beide was von haben und keiner Abstriche machen muss. Oder auch einfach sagt- ach komm, ist gut, ist mir jetzt nicht so wichtig. Einigkeit ist aber auch keine Einbahnstrasse. Es ist ein geben und nehmen.
Als Beziehungsmensch unterscheide für mich stets nach der Ebene "Du & Ich" und "Wir". Ich bin letzteres. Ich strebe keine Kooperation an, dafür eine Vereinigung. Man kann auch sagen: Gleich und gleich gesellt sich gern vs. Gegensätze ziehen sich an. Für jene kommt eine Vereinigung kaum infrage, wohl aber eine Kooperation. Und natürlich wenn sich beide Vertreter untereinander binden wollen.
Wenn es aber nun heißt: "Beziehungen sind ein kooperatives Spiel", liest sich das so, als bilde es die Norm ab, welche auch immer das ist. Vlt und ganz sicher auch das gegensätzliche, bedingt durch Poly, Promiskuität, F+, LAT usw., wie es hier im Joy mehrheitlich auch angetroffen wird. Unter diesen Ausgangspositionen ist viel mehr als eine Kooperation auch kaum möglich und das sorgt für Schwierigkeiten, die der Artikel beleuchten wie behandeln will. Dass es daneben aber auch und immer noch das "WIR" in einer Beziehung gibt, wird gar nicht erst angefasst um nicht zu sagen- ignoriert. Vermutlich richtet sich der Artikel auch nicht an jene Leserschaft, weswegen man darauf auch nicht näher eingehen muss.
Sollte es aber jemals soweit kommen, dass ich eine Beziehung als ein kooperatives Spiel sehen und empfinden müsste, bin ich raus und bleib Single. Entweder WIR oder gar nicht.