„Wo viele hier die ach so schrecklichen Arbeitsbedinungen anprangern darf ich wissen welche die sind, darf ich ?
Klar, da Du es offensichtlich geschafft hast 40 Jahre in einer anderen Gastro zu arbeiten, als der Rest der Welt:
• tendenziell auf lange Sicht gesehen schlechte Bezahlung - man kann zwar ggf. sogar halbwegs manierlich einsteigen wenn man das Trinkgeld dazurechnet, insbesondere dann, wenn man auch Zuschläge für Nacht- und Wochenendearbeit bekommt. Aber auf Dauer überholen einen dann doch viele Branchen.
• Arbeitszeiten, die häufig komplett konträr zum Rest der Bevölkerung laufen (es ist übrigens erwiesen, dass Schicht- und Nachtarbeit gesundheitlich nennen wir es mal: suboptimal sind). Arbeitstage das Gleiche: Weihnachten, Silvester etc.
• Arbeitszeiten, die völlig unflexibel sind. Im Büro kann ich ggf. auch mal mehr oder weniger spontan später kommen oder früher gehen, etc. Völlig undenkbar, dass man in der Gastro den Chef anruft und ihm mitteilt, dass man morgen erst später kommt...
• Pausen- und Arbeitszeitregelungen waren (zumindest bis vor 7 Jahren oder so strengere Zeiterfassungsregelungen eingeführt wurden) eher nur optional, und ich vermute, dass das auch heutzutage noch nix im Vergleich zu einem Bürojob ist
• wenn im Büro ein Kollege ausfällt, muss dessen Arbeit u.U. auch mit aufgefangen werden, ggf. auch mit Überstunden. Aber es wird selten erwartet, dass man dafür dann am Wochenende reinkommt. In der Gastro ist das anders, da haben die Festangestellten seinerzeit auch mal zwei Wochen durcharbeiten müssen, ohne freie Tage. Weil der Chef macht ja nicht den ganzen Laden zu, nur weil ein, zwei, drei Leute ausfallen. Müssen die anderen halt länger und öfters arbeiten
• hoher Stressfaktor, weil eben Niedriglohnsektor und daher vieles "auf Kante genäht". Was nicht klappt, müssen i.d.R. die Mitarbeiter ausbaden. Die sowieso auch gegenüber dem Gast immer alles ausbaden müssen, wofür sie teilweise gar nichts können. Und trotzdem muss man immer freundlich bleiben
• je nach Art der Gastro kann es auch körperlich sehr anstrengend sein, gerade wenn Pausenzeiten und Arbeitszeitregelungen nicht eingehalten werden
• Ca. 2/3 der Gastrojobs in Deutschland sind lediglich Minijobs, d.h. darüber hat man quasi keine nennenswerte Absicherung im Alter
So mal für den Anfang. Natürlich treffen nicht alle Punkte auf alle Betriebe zu. Es gibt Schwarze Schafe, wo man all das hat und es gibt Läden, wo man nichts dergleichen hat. Vieles ist aber irgendwo dazwischen, und auch wenn einen vielleicht manches oder auch vieles davon nicht betroffen hat, wundere ich mich schon, dass man es nicht zumindest gesehen hat. Und daher pauschal sagt, dass Gastro super ist.
Ich meine ich fand Gastro auch geil.
Weil ich es im Studium zwei, drei, vielleicht ab und an auch mal vier Tage die Woche gemacht habe. Natürlich bin ich da von vielem nicht in gleichem Maße betroffen wie die Vollzeitangestellten. Und natürlich war immer klar, dass ich es nicht den Rest meines Lebens machen werde, da sieht man dann auch mal über das eine oder andere Ärgernis hinweg.
Ansonsten: