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An was macht Ihr so im Allgemeinen die Höhe des Trinkgelds fest?
Am Preis? An der persönlichen Leistung des Gegenüber? Irgendwie Prozentual?
Da ich während meines Studiums ausgiebig in der Bar gearbeitet habe und man da natürlich immer dankbar für ein manierliches Trinkgeld war, bin ich da jetzt natürlich auch entsprechend großzügig.
Eigentlich gebe ich bei praktisch jeder Art von Dienstleistung Trinkgeld. 10% ist Minimum, bei kleineren Rechnungen teilweise auch deutlich mehr (ein Getränk oder so à 3,80 € ist ein Fünfer, egal ob das prozentual eigentlich völlig den Rahmen sprengt).
Bei einem besonders guten Service gebe ich auch gerne mehr. Wenn ich dagegen unzufrieden bin (und es im Einflussbereich des Mitarbeiters lag), dann aber eher gar nichts, als dann irgendwie abzustufen, dass das heute aber nur 4,34% Tip wert war. Dann kommuniziere ich das auch entsprechend, dass das und das nicht gepasst hat. Die Ableitung, warum es dann jetzt kein Trinkgeld gibt, kriegen die Leute dann selber hin.
Oder ist das in der heutigen Zeit gar nicht mehr drin? Oder grade erst recht?
Die Denke, dass man sich Trinkgeld nicht leisten kann, habe ich nie verstanden.
Rührt aber auch aus meiner Zeit als Barkeeper her, wenn dann Gäste in der gehobenen Cocktailbar saßen und teure Drinks schlürfen, bei der Rechnung dann aber entschuldigend lächeln, weil sie sich auch die letzten 10 Cent rausgeben lassen: "Sorry, bin auch nur Student."
Bevor ich mir diese Blöße gebe, bleibe ich lieber daheim. Denn wenn ich kein Geld mehr für ein angemessenes Trinkgeld habe, dann kann ich mir den entsprechenden Laden offenbar nicht leisten.
.... oder nur ab und zu, gemessen an der "Leistung"? Oder der Sympathie? Oder um beim nächsten Mal bevorzugt behandelt zu werden?
Letzteres spielt in der Gastronomie sicherlich eine gewisse Rolle.
Grundsätzlich sollte man natürlich den Anspruch haben, dass alle Gäste zufrieden sind. Aber klar hat es immer Vorteile, wenn der Barkeeper, die Bedienung etc. einen (positiv) im Gedächtnis behalten hat. Und das geht natürlich auch übers Trinkgeld.
Es darf halt nicht zum Nachteil der anderen Gäste sein. Klassisches Beispiel sind die Leute, die ihre Drinks gerne stärker mögen. Ist zwar meistens nicht sinnvoll, weil es den Geschmack verfälscht, aber der Kunde ist ja König. Nun muss ich als Barkeeper aber dann eigentlich auch etwas beim Preis aufschlagen. Bei jemandem, der mir positiv im Gedächtnis geblieben ist, lässt man da auch mal Fünfe gerade sein...
... oder unterstützt man mit zu viel Trinkgeld nur die Ausbeutung durch Arbeitgeber, die sich darauf verlassen?
Sicherlich ein berechtigter Gedanke.
Andererseits: es braucht natürlich niemand zu glauben, dass er ohne den Trinkgeldusus günstiger käme. Wenn die Angestellten pauschal sagen wir 5-10% mehr verdienen würden und es dafür kein Trinkgeld gäbe, dann würden die Getränke, das Essen, die Dienstleitung eben von vorneherein 5-10% mehr kosten. Und man hätte als Gast nicht bis zu einem gewissen Grad die Möglichkeit seine Zufriedenheit in den Gesamtpreis einfließen zu lassen.
Für die Angestellten wäre es sicherlich besser sie würden von vorneherein mehr verdienen (sieht man auch hier in dem Thread, wo man ja das Gefühl hat im Trinkgeldparadies zu leben - was natürlich daran liegt, dass sich die Knauser hier kaum äußern werden
), aber am Ende ist ihnen ja auch nicht damit geholfen, wenn man ihnen kein Trinkgeld gibt, weil ausbeuterische Arbeitsbedingungen, und so...