Aber ich lese eigentlich nie von den Tops, daß sie sich öffnen, zeigen, total nackt machen.
Geht das nur mir so, daß ich als Top das Gefühl habe, daß ich mich der Partnerin, dem Partner völlig öffne und mein Innerstes im Spiel offenbare? Daß ich mich eigentlich völlig nackt mache, innerlich.
Mir ist gar nicht so richtig klar, was du und andere unter “völlig öffnen” und “nackt machen” verstehen.
Ich hatte seit Jahren keine Top-Position in einer festen Liebesbeziehung, sondern eben nur in Spielbeziehungen oder auch sporadischen und einmaligen Session-Plays. Daher nur aus dieser Perspektive von mir.
Ich behalte die Zügel in der Hand und lenke. Ich lasse mir nicht in die Karten gucken, indem ich meine kompletten Vorlieben, Phantasien und konkreten Pläne offenbare. Noch weniger liefere ich Drehbücher. Dahingehend bleibe ich also eher bedeckt.
Im Gegenzug möchte und muss ich von Sub aber recht viel erfahren, um nicht unwissentlich in Grenzbereiche zu rutschen oder Tabus zu brechen.
Zweitens, Gefühle im Spiel. Ich biete Empathie und Halt und Führung. Wenn ich mich schwach fühle oder nicht in der Lage zu etwas, dann begebe ich mich nicht auf dieses Terrain. Ich werde eine/n Sub in dem Kontext aber nicht mit meinen Ängsten, Sorgen oder Zweifeln konfrontieren. Auch da bin ich kein offenes Buch oder “nackt”.
Positive Gefühle zeige ich.
Ich mache mich auch im wahrsten Sinne des Wortes nicht “nackt” und bleibe angezogen. Sub hingegen nicht.
Summa summarum: Sub ist bei mir nackter und “offener” als ich es bin.
Das heißt aber keinesfalls dass es mir an Empathie und Gefühl fehlt.
Ich hoffe ich habe die Frage überhaupt richtig verstanden.
Mein Mann, der in unserer Ehe der Dominante ist und ich bottom, ist für mich im BDSM ebenso kein “offenes Buch”. Ich glaube ich will es aber auch nicht anders, da es mir viel an Spannung nehmen würde. Ich mag es besonders, dass ich eigentlich nicht so recht weiß, was in ihm schlummert und was noch alles kommt…
Sorgen und Ängste macht er mehr mit sich selbst aus, generell. So ist er einfach.