Lilliu, die Ruhelose.
Teil 5
Lilliu erinnert sich weiter. An die Zeit nach ihrer Ausbildung, als sie fast siebzehn Naturzyklen alt war:
Ihr innig geliebter Freund Eru verließ das Dorf für immer und sie hatte zur gleichen Zeit eine Tochter geboren. Diese trug keine Inannu. Wie der Zufall - und Göttin INANNA – so spielt. Vom Stamm bekam sie den Namen Anwi verliehen.
Ihre Freundin Shivi hatte etwa einen Naturzyklus zuvor einen Jungen zur Welt gebracht. Auch für ihn wurde vom Stamm seinen Namen bestimmt, der Sammo lautete.
Weder Shivi noch sie durften Ihre Kinder selbst stillen. Das taten Frauen des Stammes, mit deutlich größeren Brüsten, die den Neugeborenen mehr und kräftigere Milch geben konnten.
Auch galten sie selbst noch zu unerfahren, um ihren Kindern den Respekt und die Ehre des Stammes zu vermitteln. Sie hatten Wichtigeres zu tun.
Spätestens zwanzig Tage nach ihrer Niederkunft war jede Frau wieder ein Vollmitglied des Stammes. Oder sie war an den Folgen der Geburt zuvor verstorben.
Von der Stammesmutter wurde jetzt über ihren weiteren Lebensweg in der Großfamilie entschieden. Eine Wahlfreiheit ihrer zukünftigen Arbeit gab es nicht. Die Möglichkeit eines Widerspruchs auch nicht. Entweder man stimmte zu und blieb beim Stamm. Oder nicht und wurde sofort in die Wildnis verstoßen. So wie die Jungen. Nur eben ohne vorheriges Überlebenstraining. Der schnelle Tod war sicher. Widerspenstigkeit im Stamm führt nur zu seinem Untergang.
Shivi wurde Jägerin. Deren Ausbildung übernahm Bruna, die aktuelle Jägerin des Stammes. Ihre Freundin war zufrieden mit dieser Entscheidung. Sie legte sich deshalb auch eine standesgemäße Frisur zu.
Deren Ausbildung entsprach weitestgehend der von Jungen. Den Unterschied machte das Anlocken von Wanderern. Das kennen wir noch von Illvari.
Shivi sah sie also drei Zyklen lang nicht mehr. Danach wieder häufiger.
Ihre ewige Freundin und Geliebte wurde eine großartige Jägerin. Sie begleitete sie bei ihren Einsätzen, fern vom Dorf, zu ihrem Schutz. Nur sie beide, allein in der gefährlichen Wildnis, auf bisweilen langen Wegen. Sie bewahrte sie vor so vielem Unheil und von ihr bekam sie im Gegenzug unendliche Liebe geschenkt. Bis zum heutigen Tag.
Sie selbst wurde von der Stammesmutter zu deren „Inannu“ ernannt. Was bei einer Inannu-Trägerin auch zu erwarten war.
Dies ist die Gelegenheit, kurz den Begriff „Stammesmutter“ näher zu erklären:
Sie muss nicht zwangsläufig eine biologische Mutter sein und auch nicht die Älteste im Dorf.
Diesen Status bekommt eine beliebige, reife Frau des Stammes per Wahl zugeteilt, die die Mehrheit der Stammesfrauen für geeignet halten.
Meist werden es erfolgreiche Jägerinnen mit langjähriger Erfahrung, die dadurch auch weit herumgekommen sind. Die folglich auch viele Kontakte mit anderen Stämmen und Wanderern hatten.
Oder sie sind halt besonders intelligent, oder besonders beliebt im Stamm. Oder: Siehe weiter unten.
Warum ist eine „Inannu“ wichtig? ... Nun:
Ein Grund ist, dass eine Stammesmutter mit ihrer Inannu - so nennt man überall diese speziellen Frauen – jederzeit Sex wie mit einem saftigen Wanderer praktizieren kann. Nur mit einem vergleichbar erotisch duftenden, warmen, lebendigen Mannesast im Lustkelch, gelingt die sehr beliebte lange und tiefe Vereinigung. Der extrem multiple Orgasmus. Mit bloßem Fingern gelingt sie nur selten. Mit leblosen Gegenständen gar nicht.
Die weiblichen Inannari sind ganz wild darauf! Erleben sie ihn nur selten, werden sie psychisch krank. Wirklich gefährlich krank. Das ist kein Spaß!
Ein weiterer Grund: Mit einer loyalen Inannu an ihrer Seite kann sie im Stamm Günstlingswirtschaft betreiben und ihre Macht gegenüber Widerspenstigen ausspielen. Wer der Stammesmutter gehörig ist, bekommt regelmäßig ihre Inannu ausgeliehen. Wanderer sind ja bekanntlich Mangelware, die ihnen diesen Superorgasmus in gleichem Maße verschaffen können. Ein weiterer großer Vorteil einer Inannu ist, dass sie nicht schwängern kann.
Ebenso ist es zu Nachbarstämmen, die selbst keine Inannu in ihrer Gemeinschaft haben. In diesem Falle ist sie ein wertvolles, zeitlich beschränktes Handelsgut. Entspannender und sehr befriedigender Sex gegen Waren oder politischen Zugeständnissen.
Ähnlich verhält es sich mit Wanderern. Alle sind sie rattenscharf auf eine Inannu. Kommt es ihnen zu Ohren, strömen sie herbei. Sie bekommen die Inannu für ein bis zweimal. Aber nur, wenn sie auch die älteren oder unansehnlicheren Frauen des Stammes befruchten.
Dies alles hatte Lilliu nun seit so etwa dreizehn Naturzyklen gelernt und ausgeübt. Mehr oder weniger erfolgreich und mit ebensolcher Lust.
Bei ihren Einsätzen außerhalb des eigenen Stammes ging sie nicht immer leer aus. So sind zum Beispiel ihre tollen Körpertattoos das wertvolle Geschenk eines ganzen Stammes an sie und ihre Liebe zu ihnen. Den hübschen Gürtel schenkte ihr ein wirklich lieber Wanderer. Alles andere waren besondere Zuwendungen kulinarischer Art bei anderen Stämmen.
In ihrem eigenen Stamm steht sie in der Beliebtheit an oberster Stelle. Das kommt auch ihrem Kind zugute. In einem Naturzyklus wird Anwi vierzehn. Den Meister für ihre Tochter durfte sie beim Großen Rat der Stämme vor zwei Zyklen selbst auswählen. Eine große Ehre!
Lilliu hat nun lange genug in Erinnerungen geschwelgt und gefaulenzt! Eine wichtige Aufgabe hat sie auszuführen! Ihre Inannu wird wieder einmal dringend gewünscht!
Ruhelos geht sie weiter ihren Weg. Auf Pfaden, die sie inzwischen recht gut kennt.
ENDE
von „Lilliu, die Ruhelose.“
P.S.: Dieses Konstrukt passt wohl doch besser auf RENDEROTICA.com.
Wer die Story weiterverfolgen möchte, allerdings auf englisch, der folge bitte diesem Link:
https://www.renderotica.com/artists/roland-w/Gallery.aspx?folderid=635816