Eine Kränkung ist aus meiner Sicht eine völlig normale menschliche Reaktion. Irgendwie bin ich auch froh, dass es sowas gibt. Sie zeigt mir, dass ich empfindsam bin, dass ich durch bestimmte Dinge verletzbar bin.
Was aber genau geschieht, bleibt meiner Meinung nach oft schwer zu fassen. Von „destruktiven Energien“ ist die Rede, von „komplexen Emotionen“, von Angriffen auf Ehre, Würde, Wert etc. Worte so groß wie unbestimmt. Aber, was ist es, was den im Kern verletzt wird? Ich glaube, dass es sehr häufig unsere narzisstischen Bedürfnisse sind, die eine Kränkung auslösen. Und die sind in der Regel Bedürfnisse, die, wenn sie erfüllt werden, unser Selbstwertgefühl stärken. Narzisstisch heißt ja nichts weiter als den Selbstwert betreffend. Zumindest so mein empfinden. Und hier ist es aus meiner Sicht dann völlig irrelevant, um welche Forenthemen es sich handelt.
Ich bin insbesondere bei Themen im Forum oder aber auch bei den Vorlieben in Profilen, Profilangaben im allgemeinen, eher auf der Schiene der Objektivität - Selbst - und Fremdwahrnehmung unterwegs.
Beispiele gibt es ja zur Genüge. Gehört werden, gesehen werden, beantwortet werden, anerkannt werden. Alles Dinge, die wir Menschen notwendig brauchen, um uns im Kontakt mit einem anderen Menschen wohlzufühlen. Sei es auch durch einen Forenbeitrag, der in irgendeiner Form Bestätigung findet. Die Kränkung zeigt, dass da etwas in mir berührt wird, was sehr weh tut und kein Lächeln erzeugt.
Ein Mensch der immer wieder sagen wir mal wegen seiner vermeintlichen körperlichen Defizite abgelehnt wird, empfindet und reagiert sehr häufig auf solche Situationen völlig anders, als ein Mensch, der sich seiner Unperfektheit bewusst ist, diese jedoch so annehmen kann wie es ist.
Eine Kränkung ist daher aus meiner Perspektive immer einer Mischung aus verschiedenen emotionalen Zuständen. Wir fühlen uns ohnmächtig. Wir sind empört, dass der andere so oberflächlich und ablehnend agiert. Wir sind zum Teil traurig, weil wir nicht anerkannt werden etc. oder wie im TE beschrieben Ohnmacht über nicht vorhandener Toleranz.
@*****ite beschreibt es dem Grund nach sehr gut. Wobei ich dies jedoch nicht alleine auf ein nicht so neutrales Vokabular ableiten würde. Die Erwartung, dass im Leben alles glattläuft und man die Kompetenz besitzt, alle Lebenssituationen bewältigen zu können, ist Teil unseres primären Lebensgefühls, so mein Verständnis. Der „primären Größenfantasie“. Sie ist notwendig, um das Leben und seine Aufgaben überhaupt in Angriff zu nehmen.
Kritisch ist allerdings, dass es viele Menschen gibt, die nie gelernt haben, dass im Leben eben doch nie alles so läuft wie gedacht, dass man doch nie allen Anforderungen gewachsen und gerecht ist. Wenn jemand im sogenannten „primitiven Narzissmus“ steckenbleibt, in der Wahrnehmung, dass, wenn nicht alles gut ist, offenbar alles schlecht sein muss. Wenn man nie gelernt hat, mit Kränkungen umzugehen, ist es für den, der sich gekränkt fühlt, sehr schwer diesem zu entrinnen.
Ich glaube, wir können als Menschen nur überleben und uns vor diesen „Kränkungen“ schützen, wenn wir eine gewisse Resilienz gegenüber kleinen Kränkungen haben. Und diese Resilienz, diese Widerstandskraft erwerben wir dadurch, dass wir ein starkes inneres Selbst in uns haben. So mein empfinden.
Wie immer nur meine persönliche Meinung.