@********nT97
Inzwischen hat also dein Gespräch stattgefunden. Es dann stattfinden zu lassen, wenn sie gerade wieder will, ist der Wahl nach m.E. kein idealer Zeitpunkt. Die Situation ist bereits emotional geladen.
Ich nehme nun wieder Bezug auf meinen ersten Post
Freundin möchte Sex mit Umschnall-Dildo und stelle erstmal (m)eine BDSM-Sicht dar.
Du nummerierst, ich folge dieser Nummerierung.
1. Die Zustimmung zu Fesselspielen war nicht für immer sondern ist vor jedem Spiel erneut einzuholen. Es mag den Hardcore-Spielern und deiner Freundin lächerlich vorkommen, aber bei mir beginnt nach dem Vorgespräch eine Session mit den (sinngemäßen) Worten: "Erlaubst du mir, dich zu berühren?"
Natürlich gibt es einen extra Kick mit Knebel, denn dann ist die Hilflosigkeit, die der Sub normalerweise erleben will(!), noch ein Stück größer. Aber sieht man davon ab, dass nicht jeder Knebel mag, geht es um den Kick des Sub. Der Top kann daraus natürlich auch seinen Kick ziehen, aber nochmals: konsensuell!
2. Auch hier gilt wieder: Die Zustimmung ist vor jeder Session einzuholen. Ich zitiere aus meinem erste Post zu ihrer Aussage, du würdest dich ganz schön anstellen: Wenn der/die Top Sprüche loslässt wie "stelle dich nicht so an" oder "das war doch nicht so schlimm", dann wirf ihn/sie raus.
Wenn eine Session nicht beiden Spaß macht, dann sollte sie nicht stattfinden.
3. Du hast dich auf eine Abmachung eingelassen, bei der du die Kontrolle abgibst. Letztendlich ist das, was du genehmigt hast: Wenn du keinen Orgasmus hast, dann darfst du mir unangenehme Gefühle zufügen, bis du einen hattest.
An dem Gedanken ist nichts fair.
4. Du fragst tatsächlich nicht mehr nach normalem Sex!? Dann wird's Zeit!
Das hat durchweg nichts mehr mit gesundem (konsenuellem) BDSM zu tun.
Nun zurück zur Küchenpsychologie.
Du konntest sie nicht widerlegen. Das musst du auch nicht. Wie schon gesagt: Du musst jedesmal erneut deinen Konsens geben. Du stehst ihr nicht "einfach so" zur Verfügung, wie eine Maschine, die man ein- und ausschalten kann. Du bist nicht ihr Eigentum, benimmst dich aber teilweise so.
Du hattest ein schlechtes Gewissen. - Welche Sünde hast du begangen? Dass du "nein" zu ihren Forderungen gesagt hast? Das ist keine normale und gesunde Reaktion, wenn sich ein erwachsener Mensch dagegen abgrenzt, wenn er gegen seinen Willen etwas tun oder erdulden soll.
Sie hat den Tag lang ziemlich genervt. - Emotionale Erpressung. Ich sorge bei dir für schlechte Stimmung, wenn du mir nicht gibst, was ich will. Du musst dafür sorgen, dass ich gute Laune habe. Abermals kein erwachsenes Verhalten.
Sie sagt, was das Beste für euch(!) wäre. Nein, sie sagt, was das Beste für sie wäre. Sie kann dir nicht sagen/vorschreiben, was gut und schlecht für dich ist. Das ist wieder nicht erwachsen.
Sie verspricht dir, dass du schöne Gefühle kriegen wirst. Vorschlag: Schließt einen Vertrag ab und sie überweist eine bestimmte Summe auf ein geeignetes Konto, sagen wir mal 250.000.- Wenn du nach einer bestimmten Frist, sagen wir mal drei Monate, nicht bestätigst, dass du schöne Gefühle bekommen hast, darfst du die Summe behalten. Wird sie auf sowas eingehen?
Ich halte mich normalerweise mit emotionalen Äußerungen zurück, aber jetzt gruselt es mich. Das war kein Gespräch unter Erwachsenen sondern eines unter Kindern. Beide wollt ihr, dass sich der andere ändert, damit es euch besser geht. Beide verlangt ihr vom anderen, dass er euch glücklich macht. Beide braucht ihr den anderen, um eure Gefühle zu regulieren vom rum nerven bis zum schlechten Gewissen. - So gehen Erwachsene nicht miteinander um!
Ihr macht erste BDSM-Erfahrungen. Bei frühen Erfahrungen ist es nicht anders als wenn Kinder laufen lernen: sie fallen öfter mal hin und tun sich weh. Das soll aber keine Verharmlosung sein. Ich wiederhole nochmals aus einer früheren Antwort sinngemäß: Deine Freundin muss sich vor Augen führen, dass das, was sie mit dir getan hat, eine Straftat darstellt. Lediglich der Konsens macht aus der Körperverletzung und Freiheitsberaubung eine straffreie Tat.
Diskutiert wurde in früheren Beiträgen einiger Antworter auch emotionale Abhängigkeit. Aus deinen Äußerungen inkl. deiner letzten größeren Antwort würde auch ich (küchenpsychologisch) Tendenzen herleiten. Ich bin allerdings auch nicht kompetenter als die anderen Antworter hier. Aber es gibt einen Berufsstand, der sich damit befasst.
Die zugehörige Persönlichkeitsstörung als pathologische Ausprägung wäre die "dependente Persönlichkeitsstörung" oder "abhängige Persönlichkeitsstörung". Solange kompatible Partner da sind, kann eine solche Beziehung mehr oder weniger gut funktionieren. Irgendwann eskaliert sie, u.U. erst nach Jahrzehnten. Charakteristisch für diese Persönlichkeitsstörung ist, dass keine Krankheitseinsicht da ist ("das ist alles nicht so schlimm" ist eine typische Aussage der Patienten), dass sich der Abhängige nicht vorstellen kann, ohne seine Bezugsperson leben zu können, er kann nichts selbstständig entscheiden, er kann nicht alleine sein, er will es immer nur Recht machen, das schlechte Gewissen, wie du es erwähnt hast, ist auch nicht unüblich. Für ihn steht die Beziehung im Vordergrund, nicht die Person, zu der er eine Beziehung hat. Charakteristisch dazu ist, dass er nach einem Beziehungsende sehr schnell eine neue Beziehung beginnt. Das kann so weit gehen, dass er widerspruchslos misshandelt wird. - Das mag heute für dich nicht gegeben sein, aber das übliche Spiel ist: Was wird passieren, wenn "das" so weiter geht und immer schlimmer wird?
Wie gesagt, wir sind hier alle Küchenpsychologen. Aber es gibt den Berufsstand der Psychologen und Psychiater und der kann eine korrekte Diagnose stellen.
Irgendwo in einer Antwort wurde eine Therapie angeregt. Ohne Diagnose keine Therapie. D.h., was du tun kannst ist, dass du deine Situation zusammenfasst, einen Profi konsultierst und dann klärst, wie weit du dich von der Normalität entfernt hast. Deine Reaktionen und Verhaltensweisen sind nicht normal, wie schon in anderen Antworten dargestellt wurde. Deine Freundin kann das auch tun, d.h., ihr könnt auch gemeinsam z.B. einen Paar- und Sexualtherapeuten aufsuchen. Normal ist, dass "man" (du) nur Dinge mit sich tun lässt, die man mag. Du lässt aber Dinge mit dir tun, die du ablehnst. Normal ist, dass man (deine Freundin) mit dem Partner nur "schöne" Dinge tut, die der Partner mag und denen der Partner zugestimmt hat. Sie hat das nicht getan. Normal ist, dass man seine Wünsche und Ablehnungen äußert ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Normal ist, dass man sich nicht selbst verleugnet. Normal ist, dass man seine Grenzen schützt. Normal ist nicht, dass der Partner bestimmt oder bestimmen will, was für dich gut oder schlecht ist und wie du zu fühlen und zu denken hast.
Ich muss dir sehr direkt sagen, dass es Leute gibt, die ich nicht in einer Session nehmen sondern denen ich raten würde, einen Psychologen aufzusuchen. D.h., das habe ich schon einmal gemacht. Euch beide würde ich nicht nehmen. Ich würde dich nicht fesseln, da du nicht in der Lage bist, "nein" zu sagen, wenn ich etwas tun würde, das dir nicht gefällt. Ich fessele nur Menschen, von denen ich mich fesseln lassen würde. Und ich würde mich nach deinen Schilderungen nicht von deiner Freundin fesseln lassen, da sie über deine Grenzen bestimmen und dir sagen will, wie du dich zu fühlen hast.