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In welchen Fällen wart ihr eurem (Sex)Partner gegenüber schon unehrlich, wenn es um “Performance” oder sexuelle Attraktivität ging?”
Und warum?
“Performance”: Bezogen auf die Qualitäten als Liebhaber/in, “Technik”, Ausdauer, Vortäuschen von Lust oder Orgasmus (…)
Als ich den Mann kennenlernte, mit dem ich meine erste und bisher einzige Beziehung hatte, war ich zu dem Zeitpunkt sexuell komplett uninteressiert. Ich blieb das auch bis 29 und entwickelte erst dann eine Libido. Mir war aber schmerzlich klar, dass es für mich schwer bis nahezu unmöglich sein würde, jemandes Interesse zu wecken und zu halten, wenn klar würde, dass mich Sex nicht interessiert und mich die Vorstellung meist sogar abstieß.
Ich habe ihn belogen, was mein Desinteresse an Sex betrifft und auch über meine Jungfräulichkeit, habe behauptet, schon mit 14 Sex gehabt zu haben. Dass ich vor ihm nie Sex hatte, habe ich ihm nach etwa einem Jahr Beziehung gestanden. In diesem Jahr habe ich auch mehrere Male Orgasmen vorgetäuscht, um den Sex zu beenden.
Einige Jahre später habe ich ihm dann auch gestanden, dass Sex mich nicht interessiert und ich ihn sexuell nicht an mich fesseln möchte, er sich also sexuell mit anderen ausleben kann.
Ich habe auch eine Weile behauptet, dass ich Analsex abstoßend und entwürdigend finden würde und ich Männer creepy fände, die das bei einer Frau tun wollten - das Gegenteil war der Fall, es war die erste konkrete Sexualpraktik, auf die ich überhaupt neugierig war und von der ich mir gewünscht habe, dass das jemand einfach mit mir "macht", mich einfach anal nimmt und "besudelt".
Ich habe diese ganzen Unehrlichkeiten nach und nach in der Beziehung aufgedröselt und dass ich mit 29 endlich sexuelles Interesse entwickelte, hat auf jeden Fall auch geholfen, dass ich diesbezüglich sehr ehrlich wurde, was mir gefällt und was nicht. was ich kann und was nicht, wo meine Unzulänglichkeiten und Unsicherheiten liegen und was ich mir wünsche, selbst wenn ich mich dafür schäme.
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Sexuelle Attraktivität: z.B. auf Fragen wie “Stört dich mein Bauch?”, “Ist dir mein Penis groß genug?” “Findest du mich überhaupt noch attraktiv?” (…)
Auf solche Fragen habe ich immer ehrlich geantwortet. Wenn es um Personen selbst geht, bin ich verdammt schlecht darin, sowohl Begehren, als auch Abscheu zu verbergen, meine Körpersprache verrät mich da total.
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Gerne soll auch die Frage diskutiert werden, ob ihr es selbst für richtig haltet immer ehrlich zu sein, auch wenn die Antwort auf eine Frage oder eine direkte Kritik die Person verletzen könnte/würde.
Oder, ob es moralisch gesehen in manchen Fällen eben sogar besser ist die Wahrheit vorzuenthalten, zu lügen oder einen Vorwand für irgendetwas zu suchen.
Da ich einen direkten Vergleich habe - in jungen Jahren beim Thema Sex viel gelogen habe und nun sehr ehrlich damit umgehe - kann ich für mich nur sagen, dass die Lügerei deutlich anstrengender, stressiger, unbefriedigender und destruktiver war, als jede Wahrheit, die vielleicht erstmal sacken musste. Der Aufriss, diese Unwahrheiten aufrecht zu erhalten, ist es einfach nicht wert, mich hat nichts davon glücklich gemacht, es war ein Desaster.
Ehrlichkeit ist immer die bessere Wahl. Aber Ehrlichkeit ohne Taktgefühl ist Grausamkeit.