Zu meinem ersten Post, hier dann doch etwas ausführlicher.
Wenn Beziehungen zerbrechen, erinnern nicht nur Gegenstände an das vergangene, sondern insbesondere für mich, das erlebte mit diesem geliebten Menschen. Aufheben oder wegwerfen: Was tun mit den Dingen im Kopf, die bleiben, wenn die Liebe zu einem geliebten Menschen, und hier meine ich nicht zwingend eine Liebesbeziehung, sondern z.B. auch zu einem wirklichen Freund, einem Menschen, der das eigene Leben positiv bereichert hat, geht? Eine nicht einfache Frage auf die es wohl möglich unzählige Antworten geben kann, oder aber auch keine.
Das, was mir das Glück versprach, wiegt so unendlich viel. Erinnerungen liegen eben nicht wie ein Bild, eine Schachtel, wie ein Erinnerungsstück gut versteckt in einer Schublade. Denn die Pappschachtel, die viele mit alten Erinnerungsstücken haben, verströmt ihren eigenen Duft, sowie der Gedanke oder die Erinnerungen ihren eigenen Duft haben. Eine Schachtel kann ich gut in eine Schublade stecken. Aus den Augen, aus dem Sinn. Aber das mit dem Kopf funktioniert jedoch nicht. Ja, die Träger der Erinnerungen mögen für viele lächerlich scheinen, doch sind sie kostbar – jedenfalls, wenn sie einmal aufgehört haben zu schmerzen. Und das braucht Zeit.
Abschied und Trennung gehen selten so harmlos vorüber wie eine Sommergrippe. Sie sind oft roh, manchmal schmutzig und gewaltsam, sie wühlen auf und stürzen manchmal in eine Krise. Und mitten im Gefühlschaos fällt dann der Blick auf die Dinge, die der Geliebte zurückließ. Und dies sind eben keine Geschenke, die er einst machte, Bilder, auf denen zusammen gelacht wurde, oder der Gutschein. Diese Dinge können plötzlich verletzen und sind auch nicht wirklich das was ich meine. Sie einfach wegwerfen, vielleicht verbrennen? Wut und Trauer trüben den Blick, es soll zerstört werden, was an die Enttäuschung erinnert. Viele Menschen füllen z. B diese Souvenirs in Container und Müllsäcke, um zusammen mit ihnen die Vergangenheit loszuwerden, und zwar möglichst schnell und gründlich. Doch ist das der richtige Weg? Keine Ahnung, mein Weg ist es nicht, denn er ist auch ein Stück meiner Identität. Von solchen rauschhaften Befreiungsaktionen habe ich nie etwas gehalten und wenn doch mal, habe ich es später mit reue bezahlt.
„Erinnerungen“ sind ein symbolischer Teil unserer Geschichte. Sie haben uns zu dem gemacht, was wir jetzt sind. Löschen wir sie aus, verwischen wir auch Spuren unserer Identität. Warum sollte ich mich also der Erinnerungen entledigen, die ebenso für eine gute Zeit stehen? Einfacher geht es gewiss mit Gegenständen wie Büchern, Geschirr, einem Bild etc., doch was soll mit dem kleinen süßen weißen Aufziehhasen im Kopf geschehen? Wegwerfen sollten wir diese Erinnerungen nicht. Auf diese Weise kann ich sie auf Abstand halten und werte genau diese Erinnerungen gleichzeitig auf.
Für mich eine elementare Bewältigungsstrategie, die mir den Trennungsschmerz hinter mir zu lassen bietet. Indem ich meine eigene Geschichte im Kopf ausstelle, bekommen sie für mich eine zusätzliche Bedeutung. Ich zeige sie mir und fühle, dass mein Leiden einen Sinn hatte.
Wenn z.B. eine Liebe vorbei ist, fällt mir der Neuanfang schwer. Die Zeit nach der Trennung lebe ich nicht mit, sondern in den Erinnerungen. Sie „überfluten“ mich und lassen mich gerade zu Anfang nicht auf den Alltag konzentrieren. In dieser Zeit hat es mir immer geholfen, die Erinnerungen an den einst geliebten Menschen eben nicht aus dem Weg zu gehen, auch wenn man sie auf ewig nur konservieren möchte. Denn erst wer die Trennung anerkennt, kann beginnen, sich von der Vergangenheit und ihren Zeugen zu lösen. Die Trennung ist ein Entwicklungsprozess, an dessen Ende wir vielleicht erkennen, wie wichtig diese Erfahrung für uns war, so meine Meinung.
Wie radikal man sich von den noch frischen Erinnerungen abkapselt, muss jeder für sich entscheiden. Menschen, die grundsätzlich alles im Kopf aufbewahren, sollten auch weiterhin sammeln dürfen, finde ich. Nur war für mich Stillstand nie ein wahrer Begleiter. Aber, war es mir immer wichtig, alle Gefühle zu durchleben, die sich nach einer Trennung einstellen: Enttäuschung, Wut, auch Erleichterung. Wer sich hinter der Trauer verschanzt oder unangemessen lange zurückgezogen leidet, braucht therapeutische Hilfe.
Spuren aber bleiben immer zurück, sie erzählen vom Überleben. Es sind einerseits Dinge, wie ein Bild, ein Stein, den man vielleicht gemeinsam an einem Fluss sammelte. Andererseits sind es unsichtbare Narben auf der Seele. Die gehören dazu. Sie erzählen auch von der Freude, dass ich mich regeneriert habe.
Manchmal, in sogenannten gut sortierten Supermärkten, probiere ich von der Vergangenheit. Ich bleibe stehen und rieche an ein bestimmtes Deo, Shampoo, eine bestimmte Creme etc. Auch bestimmte Lebensmittel. Sofort ist alles wieder da, das Gesicht des eins geliebten Menschen und der einst stechende Abschiedsschmerz. Dann aber muss ich lächeln, süß ist die Erinnerung mittlerweile, es war eine schöne Zeit. Doch ich weiß jetzt. Es ist gut so, wie es ist.
Lass die Erinnerungen zu, sie sind Teil der eigenen Geschichte….
Nur meine Meinung und nicht verständlich für jeden.