Nein, sexuelle Belästigung mir gegenüber ist kein Tabu, darüber spreche ich, und jetzt schreibe ich sogar dazu:
Übergriffiges Verhalten in sexueller Richtung gehören für mich zum „Berufsrisiko“ und nehme ich nicht allzu ernst.
Die Frauen sind auf Urlaub, wollen etwas erleben, sind ausgelassener als sonst, und als ihr Tauchlehrer bin ich nun mal exponiert, ja irgendwie „verfügbar“.
Ich kann gut damit umgehen und es stört mich nur manchmal und auch dann nur am Rande.
Was mich belastet ist aber wie wir als Gesellschaft mit „sexueller Belästigung“ umgehen:
Als Mann bin ich schon mal potentieller Unhold und Täter.
In der Position als Tauchlehrer komme ich den Schülerinnen nun mal nahe, und begebe mich damit auf dünnes Eis.
Das Zurechtrücken eines Bleigurtes oder des Tarierjackets, das Helfen in oder aus dem Tauchanzug, werden da schnell zur Gratwanderung.
Nicht dass mir deswegen je sexuelle Belästigung vorgeworfen worden wäre, das kommt vielleicht noch, aber es wurde schon als Ermutigung aufgefasst mir näher zu kommen als von mir gewünscht.
Die Umkehrung vom Opfer zum Täter geschieht da ganz schnell, und beim Mann ist diese Umkehrung wohl schon fast ein gesellschaftlicher Automatismus.
So habe ich das erlebt und werde es wohl weiter so erleben, ohne das es mir die Freude am Tauchsport und am Unterrichten nehmen kann.
Last but not least, muss ich bekennen, dass ich solche „sexuellen Belästigungen“ auch schon als Kompliment aufgefasst und mich darauf eingelassen habe.
Triebgesteuerter Mann eben, in der Grauzone zwischen Opfer und Täter.