Isobel, nur weil jemand davon redet, daß er so und so leben möchte (oder "muß"), heißt das noch lange nicht, daß er Erfahrung damit hat und definieren kann, wie konkret das aussehen sollte. Wir leben jetzt seit mehreren Jahren polyamor (d.h. wir streben Mehrfachbeziehungen an, also auch Liebe und wenn alles paßt auch Wohngemeinschaften, Mehrfachehe ist ja verboten), während "offene Beziehung" meistens ein Überbegriff ist, der da bedeutet "Sex mit anderen ja, verlieben vielleicht auch noch, aber bloß nichts ernstes, eine richtige Beziehung und der Rest ist angenehmes Beiwerk". Da liegen Welten dazwischen und zumindest darüber sollte er sich klar sein, was er grundsätzlich möchte - und selbst auch verkraften kann.
Und wenn DIESE Entscheidung getroffen ist (auch die kann ja nachverhandelt werden), steht man grundsätzlich davor, etwas zu tun, was Menschen aus monogamen Systemen nicht kennen: man verhandelt ... jedes "Aber das ist doch logisch" konkret aus, weil es eben nur für einen logisch ist, für den anderen aber anders aussieht. Und das dauert seine Zeit. Und bis man merkt, wieviele Dinge das betrifft, wie oft man annimmt "darüber brauchen wir doch nicht zu reden, das wird natürlich so und so gemacht" und das aber der Gegenüber vollkommen anders sehen kann - und genauso denkt, seine Sichtweise wäre doch das Natürlichste der Welt ... bis man das jedenfalls halbwegs abgehakt hat (auch für sich selbst, man lernt dazu und kann das dann schneller ansprechen und klären, wenn man eine neue Beziehung eingeht), sollte man sich darauf einstellen, viele Mißverständnisse und daraus folgende Konflikte und Tränen mitzumachen. Das monogame System ist insofern einfach, weil es diese ganze Bewußt-Werdung der Möglichkeiten unter den Teppich kehrt, da gibt es ein paar wenige, ausschließende, strikte Regeln.
"Offen" bedeutet aber, daß die Individualität jedes Einzelnen plötzlich sehr stark zum Tragen kommt, weil man ohne Vorgabe frei schwimmt.
Das ist anstrengend und kräftzehrend, kann aber auch sehr erfüllend sein, wenn man das durchsteht.
Und damit bin ich bei der Antwort auf Deine Grundfrage: eine offene Beziehung wird zumindest nach unserer Erfahrung zusammengehalten durch die gemeinsam ausgehandelten Wege, gefundenen Lösungen, überwundenen Konflikte. Man ist darauf angewiesen, sich unglaublich intensiv mit sich und dem anderen auseinander zu setzen und dadurch kann eine Intimität entstehen, die viel tiefer geht als jede herkömmliche "gemütliche" monogame Beziehung. Die Beziehung kann aber auch an dieser Notwendigkeit zerbrechen.
Die Dinge, die man im gemeinsamen Wachsen und Werden (konstant und immer) miteinander teilt, halten die Beziehung sowohl frisch als daß sie auch zusammenschweißen - und da kann jemand, in den man sich mal so knall auf fall verliebt, auch normalerweise nicht eindringen oder etwas kaputtmachen. Aber diesen Punkt muß man als Paar erstmal erreichen und darüber sollte man sich bewußt sein.
Der Witz ist, daß das, was man mit einem Menschen teilt, nicht verschwindet, weil mit einem anderen Menschen etwas Ähnliches geteilt wird. Es wird dadurch nicht weniger wertvoll, anstrengend, vertraut. Es sind "nur" mehr Menschen, mit denen man diese Ebene erreichen kann, wenn die Beteiligten diesen Prozeß "durchstehen". Und das ist zumindest für uns etwas unendlich kostbares.
Und wenn DIESE Entscheidung getroffen ist (auch die kann ja nachverhandelt werden), steht man grundsätzlich davor, etwas zu tun, was Menschen aus monogamen Systemen nicht kennen: man verhandelt ... jedes "Aber das ist doch logisch" konkret aus, weil es eben nur für einen logisch ist, für den anderen aber anders aussieht. Und das dauert seine Zeit. Und bis man merkt, wieviele Dinge das betrifft, wie oft man annimmt "darüber brauchen wir doch nicht zu reden, das wird natürlich so und so gemacht" und das aber der Gegenüber vollkommen anders sehen kann - und genauso denkt, seine Sichtweise wäre doch das Natürlichste der Welt ... bis man das jedenfalls halbwegs abgehakt hat (auch für sich selbst, man lernt dazu und kann das dann schneller ansprechen und klären, wenn man eine neue Beziehung eingeht), sollte man sich darauf einstellen, viele Mißverständnisse und daraus folgende Konflikte und Tränen mitzumachen. Das monogame System ist insofern einfach, weil es diese ganze Bewußt-Werdung der Möglichkeiten unter den Teppich kehrt, da gibt es ein paar wenige, ausschließende, strikte Regeln.
"Offen" bedeutet aber, daß die Individualität jedes Einzelnen plötzlich sehr stark zum Tragen kommt, weil man ohne Vorgabe frei schwimmt.
Das ist anstrengend und kräftzehrend, kann aber auch sehr erfüllend sein, wenn man das durchsteht.
Und damit bin ich bei der Antwort auf Deine Grundfrage: eine offene Beziehung wird zumindest nach unserer Erfahrung zusammengehalten durch die gemeinsam ausgehandelten Wege, gefundenen Lösungen, überwundenen Konflikte. Man ist darauf angewiesen, sich unglaublich intensiv mit sich und dem anderen auseinander zu setzen und dadurch kann eine Intimität entstehen, die viel tiefer geht als jede herkömmliche "gemütliche" monogame Beziehung. Die Beziehung kann aber auch an dieser Notwendigkeit zerbrechen.
Die Dinge, die man im gemeinsamen Wachsen und Werden (konstant und immer) miteinander teilt, halten die Beziehung sowohl frisch als daß sie auch zusammenschweißen - und da kann jemand, in den man sich mal so knall auf fall verliebt, auch normalerweise nicht eindringen oder etwas kaputtmachen. Aber diesen Punkt muß man als Paar erstmal erreichen und darüber sollte man sich bewußt sein.
Der Witz ist, daß das, was man mit einem Menschen teilt, nicht verschwindet, weil mit einem anderen Menschen etwas Ähnliches geteilt wird. Es wird dadurch nicht weniger wertvoll, anstrengend, vertraut. Es sind "nur" mehr Menschen, mit denen man diese Ebene erreichen kann, wenn die Beteiligten diesen Prozeß "durchstehen". Und das ist zumindest für uns etwas unendlich kostbares.