@*******che
Vor Jahren wollte mein damaliger Partner auch so ein theoretisches Konstrukt. Ein Konstrukt nach seinen Regeln. Die Regel war: Es muss hinterher unbedingt erzählt werden und (!) ich könne mit allen Männern schlafen außer meinem besten Freund. Außerdem müsse ich – trotz aller positiven Erfahrungen mit anderen Männern - im Herzen immer „seine“ bleiben.
Das klingt schon ziemlich nach einem Konstrukt. Es kann nur funktionieren, wenn beide Partner auch die gleiche offene Einstellung haben. Wenn einer monogam lebt, dann wird es schwierig. Sowas kann man meiner Meinung auch sehr schwer erst nach Jahren einer Partnerschaft "einrichten": Entweder man ist von anfang an offen, oder es müssen schon für beiden plötzliche Erkenntniserweiterungen eingetreten sein (gemeinsame Swingererfahrungen oder dergleichen).
Und die Außnahme mit dem besten Freund finde ich auch irgendwie merkwürdig
Wenn da soviel Angst und Eifersucht in er Partnerschaft steckt, dann sollte man von offenen Beziehungen absehen!
Im Gegenzug durfte ich allerdings Szenen erleben, über die ich nur den Kopf schütteln kann. Einmal holte er mich vom Flughafen ab, weil ich über Nacht beruflich unterwegs war. Er hatte mir Briefe mitgegeben und einen davon hätte ich abends um 22 Uhr öffnen sollen. Ich bin allerdings in diesem grottenlangweiligen Hotelzimmer mit dem noch ungeöffneten Brief eingeschlafen und las erst am nächsten Morgen, dass er meinen Anruf erwartete. (Wenn das keine Kontrolle ist….)
Er holte mich also extrem schlecht gelaunt ab und wir gerieten in eine Diskussion, über die ich heute noch lachen muss. Er unterstellte mir, dass ich die Nacht mit meinem Administrator verbracht hätte und deswegen so tun würde, als hätte ich den Brief nicht gelesen. Das wäre ihm ja prinzipiell völlig egal, er könne nur nicht ertragen, dass ich wieder mal nicht mit der Wahrheit umgehen könne. Er glaubte mir kein Wort und bestritt vehement, eifersüchtig zu sein.
Das redet er sich ein: Das ist eindeutig ein eifersüchtiges Verhalten. Und wer eifersüchtig ist, sollte dann lieber von Experimenten einer offenen Beziehung absehen... man kann nur eines sein: offen oder eifersüchtig... beiden geht nicht wirklich. Entweder es herrscht soviel Grundvertrauen, dass beide offenen und eifersuchtsfrei mit mehreren Menschen verkehren... oder sie solltes es lieber sein lassen...
Seine Eifersucht gab er erst zwei Jahre nach Ende unserer Beziehung zu. Da bestätigte er dann, dass er innerlich zerfressen war bei der Vorstellung, ich hätte eine schöne Nacht mit einem anderen Mann haben können.
Das ist natürlich ganz prima: Der eine darf mit vielen anderen Menschen seinen Spaß haben. Aber sich zerfressen, wenn die Partnerin dann (wenn auch in diesem Fall nur vermutet) sich das gleiche Recht rausnimmt. Offene Beziehung funktioniert nicht einseitig! Gleiches Recht für beide, oder Finger davon lassen
Für mich ist eine „offene“ Beziehung keine Beziehung im klassischen Sinn. Entweder leben beide gemeinsam ein erotisches Spiel, in das sie andere Begegnungen mit einbeziehen (dann ist das keine offene Beziehung sondern eine erotische Variante in einer festen Beziehung) oder sie genügen sich einfach selbst.
Sobald es nur darum geht, andere Möglichkeiten zu nutzen, bleibt einer der beiden Partner auf der Strecke. Und wenn nicht – wenn diesbezüglich Gleichgültigkeit herrscht – ist es keine Beziehung. Dann ist das eine WG mit gemeinsamen Auftritten in der Öffentlichkeit. Dann kann man auch mit seinem Bruder oder seiner Schwester zusammen leben.
Also ich verstehe eine offene Beziehung schon als Beziehung. Aber grundsätzlich ist ja auch die Beziehung an sich unterschiedlich definierbar.
Eine reine Fickbeziehung, eine Beziehung unter Arbeitskollegen oder alte Schulfreundschaften, Verwandtschaft usw... in vielerlei Hinsicht stehen Menschen in Beziehung zu ein ander.
Eine gute Freundschaft ist eine Beziehung in meinen Augen.
Eien feste Partnerschaft (was man klassisch wohl auch gern als Beziehung bezeichnen mag) geht natürlich darüber hinaus.
Aber ich denke, auch eine offene Beziehung ist im Sinne einer offenen Partnschaft möglich: Die Liebe zu einander hält einen in Beziehung (so wie in einer erotischen Dauerfreundschaft die Freundschaft), der Sex kann darüber hinaus auch mit anderen Menschen geteilt werden.
Aber das geht nur, wenn die Menschen hier auch Sex und Liebe von einander trennen können.
Es geht in einer offenen Beziehung ja nicht darum, dass jemand auf der Strecke bleibt (wenn das der Fall ist, dann ist die Beziehung im Eimer, egal wie fest oder offen sie ist)... sondern darum, dass beide den Reiz verspüren, "fremde Haut" genießen zu wollen... (Swingerszene, Hausfreundschaften, erotische Freundschaften zu anderen...)...