„[...] Warum [Rollenbilder überbetonen, Zitatanpassung von mir] wenn die Gesellschaft - angeblich - alle gleich haben will?
Eine in meinen Augen ganz entscheidende Frage in der modernen Genderdebatte.
Ich stimme dem von mir in obiger Weise verstandenen Grundgedanken zu (kein Widerspruch), sehe es aber als problematisch, dass die Tendenz in unserer Gesellschaft m. E. n. dahin zu gehen scheint, Mann und Frau vermehrt als "gleich" anzusehen - m. V. n. ist das auch gar nicht so vom aufgeklärten Feminismus gemeint, sondern eigentlich "gleichwertig" (was etwas grundlegend anderes ist).
Rein biologisch (und mal völlig ungeachtet sämtlicher soziologischer Aspekte, die sich daraus in unserer Gesellschaft entwickelten) sind Mann und Frau nicht "gleich", sie haben Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede (sowohl als auch z. B. bzgl. Hormone, Körperbau...); keine Frau muss sich heute noch über ihre Gebärfähigkeit definieren (was ich gut finde), aber im direkten Vergleich zu nicht-intergeschlechtlichen Männern kann sie es meistens, wenn sie es möchte (was ich werteneutral nur mal als Fakt darstellen will). Somit sind "Mann" und "Frau" medizinischerweise nicht "gleich", dennoch liegt mir sehr daran, in einer Gesellschaft zu leben und eine solche mitzugestalten, die - nun wieder soziologisch betrachtet - alle Menschen als "gleichwertig" ansieht: Gleiche Rechte (lt. GG m. W. wörtlich "vor dem Gesetz gleich"), ausgewogene ("gleiche") Pflichten (aber bitte gemessen an den individuellen Möglichkeiten) u. s. w.
Zitat von bin_so_frei
[...] Bedeutet das nicht in der Konsequenz, dass es für alle geschlechtsübergreifend gleiche Rechte und Pflichten geben müsste?
Nun, was mir oft auch im RL auffällt, ist eine Vermischung dieser Attribute "gleich" und "gleichwertig" nebst einer Bashingparade gegen das Gendern einerseits sowie Überbetonung von Individualität aller Menschen andererseits.
Ich denke, es ist eine Frage, aus welchem Blickwinkel diese Debatte geführt wird, hier ist die Soziologie m. E. klar von der Biologie zu trennen:
Soziologisch können alle Menschen individuell verschieden sowie darin zugleich gleichwertig gelten,
biologisch gesehen ist diese generelle Individualität m. V. n. nicht so absolut gegeben.
Dabei halte ich weder das eine noch das andere absolut gesehen für zielführend i. S. der Gleichwertigkeit.
Wie so oft ist die Wirklichkeit aus mehreren Blickwinkeln zu betrachten, die einander gegenseitig bedingen.
Dennoch, und das möchte ich hierzu betonen, definiere ich mich selbst oder ebenso mein Gegenüber weder in irgendeiner der soziologischen Männer- noch Frauenrollen, fühle mich persönlich aber zu 100% als Mann - nicht nur biologisch als Phallus-Träger, sondern auch soziologisch als "gleichwertig": Ich kann weinen, kochen, putzen, lachen, zupacken, sachlich ebenso wie konsequent sein und herzhaft rülpsen, aber nicht in High-Heels laufen.
Und wieviel "Männlichkeit" (auch n. eignem Verständnis) mir zuzugestehen ich von meiner Liebsten einfordere hängt von verschiedenen Dingen ab, u. a. davon, ob sie ohne Kratzer zu fabrizieren in der Lage ist, rückwärts einzuparken.