Bei manchen Beiträgen hier bekomme ich den Eindruck nicht los, dass wir regelrecht gezwungen sein sollen, tagein, tagaus, hintereinander weg - immer wieder - zu lügen.
Dabei kommt es auf uns und unsere Umstände an, ob wir - und wie oft wir diese Verhaltensweise zeigen.
Nur weil es bei manchen Menschen gefühlt fast zum "guten" Ton gehört, zu lügen oder wenigstens zu flunkern, lässt sich das meiner Meinung nach nicht verallgemeinern.
Manches wird wohl einfach übersehen oder ignoriert:
• Wie offen und direkt bin ich?
• Über was rede ich mit anderen Menschen und welche Themen lasse ich eher links liegen?
• Wie viel rede ich mit anderen Menschen?
• Wie viel Smalltalk habe ich?
• Wie oft gehe ich davon aus es mir (kurzfristig) mit einer Lüge einfach zu machen und wie oft beziehe ich mögliche (langfristige) Auswirkungen in meiner Entscheidungen ein oder ignoriere sie?
• Nehme ich eher bzw. öfters in Kauf, mit meinen Mitteilungen anzuecken oder auf weniger Wohlwollen zu treffen.
• Wo sehe ich vermeintliche Rücksicht, Diplomatie, die Gegebenheiten, den scheinbar geringeren Aufwand oder den Weg des geringeren Widerstandes als Grund für eine Lüge an?
• Wenn ich mich beispielsweise den ganzen Tag mit keinem Menschen unterhalte, wie sollte ich da lügen?
• Wenn ich mich beispielsweise wenig den ganzen Tag mit Menschen unterhalte, wie sollte ich da automatisch das gängige Maß erreichen?
Weil es andere als ihre bevorzugte Lebensweise gewählt haben, schnell mal zu einer Lüge zu greifen, muss das für mich kein Grund sein, ihnen nachzueifern.
Es gibt für mich vor allen Dingen Informationen, die zur unpassenden Zeit kommen, die ohne wesentliche weitere Informationen kommen und die einfach schlecht herüber gebracht werden.
Das ist für mich dann aber nicht "zu ehrlich", sondern "zu unpassend".
Zumal ein vermeintliches "zu wenig ehrlich" eventuell vergisst, dass es auch Informationen gibt, auf die andere - grundsätzlich oder zu dem Zeitpunkt - schlicht keinen Mitteilungsanspruch haben.
"Zu ehrlich" wäre dann, etwas mitzuteilen, was den betreffenden Menschen - grundsätzlich oder zu dem Zeitpunkt - nichts angeht, worauf er also konkret keinen Mitteilungsanspruch hat.