„
Natürlich. Weil sie es in Ihrer Sozialisation noch so eingeimpft bekommen haben (das wird ja von Generation zu Generation weitergegeben. Meine Mudder hat auch noch so gedacht).
Es ist ein Fakt dass das das traditionelle Frauenbild ist (sittsam und rein). Erst mit Erfindung der Pille und der sexuellen Revolution in den 68 ern konnten Frauen auch ihre Sexualität selbstbestimmt ausleben ohne gesellschaftlich ausgegrenzt zu werden. Ich finde es sehr begrüßenswert dass Frauen dafür nicht mehr beschämt werden, so wie es früher der Fall war.
Wer enthaltsam sein will, kann das natürlich trotzdem tun. Er sollte es aber nicht aus gesellschaftlichem Zwang tun müssen.
Es tut mir leid, aber ich muss da in einigen Punkten widersprechen, allerdings nicht dem Grundsätzlichen.
Woran ich mich störe ist die Hypothese das Frauen sich sexuell so verhalten wie sie es tun aus einem Gesellschaftszwang heraus. Da liegen mir zu viele ungeklärte Behauptungen.
Die essentiellste dabei wäre dann wohl die Frage warum die Gesellschaft diesen Zwang auferlegt hat.
Persönlich tendiere ich zu multiplen Variablen welche dazu geführt haben, anstelle einen ultimativen Faktor benennen zu wollen. Jedoch glaube ich auch das es wohl alles zuerst aus der Biologie herrührt und dann in der Gesellschaft umgesetzt und interpretiert wurde.
Natürlich gibt es in der illustren Geschichte der Menschheit viele Fehlinterpretationen der eigenen Biologie (worauf ich auch noch eingehen will), aber nicht alle altertümlichen Beobachtung waren falsch.
Es sind genau diese offenkundigen biologischen Fakten welche die Gesellschaften der Geschichte dazu getrieben haben gewisse Zwänge zu erschaffen, auch oftmals falsch und mit bösartigen Konsequenzen. Allerdings waren es auch diese biologischen Fakten welche die individuelle Frau geprägt hat.
Die biologischen Tatsachen:
1. Frauen tragen die Konsequenzen von Sex - Das Kinderaustragen
2. Frauen sind weitaus anfälliger gegenüber Geschlechtskrankheiten
3. Frauen können sich schlechter gegenüber ungewollten sexuellen Avancen wehren
Diese biologischen Tatsachen haben automatisch dazu geführt das es das Verhalten von Frauen gegenüber offener Sexualität geprägt hat. Das Verhalten von Frauen hat dann wiederum sich auf die weitere Gesellschaft ausgewirkt und variierende Resultate beim Umgang mit diesen Problemen geführt.
Wo ich dir zustimme ist die Tatsache das die Lösungen von der Gesellschaft für diese Probleme eher ... bösartig und unterdrückend waren. Da will ich nicht widersprechen.
Allerdings muss man sich bewusst machen das die oben genannten Probleme leider noch nicht zu einem Null-Faktor bei Frauen geworden sind, trotz unserer modernen Technologien.
Obwohl wir ganz klar sagen können, das es bedeutende Fortschritte benennen können, welche uns die Forschung gebracht haben, stehen wir immer noch nicht vor einem absolut biologischen Ausgleich.
1. Die Kindesaustragung. Wie du ja schon erwähnt hast, gibt es ja mittlerweile die Pille. Das alleine ist ein gewaltiger Fortschritt, aber auch nur einer von ganz vielen kleinen wichtigen Entwicklungen. Sanitäre Anlagen, sonstige Verhütungsmittel, sauberes fließendes Wasser und medizinische Versorgung bei der Kind Empfängnis spielen da eine ebenso wichtige Rolle. Wenn man sich mal veranschaulicht das bis vor kurzem (sprich seit den letzten 15 tausend Jahren der Menschheitsgeschichte) die Todesrate von Frauen bei der Kindesgeburt noch bei mehr als 10% lag (sprich, 1 in 10 Frauen ist bei der Kindesgeburt gestorben), dann muss man sich nicht wundern das Frauen selber lieber zweimal darüber nachgedacht haben mit jemanden in die Kiste zu steigen.
Auch in der moderne ist eine Kindesgeburt immer noch problematisch. Auch die Konsequenzen für das weitere Leben danach sind vielfältig. Die Pille wird hier zwar als absolut befreiendes Allheilmittel angepriesen, ist aber alles andere als das. Wenn man sich moderne Studien mal dazu anschaut und welch dramatischen Folgen die Pille auf den Hormonhaushalt der Frau hat, dann gehen einem die Gruseln aus. Absolut schädlich.
Hier möchte ich auch gleich eine andere Problematik ansprechen die ich in anderen Beiträgen des Öfteren gesehen habe: Die Pille für den Mann und wieso diese noch nicht existiert.
In der Tat, die Pille für den Mann existiert bereits. Allerdings wurde sie niemals kommerziell gemacht. Das liegt daran das sich die Forschung in diesem Bereich seid den 60ern rapide weiterentwickelt hat und aus ethischen Gründen hat die Medizin sich dagegen entschieden die Pille für den Mann zu veröffentlichen. Man hat auch darüber nachgedacht die Pille für die Frau wieder zu verbieten. Allerdings wurde eben argumentiert das die Pille für die Frau eine solche Emanzipation ermöglicht hatte, das man sie den Frauen nicht mehr verbieten sollte. Und das finde ich auch richtig so. Allerdings finde ich es ein absolutes Versagen der medizinischen Fakultäten Frauen auf die extrem hohen Risiken der Pille hinzuweisen.
Jedoch können wir eins aus all dem schließen: So oder so. Ob Schwangerschaft oder hormonelle Vergiftung, am Ende ist es weiterhin die Frau welche die Konsequenzen für Sex austrägt.
2. Die Anfälligkeit für Geschlechtskrankheiten. Wieder etwas das sich enorm gebessert hat. Gottseidank für die Antibiotika. Wenn du einen starken Magen hast und gerade nicht am Essen bist, empfehle ich dir mal auf google zu gehen und dir anzuschauen wie damalige Syphilis Erkrankte ausgesehen haben. Das ist kein schöner Anblick. Richtiges Gruselmaterial. Auch hier waren Frauen stärker benachteiligt, da sie sich öfter und stärker angesteckt haben.
Was also heute ein unangenehmes Kratzen im Schritt ist, war damals ein sehr schmerzhaftes Todesurteil. Vor allen für Frauen.
Auch heutzutage sind es eher Frauen die sich schneller mit Geschlechtskrankheiten anstecken und die folgend davon ertragen müssen. Trotz aller Medizin gibt es weiterhin Geschlechtskrankheiten und sie betreffen überwiegend Frauen.
3. Ja, dieses heikle Thema. Widerlich und genauso sollte man auch damit umgehen. Ich will gar nicht darüber reden ob dies gesellschaftlich gefördert wird oder wie exzessiv es passiert. Tatsache ist: Es passiert. Und es passiert sehr Einseitig. Männer sind die Täter, Frauen sind die Opfer.
Furchtbar in der Tat. Natürlich muss man da was tun und sichergehen das es keine Täter mehr gibt und das die, die es trotzdem tun hart bestraft werden. Allerdings ist jetzt die Frage ob man glaubt das die Zahl an Tätern wirklich jemals auf 0 sinken kann. Ansonsten wird es immer weiter ein Faktor seien den Frauen berücksichtigen muss, egal wie die Gesellschaft damit verkehrt.
All diese Dinge, finde ich sind die wahren Gründe warum Frauen vorsichtig mit ihrer Sexualität umgehen. Natürlich ergibt sich daraus ein Gesellschaftsbild das genau diese Ängste widerspiegelt und versucht zu bekämpfen... oftmals auf monströse und widerliche Art und Weise. Da ist die Kritik an der Gesellschaft angebracht, jedoch nicht dem eigentlich Problem wirklich Abhilfe geschaffen.
Wie ich schon in meinem früheren Post geschrieben habe: Mich persönlich stört die Anzahl nicht. Solange ich sehen kann das sie vernünftig und verantwortungsbewusst mit ihren Ex-Partnern umgegangen ist. Dazu gehört auch Verhütung, Hygiene und Vorsichtsmaßnahmen treffen (wobei auch das alles der Mann machen sollte um ehrlich zu sein. Just stop being stupid, people!).
Nee sorry aber das ist ein Fakt und nicht nur meine persönliche Auslegung. Es ist noch keine 100 Jahre her, da wurden "sexuell umtriebige "Frauen in die Klase gesteckt und z.B. einer Lobotomie unterzogen.
Ah, und hier jetzt noch ein kleiner persönlicher "Gripe" von mir:
Lobotomie
Also der erste lobotomische Eingriff fand zwar schon 1880 statt, aber wirklich verbreitet hat sich die Lobotomie tatsächlich erst in den 1940ern und hat sich dann gehalten bis zu den 1960ern.
Hier ist das große Problem:
Wir wussten damals und auch heute noch, sehr wenig über unser eigenes Gehirn. Generell ist die Medizin erst in den letzten Jahrhundert stark verbessert worden. Aber was die biologische Beschaffenheit unseres Gehirns angeht, als auch wie es dann Tatsächlich funktioniert, war uns sehr lange Zeit ein Rätsel.
Und das ist halt das Ding. Wir können heute Lobotomie sehr leicht verteufeln und abtun, weil wir die wissenschaftlichen Erkenntnisse haben was für ein furchtbarer Eingriff das ganze ist. Damals jedoch hat man das halt nicht wissen können. Klar, gab es auch damals schon Stimmen die dem ganzen gegenüber kritisch waren, aber es herrschte halt kein Konsens. Und kritisch zu sein gegenüber neuen Dingen ist irgendwie unser Ding als Menschen. Gegen Einsteins Theorien oder die von Hawkins hat man auch lange Zeit gewettert. Nur das es solch im Falle der Lobotomie halt als kompletter Schwachsinn rausgestellt hat, da kann man eigentlich nur froh seien das konservative Stimmen die Lobotomie doch so stark abgelehnt haben.
Das ganze wirft eine für mich aber sehr spannende Frage auf:
Was passiert wenn Ethik und Wissenschaft aufeinander prallen? Was hat Vorrang?
Die Ethik, welche sich mit der Erhaltung von Moral befasst, was meistens eher konservativ gestaltet ist? Oder die Wissenschaft, welche von Natur aus Grenzen überschreiten muss um neues zu entdecken. Im Falle von Psychologie und Medizin besonders gefährlich da sich die Wissenschaft auf empirische Funde stützt.
Erlaubt man jetzt Ärzten und Psychologen Dinge zu tun, welche nach der Ethik monströs und widerlich sind, nur um neue Erkenntnisse zu gewinnen, welche dann ja auch womöglich später Menschen das Leben retten können, oder verbietet man sie um all jene zu schützen die darunter gelitten hätten?
Tja... wer weiß das schon?