Zitat von *********wiese:
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Da frage ich mich schon, wie viel Vertrauen kann man dem Partner entgegen bringen, auch in einer festen Beziehung mit Kind oder in der Ehe oder in einer monogamen Beziehung....
Man kann einem Menschen nur vor den Kopf schauen. Ich möchte in einer Beziehung diesbezüglich vertrauen können. Nichts ist giftiger für eine Beziehung, als unbegründetes Misstrauen. Dass man dennoch nicht blöd sein und weggucken sollte, wenn einem was komisch vorkommt, ist aber auch wichtig.
In meiner Beziehung war es damals so, dass wir bis zu einem gewissen Punkt immer ohne Kondom Sex hatten. Ich musste aber irgendwann die Pille absetzen (Wechselwirkung mit einem anderen Medikament) und ab da kam das Kondom ins Spiel. Es funktionierte schlagartig fast nichts mehr, er hatte starke Probleme, eine Erektion zu halten und oft auch, eine zu bekommen.
Ich erinnere mich daran, dass ich hier Im Joy sogar einen Thread dazu eröffnete, in dem ich um Rat frage, oder ob andere auch derartige Erfahrungen gemacht haben, dass ein Kondom bei einem Mann so krasse Auswirkungen hat, dass es das Sexleben massiv beeinträchtigt. Denn damals war unsere Situation so, dass wir eine offene Beziehung hatten, jeder hatte also auch hin und wieder andere Sexpartner und laut seiner Aussage hatte er gar keine Kondomprobleme bei anderen Frauen. Nur bei mir.
Natürlich lag die Vermutung nahe - ich habe das vermutet und auch andere hier im Joy - dass es sich um eine Kopfsache handelt, weil wir in einer Beziehung sind und der Sex eine andere Bedeutung hat. Zudem mein Ex tatsächlich so eine Art Breeding Kink hat, ihn also das ganze Gedöns um Befruchtung und Schwangerschaft sehr anmacht und ein Kondom eine physische Barriere ist, die das klar sichtbar und spürbar verhindert (im Gegensatz zur Pille, die "unsichtbar" wirkt) und ihm die Illusion der Befruchtung in der Beziehung vielleicht sehr wichtig sein könnte.
Blablabla, was haben wir uns da in dem Thread die Köpfe zerbrochen und was habe ich fieberhaft überlegt, was ich tun könnte. Vielleicht hätte ich die eine Person, die eine sehr unangenehme Frage gestellt hat, die ich deswegen stur abgewunken habe, ein bisschen ernster nehmen sollen:
"Bist du sicher, dass er bei den anderen Frauen ein Kondom verwendet?"
Ich wollte gar nicht darüber nachdenken. Zu diesem Zeitpunkt gab es keinen Grund für mich, ihm nicht zu vertrauen und ich wollte ihm definitiv vertrauen. Ich wollte glauben, was er sagte, als mein Partner.
Nun, einige Monate, nachdem er ausgezogen war und mir versicherte, dass er nichts mehr in der Wohnung hatte, was er noch brauchte oder wollte, habe ich rigoros ausgemistet und ein kleines Paket gefunden, das ich nicht kannte. Was ich darin fand, war ein Testkit für Chlamydien und eine Rechnung, die mir zeigte, dass er dieses Paket noch während unserer Beziehung bestellt hat - in eben genau der Zeit, in der er auch Sex mit anderen hatte.
Ich habe ihn darauf dann auch irgendwann angesprochen und musste leider herausfinden, dass der Gedanke, den ich nicht denken wollte, leider die Wahrheit gewesen war. Er hat kein Kondom bei anderen benutzt.
Mich hat das im Nachhinein wirklich extrem enttäuscht. Ich gehe - vielleicht teilweise naiverweise, aber auch teilweise moralischerweise - davon aus, dass Abmachungen in einer Beziehung eingehalten werden. Ich habe nie betrogen, nie Sex außerhalb der Beziehung ohne Kondom gehabt, mich an jede Abmachung gehalten, selbst wenn die Versuchung sehr groß war und ich gefrustet war, und ging einfach davon aus, dass es bei meinem Partner ebenso war.
Tja.
Das ist für mich jetzt zwar kein Grund, bei einem eventuell neuen Partner da direkt komplett misstrauisch und paranoid zu werden, aber zumindest habe ich meine Lektion insoweit gelernt, als dass ich genauer hinsehen und mir auch unangenehme Gedanken erlauben und diese verfolgen werde, wenn es Gründe dafür gibt.