Sie von FK888 schreibt:
Polyamorie ist nicht immer einfach und ein Prozess. Mein eigener Prozess hatte bereits als Jugendliche begonnen, denn da wusste ich bereits, dass ich "anders" fühle als die meisten. Demzufolge konnte ich meinem Mann bereits beim Kennenlernen genauestens mitteilen wie ich bin, wie meine Vorstellungen sind und was auf ihn zukommen könnte, würde er sich auf mich einlassen. Denn der Prozess mich selbst zu akzeptieren und offen damit umgehen zu können, war abgeschlossen. Aber es soll nicht um mich gehen, lediglich will ich aussagen, dass mich das Thema Polyamorie direkt tangiert.
Findet eine solche Erkenntnis, dass man polyamor fühlen kann, in einer bestehenden Partnerschaft, die auch noch Kinder enthält, statt, so verläuft der Prozess sicherlich komplett anders als wäre man ungebunden und würde sich zeitgleich in zwei Menschen verlieben. Andere Gedanken und Ängste begleiten dann sicherlich den Prozess. Man will niemandem weh tun und muss erst ausloten, worüber wird gesprochen, worüber nicht? Was ist erlaubt, was ist Grenze, was Tabu? Es gibt dazu keine allgemeingültigen Regeln. Jedes Paar muss diese selbst festlegen. Und da kann es auch mal holprig sein, wichtig ist die Kommunikation nicht einzustellen, sondern miteinander zu wachsen.
Liebe TE, ich finde Du hast prima und verständnisvoll reagiert bislang. Du solltest Deinem Mann jetzt aber klar machen, dass Deine Grenze zum Thema Lügen erreicht ist und Transparenz einfordern, die Du Dir wünschst. Und auch er sollte sich intensiver mit Polyamorie beschäftigen, wenn er es gern so leben möchte. Eigentlich müsste ebenso die Freundin Deines Mannes ihre Angelegenheiten mit ihrem Mann klären, damit ein harmonisches Konstrukt entstehen kann, aber das nur am Rande erwähnt. Jedenfalls sollte Dein Mann unbedingt differenzieren, dass auch wenn seine Freundin keinen offenen Umgang mit ihrem Mann pflegt, er diesen dennoch mit Dir haben darf und sollte.
Ich habe schon oft erlebt wie Polyamorie den Leuten auf die Füße gefallen ist. Unruhe im Gefüge erzeugt durch Unsicherheit, weil keiner wusste woran er eigentlich ist. Aber man kann es hinbekommen, wenn es alle wollen und alle daran arbeiten. In diesem geschilderten Fall wäre vor allem der Ehemann in der Pflicht, da er der Center ist innerhalb von zwei bestehenden Verbindungen.
Unabhängig vom Fall der TE, möchte ich gern noch etwas erwähnen. Ich las in einem Beitrag, dass sich bei Polyamorie alle gegenseitig lieben müssen oder einen weiteren Partner haben müssen. Ich bin mit zwei monoamoren Männern liiert. Und nun? Wird mir/uns deshalb die Polyamorie abgesprochen, weil meine Männer keine weitere Frau neben mir wollen? Ich möchte keine Paralleldiskussion starten, lediglich zu bedenken geben, es gibt mehr als schwarz/weiß.
Liebe TE, ich wünsche Euch alles Liebe und Gute! Und dass Ihr das hinbekommt!