„wenn ich dich richtig verstehe, dann ist das ein so gern zitiertes und gelebtes Grundübel unserer Gesellschaft.
Das Grundübel unser Gesellschaft ist, das wir uns Anderen immer gerne aus der Position der Stärke heraus nähern. Das wir nach Dominanz und nicht nach Miteinander streben.
Das wir verlangen, das Andere damit aufhören sollen Dinge zu tun, die uns mißfallen. Aufpassen: denn das Bedeutet in Konsequenz, das Alle aufhören müssen Dinge zu tun, die irgendeinem nicht gefallen und er als Respektlos empfindet.
Respekt zu haben heißt, das ich bereit bin alles mir mögliche zu tun um die Andersartigkeit des Anderen zu achten. Das Problem ist oft nicht der Andere, sondern man selbst.
Denn damit erzeugt man gerne Sackgassen . Ein schönes Beispiel ist das Gendern. Freut mich, das sich viele Frauen mit dem *innen jetzt respektiert fühlen. Und was ist mit den anderen Geschlechtern jenseits von Mann und Frau?
Wir diskutieren über Kulturelle Aneignung, aber was ist mit westlich lebenden Asiaten. Machen die nicht auch kulturelle Aneignung? Sollte das nicht verboten werden, weil der westliche Kulturkreis auch verknüpft mit Kolonialismus ist?
Die Frage dahinter stellen wir nicht. Denn die Antwort gefällt uns nicht.
Denn die Frage lautet: können wir auf dem Weg, den wir meinen das am Ende Respekt für den Anderen, den Respekt überhaupt erreichen? Oder züchten wir mit unserem Ansatz Respekt zu erreichen (auch für andere) nicht gleich die nächste Respektlosigkeit?
Wir lieben die Cancel culture, also irgendwer soll mit irgendwas bitteschön aufhören. Aber Respekt heißt nicht, das jemand mit etwas aufhören soll. Sondern das es eine Auseinandersetzung gibt, ein Verständnis und eine Akzeptanz für die Andersartigkeit.
Das würde heißen nicht vom Fenster aus den Hundebesitzer oder den Raucher zu verurteilen, sondern sich zu ihm gesellen und miteinander ins Gespräch kommen, seinen Standpunkt akzeptieren (weil nur so er sich meinem Standpunkt gewahr wird). Und dann auf Augenhöhe zu schauen, wie man die unterschiedlichen Bedürfnisse überein bekommt. Auf Augenhöhe, und nicht aus einer Position der Stärke heraus. Sonst kommt ja automatisch der Respektkrieg "wenn du mich respektierst machst du das..." bzw. "Lässt du mich dies machen...."
Kann am Ende von so einem Konflikt wirklich auch nur ansatzweise irgendein Respekt rauskommen?