Gedankenexperiment: Wie lange gelten Vereinbarungen?
Folgender Beitrag enthält eine imaginäre Geschichte. Sie ist geschrieben in dem Wunsch, über sie einen Austausch zu kreieren, der unterschiedliche Meinungen und Herangehensweisen, durch unterschiedliche Erfahrungswerte, Beziehungsmuster, Kommunikation und Sexualität zusammenfasst.
Grundinformationen:
Ein Paar, Mann und Frau, lernten sich vor rund 20 Jahren kennen. Sie sind beide um die 40 Jahre alt, heiraten, bekamen zwei Kinder (14 und 16 Jahre), bauten ein Haus richteten sich ein gemeinsames Leben ein. Beruflich sind beide unabhängig. Der Freundeskreis ist weitestgehend gleich. Er ist emphatisch, in seiner Denkweise oft aber Rational. Sie ist sehr emotional und nah am Wasser gebaut. Bildungstechnisch trennen die beiden drei Stufen. Sie ist Hauptschülerin, er hat einen Studienabschluss.
Vergangenheit:
Nachdem die beiden ein Paar geworden sind, standen viele Gemeinsamkeiten auf dem Plan. Sexuell gestaltete sich alles auf einem gesellschaftlich normalen Niveau. Keiner von beiden hatte spezielle Bedürfnisse oder gar Neigungen.
Nach fünf Jahren Beziehung, eröffnete er seiner Frau (sie hatte gerade das erste gemeinsame Kind zur Welt gebracht), dass er sich ehr als ein dominanter Typ definiere, für den Blümchen-Sex nicht sehr lang zu Befriedigung führt. Er wünschte sich, dass die beiden diese Spielart ausprobieren. Das taten sie auch immer mal wieder in den nächsten fünf Jahren (in dieser Zeit kam Kind zwei zur Welt). Ihr gefiel die devote Seite allerdings gar nicht. Ihn frustriere dies. In der Beziehung begann es zu kriseln. Schließlich einigten sich beide darauf, dass er zu Versuchszwecken eine zweite Person für seine sexuellen Phantasien finden können. Dies passierte auch und er war gegenüber seiner Frau und den Kindern wieder viel ausgeglichener, das Sexualleben des Paares pegelte sich im Laufe von einem vierten Jahr auf ein Niveau ein, das für beide in Hinsicht der Praktiken und der Häufigkeit ausreichte und befriedigend war. Es wurde daraufhin beschlossen, dass der die Beziehung zu seiner Sub weiterführen dürfe. Die Spielbeziehung hielt jedoch wegen Suchtproblemen bei der Sub nicht sehr lang. Für den Fall, dass er noch einmal jemanden kennenlernen würde stellt das Paar allerdings Regeln auf.
Die Frau wollte:
- das er ihr sagt, wenn er eine Spielpartnerin hat, damit sie sich nicht wundert, wenn er sich verändere.
- das er ihr sage, wenn sich Gefühle zwischen ihm und seiner Sub entwickeln würden, die die eigene Beziehung/Ehe gefährden würden. Wohl auch, weil sie die Kinder schützen wollte.
- Kontakt zur Sub waren während familiärer Zeiten (Urlaube, Ausflüge, Familienfeiern ect.) nicht erlaubt.
- Sie nicht wissen wolle, was er mit seiner Sub tut.
er willigte ein.
Die Trennung von seiner Sub währte nicht lang. Sie fanden nach einer Entziehungskur wieder zueinander. Er berichtete dies seiner Frau. Alles war gut. Nach drei Jahren Spielbeziehung, in der auch die Ehe des Paares hervorragend funktionierte und beide gut harmonierten, die Kinder gemeinsam gleichberechtigt großzogen, fand die Ehefrau eine Art Liebesbrief, der an die Sub des Ehemannes gerichtet war.
Sie sah darin eine Verletzung der Regeln und forderte die Auflösung der Spielbeziehung. Dies geschah einvernehmlich. Der Mann entschuldigte sich, seine Gefühle nicht offenbart zu haben.
Der Mann allerdings suchte sich keine neue Spielpartnerin mehr. Er flüchtete sich stattdessen in Ablenkung durch eine exzessive Sammelleidenschaft und verschiedene andere Freizeitaktivitäten. So konnte er seine dominante sexuelle Seite über acht Jahre beinahe unterdrücken.
Heute:
Nach diesen acht Jahren ohne eine Sub lernt er nun eine neue Frau, eine sehr devote Persönlichkeit kennen die ihn interessierte. Es kommt zu ersten Treffen, allerdings ohne sexuelle Aktivitäten. Er will mehr, entdeckt seine dominante Seite wieder. Sieht sich unglücklich, diese so viele Jahre unterdrückt zu haben.
Natürlich berichtete er seiner Frau vom Kennenlernen. So wie es vor 11 Jahren vereinbart wurde. Sie allerdings fiel aus allen Wolken. Stellte ihn vor die Entscheidung: "Entweder ich oder sie." Tränen fließen. Er versuchte noch einmal die Beweggründe für die damalige Vereinbarung darzulegen. Sie allerdings bezieht sich auf die letzten acht Jahre, in denen er dieses Verlangen nicht gezeigt hatte und ist nicht bereits ihren Mann zu teilen.
Jetzt die Diskussionsfragen:
Was würdet ihr der Frau und was dem Mann raten?
Ist eine Trennung der beiden ein Weg nach mehr als 20 gemeinsamen Jahren.
Galt die Vereinbarung nach einer so langen Pause überhaupt noch?
Und hat sich der Mann eurer Meinung nach falsch gegenüber seiner Frau verhalten, weil er ihr das Gefühl gegeben hat, er wäre nicht mehr an Dominanz interessiert?
Ziel:
Ich definiere hier ein klares Ziel damit es kein Endlosthema und keine Endlosdiskussion wird.
Ziel ist es alternative Modelle zu erarbeiten, wie das Ganze enden könnte.
Wie die Normbesetzung in diesem Fall für euch oder auch die Mehrheit aussieht.
Dabei soll niemand ein eigenes Ende formulieren, sondern über seine Meinung kundtun, was für ihn der richtige Weg wäre.
Danke schon einmal vorab für eure Teilnahme an diesem kleinen Gedankenexperiment, das gern Soziologisch, Philosophisch, Psychologisch, Mathematisch oder auch ganz unlogisch angegangen werden darf.
Wenn es Fragen gibt, schmücke ich die Grundstory gern entsprechend weiter aus.