Ganz grundsätzlich aus der persönlichen Perspektive:
Dieses Gefühl schleicht sich schnell ein. Ich habe das damals auch internalisiert, weil in einer klassischen Arbeiterfamilie dieser Habitus "du bist nur etwas Wert, wenn du etwas leistest" vorgelebt und eingehämmert wurde, obschon meine Parentalgenerationen keinen besonders hohen sozialen Status hatten. Das war eher die klassische arbeitende Mittelschicht mit Eigenheim, bei der damals auch ein Einkommen reichte. Also alles sehr traditionell.
Man muss sich nicht groß anstrengen um zu denken, dass man mit einem gehobenen sozialen Status in nahezu allen Belangen des Lebens mehr Erfolg hat. Die Liebe ist da nur ein Faktor.
Sehr schnell landet man, folgt man dem, im klassischen kapitalistischen Hamsterrad.
Und klar, natürlich ziehen bestimmte soziale Stände bestimmte Menschen an, so wie auch bestimmte Charaktereigenschaften bestimmte Menschen anziehen. Schlüssel-Schloss-Prinzip.
Wer sagt, dass Geld nicht glücklich macht hat vermutlich sehr viel davon, oder ist, aufgrund diverser Lebenserfahrungen, zu der Erkenntnis gekommen, dass das Hamsterrad endlos wird und dazu führt, dass man nie zufrieden ist und, umso höher der Status steigt, umso mehr Geld man hat, man das Gefühl nicht genug zu haben nicht verliert. Sorgen verschwinden nicht, auch wenn man eigentlich weniger haben müsste, denn Geld nimmt einem viele grundlegende Existenzsorgen. Deshalb passt der Satz, dass Geld nicht glücklich macht nicht. Meiner Erfahrung nach ist dieser Satz eher ein suggestiver Slogan der von Menschen mit viel Geld gegenüber Menschen mit weniger Geld genutzt wird.
Generell steckt die Denke, dass Mann sich "kümmern" können muss ebenfalls noch in vielen Menschen fest verankert. Mann muss auf Händen tragen und Frau absichern können, wie das früher halt nun einmal der Fall war. Wenn Mann das nicht kann, dann ist Mann wohl nichts wert.
Vom Kopf her wissen hoffentlich viele der heutigen Menschen, dass das Blödsinn ist. Dennoch ist diese Denke so tief verwurzelt, dass sie im Bauch noch immer nachhallt, auch wenn der Kopf es kognitiv besser weiß.
In meiner geschiedenen Ehe habe ich weniger verdient als meine Exfrau. Hat mich das gestört? Am Anfang, aus den oben genannten Gründen, etwas. Später gar nicht mehr. Generell bin ich in meinem Leben aus diversen, teils schmerzlichen, Gründen an einen Punkt gelangt an dem ich beschloss, dass ich mich nicht über beruflichen Erfolg definiere und mein Selbstwert nicht über meinen sozialen Status gespiegelt wird. Meine Selbstverwirklichung findet nicht im beruflichen Kontext statt. Stattdessen mache ich beruflich etwas, dass mir sinnvoll erscheint und das mit Spaß macht, auch wenn ich damit weniger verdiene als ich es könnte. Dennoch habe ich, aufgrund von zusätzlichen Ehrenamtstätigkeiten, eine 60-80 Stundenwoche. Diese Zusatztätigkeiten werden aber halt nur makulativ vergütet. Würde ich sie knicken und mich mit der Stundenanzahl in eine finanziell lohnendere Arbeit stürzen, dann wäre mein sozialer Stand schnell höher. Gleichzeitig würde ich ausbrennen, hätte das Gefühl Dinge zu tun, die meinem Wesen widersprechen und als würde ich lediglich für diesen Status und die Arbeit funktionieren.
Was mir wichtig ist ist für mich selbst Sorgen zu können.
Das ist etwas, dass ich auch von Partnerinnen erwarte.
Wer jemanden sucht, der wirklich aushält ist bei mir falsch. Das kann ich nicht, das möchte ich auch nicht. Das möchte ich auch nicht nur aus finanziellen Gründen her nicht, sondern aufgrund eines anderen Umstandes, der mir wesentlich wichtiger ist als der soziale Status meiner Partnerinnen: Die Befähigung selbstbestimmt Leben zu wollen.
Jeder Mensch kann einmal abrutschen. Ich war vor einigen Jahren aufgrund unglücklicher Umstände beinahe Pleite. Jeder Mensch kann in seinem Leben einmal in Schieflage geraten. Das ist völlig okay. Mir ist wichtig, dass meine Partnerin eine Perspektive hat und irgendetwas mit ihrem Leben anfangen möchte. Das sie Dinge hat, die sie begeistern. Das sie auf eigenen Beinen stehen möchte. Das sie sich um ihre Zukunft Gedanken macht.
Leider erlebe ich durchaus nicht so selten, dass das auch gerne mal schleifen gelassen wird. Wie ich schon schrieb ist es überhaupt kein Drama HartzIV zu beziehen. Millionen Menschen müssen das. Man sucht sich das oft nicht aus. Wenn jedoch jemand einfach glücklich damit ist den ganzen Tag Zuhause zu sitzen, sich geistig nicht zu beschäftigen und jemanden sucht der diese Überfülle an Tagesfreizeit ausfüllt, dann finde ich das schade und schlicht nicht attraktiv.
Vielleicht hat das auch etwas mit meinem Anspruch an eine gewisse intellektuelle Komponente zutun. Ich möchte mich austauschen können, spannende Gespräche führen können, sinnieren und philosophieren können. Das muss jetzt nicht unbedingt etwas völlig hochtrabendes sein. Man muss nicht jeden Abend die Kritische Theorie ausdiskutieren oder über Lockes Gesellschaftsbild sinnieren können. Ein Mensch, der jedoch kaum Interessen hat, der nichts tut, hat in der Regel auch wenig zu sagen, weil er oder sie schlicht nichts erlebt.
BDSM, bzw. sexuelle Vorlieben, sind für mich grundsätzlich nur ein Thema. Das reicht nicht um mit einem Menschen eine wirkliche Beziehung zu führen, da BDSM für mich "nur" ein Teilaspekt meines Selbst ist.
Man muss keinen beruflichen Erfolg haben um ein interessanter Mensch zu sein.
Es gibt Millionen Menschen die strebsam, interessiert, neugierig, energisch und zielstrebig sind ohne einen hohen sozialen Status zu besitzen. Würde man das gleichsetzen, dann würde man viele harte Berufe, die nun einmal leider nicht hoch dotiert sind, zu Unrecht abwerten. Dazu zählt die gesamte Gesundheitsbranche. Dazu zählt auch das Ehrenamt. Viele Menschen haben diese Charaktereingeschaften, entschieden sich aber gegen das kapitalistische Hamsterrad, bzw. bewusst für Berufe in denen sie etwas für die Gesellschaft tun, obschon sie dadurch keine besonders dolle Bezahlung erfahren.
Mir sind Charaktereigenschaften deutlich wichtiger als der soziale Stand meiner Partnerinnen.
Dasselbe erwarte ich auch anders herum.