Zitat von ****yn:
„
Findest du?
Findest du?
Ich glaube ich muss weiter ausholen um das zu erläutern. Hoffentlich kannst du mir eine folgende, lange und wirre Antwort verzeihen
Zuerst einmal sollten ich ein wenig definieren und das können wir dann abgleichen ob wir hier überhaupt das selbe meinen. Das könnte ja etwaige Missverständnisse aus der Welt schaffen.
Außerdem werde ich mich versuchen eher auf die Erkenntnisse von der Wissenschaft zu stützen um meine Aussagen zu bekräftigen. Allerdings kommen diese Erkenntnisse meistens aus den Sozialen Wissenschaften, welche ja nicht all zu genau sind. Zudem werde ich es jetzt erst einmal vermeiden die Quellen genau zu zitieren, was hauptsächlich an meiner Faulheit liegt , und hoffe das mir vertraut wird das ich nicht zu viel Unfug rede. Sollte etwas das ich sage angezweifelt werden, werde ich mich bemühen die Quellen worauf ich mich in hinterfragter Aussage stütze gerne privat weiterleiten.
So, dann mal los.
Sozialer Status:
Wie definieren wir den sozialen Status? Sozialer Status drückt die Position eines Individuums innerhalb einer gesellschaftlichen Hierarchie aus.
Wie messen wir die Position innerhalb einer gesellschaftlichen Hierarchie:
Man könnte jetzt Geld nehmen, allerdings ist dies fehlerhaft. Wohlstand entspricht nicht immer dem sozialen Status eines Menschen. Oftmals ist Wohlstand eher die Konsequenz eines hohen sozialen Status als der Grund. Viele Menschen können auch mit einem niedrigen sozialen Status an viel Geld gelangen. Der Wohlstand hat weniger mit der sozialen Hierarchie zu tun als eher mit der wirtschaftlichen Struktur... welche nicht das selbe sind.
Deswegen sind die Variablen die wir für das Messen benutzen extrem wichtig. Man könnte jetzt lange darüber streiten was genau die Faktoren sind welche einen hohen Status ausmachen. Die Faktoren scheinen sich von Hierarchie zu Hierarchie zu ändern (Quantität von Hierarchien werde ich gleich noch ansprechen), wobei es einige fast schon axiomatische Variablen gibt.
Welche Variablen treten immer wieder auf:
Meist hat man anhand unserer affen-ähnlichen nächsten Verwandten (Bonobos und Schimpansen) ein Verhaltensmuster erkannt, welches sich auch auf uns übertragen lässt.
Innerhalb der Hierarchien unserer nächsten Verwandten zeigten sich die folgenden Verhalten als besonders erfolgreich um einen hohen sozialen Status zu erlangen:
- Potential zu Gewalt: Dies geht eher von den Schimpansen aus, als von den Bonobos und heißt nicht das man Gewalt immer und überall anwenden sollte. Es bedeutet lediglich das man weiß wie man sich wehrt bzw. weiß wie man sich auch mal gegen den Willen anderer durchsetzt. Zu hohes Gewaltpotential und zu verbreitetes einsetzen von Gewalt sind eher negativ Faktoren die eher einen heruntersetzen in der Hierarchie.
• Kompetenz: Eine Ansammlung von Talenten sowie Fertigkeiten die nicht nur die Lebensbedingungen von sich selber sondern von seinem Umfeld verbessern kann. Dabei handelt es sich meistens um eher rare aber wichtige Talente und Fertigkeiten.
• Kooperationsfähigkeit: Exzessiv egoistisches Verhalten wird nicht gerne gesehen (und es macht ja auch Sinn wieso). Wenn man jedoch bereit ist zu teilen, zu helfen und jemanden zu vertrauen, dann mögen andere einen gleich viel besser. Jedoch muss man auch hier aufpassen, denn eine zu stark ausgeprägte Kooperationskompetenz scheint auch wieder negativ zu wirken (Leichtgläubigkeit und so). Bei Schimpansen hat man das wieder sehr gut gesehen, denn es waren nicht die muskulösen, aggressiven Schimpansen die sich lange an der Spitze einer Hierarchie durchsetzen konnten. Diese wurden meistens auf brutale Art wieder entfernt. Es waren meisten die kooperativen Schimpansen welche sich oben gehalten haben. Die welche bereit waren sich um die Kinder anderer Schimpansen zu sorgen, welche andere Affen entlaust haben und die viel gespielt haben.
• Antrieb. Der Wunsch und die Energie was für sich und seine Hierarchie zu tun. All die anderen Dinge sind absolut irrelevant wenn man nicht auch die Energie besitzt diese innerhalb der Hierarchie anzuwenden.
Es gibt bestimmt noch ein paar mehr wichtige Verhaltensmuster, aber wir beschränken uns mal auf diese vier.
Wie schlägt sich dieses Verhalten messbar nieder:
Es gibt mehrere Dinge die einem zeigen können wie hoch man in einer Hierarchie steht.
1. Geschlechtspartner. Man lässt sich gerne auf jemanden ein der weit oben in der Hierarchie steht (der die ich definiert habe, nicht die bis jetzt allgemein gültige Fassung in diesem Thread), was bedeutet das jemand mit hohem sozialen Status messbar mehr Geschlechtspartner hat.
2. Durchsetzungsvermögen. Man sagt Leuten das sie doch bitte etwas tun sollen und sie machen es dann auch. Im negativen Beispiel weil man es erzwungen hat und im positiven Beispiel weil sie einen so sehr mögen das sie es gerne für einen tun. Nehmen wir mal das Beispiel das so gerne in diesem Thread verwendet wird: Der Bonze! Wenn du jetzt die Straße entlang gehst und plötzlich kommt ein Typ im Porsche angefahren, steigt in seinem feinen Anzug aus und wirft die seine Schlüssel entgegen und er sagt: "Volltanken und dahinten parken, jetzt!", dann würdest du ihm seine Schlüssel wahrscheinlich dahinstecken wo die Sonne nicht mehr scheint. Ist es jedoch ein Freund von dir, der zu dir kommt und dich um genau den selben Gefallen bittet, jemand den du also sehr gut leiden kannst, dann überlegst du es dir zweimal ob du ihm diesen Gefallen vielleicht tun willst. Selbst wenn er reich ist, Porsche fährt und gerne feine Anzüge trägt.
3. Mimifikation. Dies ist ein relativ neuer Begriff aus der Wissenschaft für etwas das man eigentlich schon immer wusste. Mimifikation beschreibt den Prozess der Nachahmung im Verhalten und Erscheinung von Leuten die in der selben Hierarchie wie man selber weit oben stehen. Weil man halt cool findet wie sie reden oder wie sie sich anziehen. Man weiß mittlerweile das es auch negative Mimifikation gibt. Wenn man Teil einer Hierarchie ist in der man sich schlecht behandelt fühlt oder aktiv ausgeschlossen wird (nein, die beiden sind nicht immer das selbe) verhält man sich oftmals gegenteilig zum Rest der Hierarchie. Dies soll dann entweder einen Umschwung auslösen oder missbehagen ausdrücken. Allerdings ist man dann trotzdem weiter Teil der Hierarchie und nimmt aktiv auch weiter an ihr Teil. Völlige Ablehnung passiert erst wenn man die Hierarchie verlässt und eine neue gründet.
4. Freunde. Ja im Gegenzug zu dem was man glaubt, sind Leute die einen hohen sozialen Status haben sehr beliebt und haben viele Freunde. Es sind halt coole Socken mit denen man gerne Zeit verbringt. Und wenn sie nicht gerade tyrannisch sind und sich einem aufzwingen dann tut man das sogar auf eine ehrliche Weise.
So, jetzt wo das geklärt ist, schauen wir uns mal schnell die Quantität von Hierarchien an.
Quantität von Hierarchien:
Gibt es nur eine große, Deutschlandweite Hierarchie? Ja und nein. Jein. Es ist halt nicht so ganz klar. Man weiß das es ganz ganz ganz viele kleine Hierarchien gibt, die sich permanent bilden und wieder zerbrechen. Inwiefern sich diese kleinen Hierarchien dann allgemein in eine größere Hierarchie einfügen ist noch nicht ganz geklärt. Was wohl gilt ist das einigen Hierarchien übergreifend sind und sich in andere Hierarchien erstrecken und es exklusive Hierarchien gibt welche nur innerhalb von sich selber gültig sind.
Hier wieder mal das Beispiel vom Bonzen.
Stell dir vor es kippt eine Person neben dir um, greift sich an die Brust und du brüllst jetzt laut nach einem Arzt. Aus einem Porsche steigt eine Person, in einem feinen Anzug und verkündet: "Ich bin kein Arzt aber Investment Bänker, gehen sie alle zur Seite und tun sie was ich sage!", dem würdest du wohl mal wieder irgendwas riesiges und stacheliges so tief in sein Hinterteil schieben das er nie wieder gerade gehen kann. Sollte aber der selbe Mann in seinem pickfeinen Anzug aus dem Porsche aussteigen und verkünden: "Ja, ich bin Notfallarzt, gehen sie alle zur Seite und tun sie was ich sage!", dann wärst du wohl sehr gewillt genau das zu tun was dir dieser Mann sagt.
Eigenschaften einer Hierarchie:
Hierarchien bleiben nicht immer gleich, sondern sind ständig im Wandel. Sie werden ja durch die Mitglieder die an ihr teilnehmen definiert und die geben dann auch an was ihnen wichtig ist. Dabei gibt es natürlich auch statische Hierarchien die gezielt gleich bleiben wollen. Andere Hierarchien sind im ständigen Wandel.
Sind sozialer Status und Hierarchien gut oder schlecht:
Das weiß ich nicht genau und will hiermit auch nichts andeuten. Natürlich gibt es ganz klar Hierarchien die böse sind und es gibt Hierarchien die korrumpiert werden. Hierarchien können erdrückend für ihre Mitglieder werden, vor allem wenn sich an ihre Spitze Tyrannen ansiedeln welche die Hierarchie für den eigenen Zweck ausnutzen. Das passiert bei kleinen Hierarchien als auch bei großen, übergreifenden Hierarchien. Ob es besser wäre diese sozialen Hierarchien abzuschaffen weiß ich nicht oder ob es auch nur möglich ist. Vielleicht liegt ein solches Verhalten der Einordnung in Hierarchien in unserem biologischen Determinismus (was ein böses Wort). Ich versuche nur wiederzugeben welche Erkenntnisse man momentan glaubt von sozialen Status und den einhergehenden Hierarchien zu haben.
Jetzt, zu guter Letzt, nach langem Geschwafel, meine Meinung:
Ich stimme dir in fast allen Punkten völlig zu. Allerdings störe ich mich daran Wohlstand zu benutzen um den sozialen Status eines Menschen zu bestimmen. Ich glaube das Wohlstand nicht aussagekräftig genug ist um berücksichtigt zu werden.
Wenn jemand reich ist aber in allen dir wichtigen Punkten übereinstimmt, dann wirst du ihn/sie mögen. Wenn jemand arm ist, aber sich dir gegenüber furchtbar verhält, dann wirst du ihn/ sie nicht mögen.
Ich habe genügend Leute kennengelernt die politisch links oder rechts waren, die arm und reich waren, die gebildet oder ungebildet waren, um erkennen zu können, was viel wichtiger als all diese Dinge sind: Mochte ich den Menschen.
So, jetzt ist aber genug! Ansonsten werden Leute noch böse auf mich das ich so viel schwafel =D