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Neigung nicht ausleben/offene Beziehung59
Ich frage mich aus eigenem persönlichen Interesse: Kann man wohl auch…
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Neigung und frühere Gewalterfahrung

********er75 Mann
6.899 Beiträge
Ich glaube man muss hier in der Differenzierung noch weiter gehen, als es @********ious schon gegangen ist.
Da ist zum einen die von @********ious schon klar beschriebene Unterscheidung zwischen PTBS und BDSM-Neigungen, zum Anderen muss noch zwischen BDSM-Neigungen und der Partnerwahl differenziert werden.

Zitat von *******piel:

3 Jahre später entdeckt sie BDSM für sich. Sie empfindet Lust dabei, es tut ihr gut, auch wenn sie sich anfangs über sich selbst dabei erschrickt und sich schämt.
Der Typ Mann ist irgendwie immer der selbe. Erniedrigend, hart, emotional nicht erreichbar, für sie jedenfalls.

Auf einer Seite ist da der Wunsch nach Anerkennung, stolz auf sie zu sein und geliebt zu werden. Auf der anderen Seite eine tiefe Lust so behandelt zu werden.

Natürlich kann ein so starker Vertrausbruch und Vertrauensverlust in der Kindheit zu einer Bindungsstörung führen, die dazu führt, dass man keine emotionale Nähe aufbauen will bzw. nicht in der Beziehung möchte. Das hat aber nichts mit BDSM zu tun, das findet man in derartigen Konstellationen auch in Vanilla-Beziehungen.
Gleichzeitig ist (emotionale) Distanz in der D/s Beziehung für einige sehr wichtig um ihre Neigungen voll ausleben zu können, und das ohne jegliche traumatische Vorgeschichte.

Entscheidend ist die Wirkung, die der Partner, die Beziehung und das gelebte BDSM auf einen haben. Ist es positiv, stabilisiert das mein Leben, meine Psyche, also mich als Mensch, oder wirkt es eher destruktiv und negativ auf mich.
Das gilt aber für jede Beziehung, auch ganz ohne BDSM.

Es gibt aktuell Foschungen die das BDSM in die Therapie mit einbeziehen, beziehungsweise die Effekte des BDSM auf die psychische Entwicklung und die Therapie der Patienten untersuchen.
Natürlich gibt es zig andere Beispiele, hier geht es für mich aber um einen konkreten.
Zitat von *******dor:
Du hast mich komplett missverstanden.
Nimm die letzten 3 Sätze, das reicht.

Dann bist du Fachmann, um es zu beurteilen, gut zu wissen. 😉 ändert dennoch nichts an meiner Antwort. Wozu dann das andere Schreiben und das in der Wortwahl, wohlwissend, dass Menschen hier sind, die es erlebt haben?
*******dor Mann
6.034 Beiträge
Weil du aus einem furchtbaren Leid eine Regel machen möchtest.
********er75 Mann
6.899 Beiträge
@*******eyn
Aber auch bei dem konkreten Beispiel hier kann man nur sagen: Kann sein, kann aber auch nicht sein.

Die Forschung zur Entwicklung und Ausprägung von Sadomasochismus und Dom/Sub/Devot-Neigungen steckt noch in den Anfängen. Gerade die Forschung zu BDSM in der Pubertät ist eigentlich nicht existent.
Die meisten Forschungen und Daten dazu kommen aus der Forensischen Psychiatrie, aus der Erforschung von Sexualstraftätern und Serientätern, bedienen die Kindheit durchleuchtet wird.
Forschungen zu inklinierendem BDSM (=konsesualem BDSM) in der Jugend gibt es nahezu nicht.

Somit sind die Daten und und aktuellen Theorien alle auf perikulärem Sadomasochismus aufgebaut, und nicht auf konsensulem BDSM, wie er in „gesunden“ Beziehungen gelebt wird.
********er75 Mann
6.899 Beiträge
Um das noch klarzustellen:
Für mich besteht ein großer Unterschied zwischen sexuellem Missbrauch und Und körperlichen Misshandlungen im strafrechtlichen Sinn, und inklinierendem (konsensualem/einvernehmlich) BDSM.
Das erstere ist Vergewaltigung, sexuelle Nötigung und Körperverletzung, das zweite ist einvernehmlich gelebte Sexualität.
@********er75 sehe ich persönlich etwas anders, in diesem Fall. Ich wüsste auch gar nicht, ob es überhaupt unter BDSM fällt, weil ich persönlich es schon abgrenzen würde.
*******dor Mann
6.034 Beiträge
Neigung und frühere Gewalterfahrung
Und das ist genauso interessant und wichtig wie jeder Einzelfall
*(Empathie-Smiley)

@********er75: ich denke, hier missversteht dich niemand. Danke für die präzise Führung. Und @*******eyn : pardon für die Zuspitzung.
********er75 Mann
6.899 Beiträge
@*******eyn
Dazu wissen wir hier zu wenig aus den Posts der TE.
Deshalb lässt sich ja auch nur sehr theoretisch darüber spekulieren.
Wie im EP beschrieben sind die Erlebnisse in der Kindheit definitiv Missbrauch und Körperverletzung.
Was aber das beschriebene BDSM und die emotionale Bindungs-Thematik angeht lässt sich aus den Angaben nicht wirklich etwas ableiten.
Besteht Leidensdruck?
Sind die Beziehungen destruktiv?
Wie wird das BDSM empfunden?
Das alles lässt sich aus den Angaben nicht ableiten.
****ria Frau
226 Beiträge
Ich bin seit 30 Jahren aktiv im BDSM und hatte nie einen Partner, der so war wie von der TE beschrieben:
„Der Typ Mann ist irgendwie immer der selbe. Erniedrigend, hart, emotional nicht erreichbar, für sie jedenfalls.“

Und dabei stehe ich auf Erniedrigung und hartes, auch distanziertes Verhalten in der „Session“ sowie - nach gemeinsamer Vereinbarung- im Alltag. Aber dabei eben auf Männer, die dies in einen Rahmen von Wertschätzung einzubetten fähig sind und ein eigenes Interesse an Kommunikation innerhalb einer - wie auch immer gestalteten- Beziehung haben.

Soll heißen: ich sehe bei den von der TE geschilderten Erfahrungen kein „Problem“ mit dem BDSM, sondern eher ein zu hinterfragendes Muster in der Wahl der (Spiel-)partner.

Menschen mit dem geschilderten „
Verhalten gibt es unter BDSMlern und unter Nicht-BDSMlern. Die Frage, die man therapeutisch bearbeiten kann, wenn man etwas ändern möchte, ist: warum lässt man sich ausgerechnet auf diese Menschen ein.
Dort würde ich ansetzen, nicht beim BDSM.
******arp Mann
3.252 Beiträge
Bei der Bindungsstörung muss ich mich heute fragen, wer die denn eigentlich hat? Ich, weil ich monogam bin, nicht teilen kann und will und meiner Partnerin keine sex. Freizügigkeit zugestehe. Damit bin ich also eifersüchtig, kontrollsüchtig und egoman- da aber im defizitären Sinn. Ich bin krank.

Oder sind es doch die Polys, die sich so gerne fest binden, aber gerne mit mehreren? Oder die F+, die das auch alle wollen, nur halt nicht verbindlich? Oder die offenen, die eben zweigleisig fahren um sich nicht entscheiden zu müssen.

Nein! Ich spreche von Bindungsstörungen, denen mind. eine entsprechende Prägung vorausgeht. Die sich einfach nicht mehr trauen eine Bindung einzugehen, denn damit kann und wird nur eine weitere Enttäuschung einhergehen. Kaum verlässt man sich auf jemanden, wird man von eben jenen verlassen. Auf wen kann man sich dann überhaupt noch verlassen?

Diesen Beitrag kann und will ich nur unterschreiben!
Neigung und frühere Gewalterfahrung

Ich nenne es ein großes Glück, dass ich heute so meine Erfahrungen sammeln durfte und damit auch feststellte- es war mir eine Herausforderung aber auch Bereicherung! Denn nichts ist so echt wie das und für mich zählt nur das echte.

Daran bemessen, dürfte ich diese Neigung gar nicht haben, sie weder ausleben noch als befreiend empfinden. Und sie tut nicht nur mir gut, sondern auch meinem Gegenüber. Weil es sich harmonisch ineinander fügt.
@********er75

Ich helfe etwas nach.

Leidensdruck nicht direkt.

Ich habe gelernt, mit einem passendem Gegenüber ist es durchaus möglich eine ausgeglichene Beziehung zu führen, aber, und das ist jetzt der springende Punkt, ich fühle mich von Männern angezogen wie im EP beschrieben. Diese ziehe ich auch an.
Ist aber schon besser geworden. Ich achte mehr auf das Verhalten und wenn ich merke das dieser Mensch solche Eigenschaften mit sich bringt, breche ich den Kontakt ab.

BDSM an sich, empfinde ich als ein Stück Freiheit. Ich fühl mich frei in meinem Sein und erleben. Ich kann inzwischen emotional sehr nah an mich ran lassen. Früher ging das nicht.

Jemand hatte hier das Erleben mit Happy End beschrieben. Ich glaube das ist gar nicht so verkehrt. Diese Suche habe ich damals wohl auch betrieben. Nur mit den Menschen zu der Zeit, wäre ein Happy End nie möglich gewesen.
Zitat von ********er75:
@*******eyn
Dazu wissen wir hier zu wenig aus den Posts der TE.
Deshalb lässt sich ja auch nur sehr theoretisch darüber spekulieren.
Wie im EP beschrieben sind die Erlebnisse in der Kindheit definitiv Missbrauch und Körperverletzung.
Was aber das beschriebene BDSM und die emotionale Bindungs-Thematik angeht lässt sich aus den Angaben nicht wirklich etwas ableiten.
Besteht Leidensdruck?
Sind die Beziehungen destruktiv?
Wie wird das BDSM empfunden?
Das alles lässt sich aus den Angaben nicht ableiten.

Es ist hier ein sehr emotionales Thema, wenn alles easy wäre, dann käme es sicherlich nicht zur Sprache. Um das Thema öffentlich zu machen, benötigt ich es sicherlich schon einen inneren Druck.
********er75 Mann
6.899 Beiträge
@*******piel

Danke für Deine Offenheit und die zusätzlichen Infos.

Du schreibst etwas sehr wichtiges:
Ich kann inzwischen emotional sehr nah an mich ran lassen. Früher ging das nicht.

Du kannst nur das bekommen, was Du selbst bereit bist zu geben.
Emotionale Nähe ist auf Dauer nur möglich, wenn beide Partner bereit sind die Nähe zuzulassen.

Und Du hast den wichtigsten Schritt schon gemacht:
Du analysierst Deine Beziehungen und hast erkannt was Du zukünftig möchtest bzw. was Du nicht mehr möchtest.
@*******piel wie fühlst du dich bei dem Gedanken, wenn das Ventil der Freiheit mal nicht mehr vorhanden sein würde? Worauf ich hinaus möchte, mir hat ein mir ganz lieber Mensch mal gesagt, ich möchte, dass du von alleine stehst und stark für dich bist und nicht etwas brauchst, was es nur extern gibt, um dich gut zu fühlen.

Ich sage nicht, dass du BDSM aufgeben sollst, für mich vermischst du es zu sehr und wenn dein Ventil aus welchen Gründen auch immer, mal nicht vorhanden ist, was dann?
@*******eyn
Ich verstehe was du meinst.
Und zum damaligen Zeitpunkt, wäre es schlimm gewesen dieses Ventil nicht zu haben.

Aber ich bin jetzt schon ein paar Jahre ohne dieses Ventil und habe ziemlich hart an mir selbst gearbeitet. Ich brauch es nicht mehr um stark zu sein, aber irgendwie zum frei sein oder auch vollkommen bei mir zu sein.
Das hört sich vielleicht blöd an, aber im Moment fehlen mir die passenden Worte zum beschreiben.

Es fehlt.
@*******piel nein, das hört sich nicht blöd an und ich verstehe, was du meinst. Vielen Dank
********er75 Mann
6.899 Beiträge
@*******piel

Es darf auch fehlen.
Stell Dir die Frage, ob es nur ein Ventil ist, oder ob es mehr ist.
Ist es ein Teil von Dir, der ausgelebt sein will um vollständig zu sein.
Was fehlt Dir genau?
Die die Antwort können Dir helfen es für Dich einzuordnen und das herauszufiltern was Du für Dich wirklich brauchst.
*****ope Mann
115 Beiträge
Ich beziehe mich auf den ursprünglichen Post, der nach einem fiktiven Szenario klingt, und auf die nachfolgenden Beiträge der TE, die danach klingen, also ob sie von sich selber spricht.

Bei dem Glauben, dass BDSM-ler frühe Gewalterfahrungen hatten, handelt es sich um ein unfundiertes Vorurteil. Es gab mehrere wissenschaftliche Untersuchungen zum Thema, ob frühe Gewalterfahrungen und BDSM korrelieren. Die Antwort war eindeutig: nein. Quellen dazu findet man, wenn mit einer bekannten Suchmaschine, deren Namen ich nicht nennen will, nach den Begriffen BDSM und Trauma gesucht wird bzw. nach nach BDSM Trauma abuse as child. Das ist inzwischen sogar schon in der Spektrum der Wissenschaft nachzulesen, siehe https://www.spektrum.de/news/bdsm-wie-sadomaso-fans-ticken/1437565 Und man mag sich wundern (oder auch nicht), warum dieser Artikel zu den am häufigsten dort abgerufenen gehört.

Jedoch gibt es etwas, was man Reinszenierung nennt (siehe auch andere Antworten). Ich zitiere aus https://www.traumatherapie.de/users/schubbe/schubbe6.html "Mit Reinszenierungen sind Gewalthandlungen gemeint, die in der Folge der sexuellen Traumatisierung auftreten, obwohl sie nicht mehr vom Täter ausgehen."

Es gibt Fälle, bei denen Reinszenierungen bis ins Erwachsenenalter auftreten, und zwar dann, wenn das Trauma nicht verarbeitet wurde. Oft wissen Traumatisierte (trotz Erinnerungen an die Erlebnisse) nicht, dass sie traumatisiert sind. In der Folge kann auch keine Verarbeitung im Sinne einer bewussten Auseinandersetzung mit dem Trauma stattfinden. Z.B. werden Flashbacks nicht als Flashbacks verstanden und Trigger nicht als Trigger. - Als BDSM-ler kann man trotz Traumatisierung ausschließen, dass man etwas reinszeniert, wenn man sich daran erinnernt, dass man BDSM-Fantasien schon vor der Traumatisierung hatte. Im Fallbeispiel ist das offenbar nicht gegeben. Im Umkehrschluss kann man allerdings keinen Zusammenhang zwischen dem Genuss von BDSM und der Traumatisierung herstellen.

Im konkreten Fallbeispiel wird von einem ca.9-jährigen Mädchen gesprochen, das misshandelt wurde bis sie 16 war. Eine solche Erfahrung steckt niemand "einfach so" weg. Es ist grundsätzlich davon auszugehen, dass dies zu Störungen im Bindungsverhalten und der Persönlichkeitsentwicklung führt, inkl. komplexer posttraumatischer Belastungsstörung und möglichen Persönlichkeitsstörungen. Das gestörte Verhalten fällt dem Betroffenen oft gar nicht auf, er kennt es ja nicht anders. Ich würde der fiktiven jungen Dame auf jeden Fall zu einem Besuch bei einem Traumatherapeuten raten. Den gleichen Ratschlag würde ich der Dame auch geben, wenn die Ereignisse schon 20 oder 40 Jahre zurück liegen. Sie kann sich dort diagnostiezieren lassen und ggf. eine Therapie beginnen. So etwas wird kein Spaziergang bei dieser Vorgeschichte. Dabei geht es um die Traumaverarbeitung, nicht um ihre Leidenschaft für BDSM.

Im Fallbeispiel werden Schamgefühle thematisiert. Das ist nichts ungewöhnliches beim Coming Out von BDSM-lern. Vermutlich findet sich das auch irgendwo in der Kindheit wieder, wenn Wertewelten vermittelt wurden in der Richtung, dass dies oder jenes "schmutzig", "pervers" oder "unanständig" ist, dass "man so etwas nicht tut". Pervers oder unanständig ist immer nur das, was derjenige dafür hält, es fehlen die objektivierbaren Kriterien. Bei dem geschilderten Elternhaus würde ich so etwas unterstellen. Es gibt Fälle, bei denen Menschen durch Zweifel geplagt werden, ob eine "Neigung", die sie haben, durch ein bestimmtes Ereignis ausgelöst wurde oder ob dies tatsächlich etwas ist, was sie wollen oder was sie sind. Dies führt zwangsläufig zu inneren Konflikten. Die Person will etwas, sie verspürt Lust dabei, gleichzeitig hat sie Zweifel, ob das, was sie tut, tatsächlich das ist, was sie will. Die Person fühlt sich schlecht bei dem, was ihr Spaß macht. Auch in diesem Fall ist es sinnvoll, einen Psychologen zu konsultieren.

Im Fallbeispiel wird auch dargestellt, dass die junge Frau sich immer wieder Männer als Partner sucht, die sie schlecht behandeln. Aus meiner küchenpsychologischen Sicht sind BDSM und Partnerwahl und damit Bindungsverhalten zwei unterschiedliche Baustellen. Dass bei diesem Elternhaus das Bindungsverhalten der Dame nicht normal (im Sinne einer gesunden Mehrheit, bei der er es keine Kindesmisshandlung gab) ist, unterstelle ich ganz einfach. Wir erlernen Bindungsverhalten sehr früh. Es ist auch keine Neuigkeit, dass Kinder, die von den Eltern bzw. vom Vater misshandelt wurden, dazu neigen, sich Beziehungspartner zu suchen, die sich ebenso verhalten. Siehe z.B. https://psychiatrie.tirol-kliniken.at/data.cfm?vpath=medizinische-psychologie1/publikationen5/lampe_pr_april2013 , wo es heißt: "51 % der in der Ehe misshandelten Frauen berichten über Gewalt in der Herkunftsfamilie. Frauen, die in ihrer Herkunftsfamilie Zeuginnen familiärer Gewalt waren, haben eine um 600 % höhere Wahrscheinlichkeit später durch ihre Ehemänner misshandelt zu werden. Dabei erweisen sich die Gewaltbeziehungen als äußerst stabil." Abermals ist es sinnvoll, einen Psycholgen aufzusuchen. Die Absurdität der Stabilität solcher Gewaltbeziehungen lässt sich den Betroffenen nicht "einfach so" vermitteln. Eine gesunde Persönlichkeit wird sich nach einem einzigen gewaltsamen Übergriff distanzieren. Was sagt das im Umkehrschluss über Persönlichkeiten aus, die sich auch nach jahrelangen Gewalterfahrungen nicht distanzieren?

Voraussetzung für einen Besuch beim Psychologen ist wiederum die Einsicht, dass man Hilfe braucht und die Fähigkeit, diese Hilfe auch anzunehmen.

Mein Kommentar zu den beiden ursprünglichen Fragen ist:

Ist dieses Erlebnis in der Kindheit vielleicht doch der Grund für die Neigung? - Die Frage nach der Neigung ist falsch. Die Ursachen für BDSM sind ungeklärt, empirisch sieht es nur danach aus, dass BDSM-ler oft sensation seeker sind. Es gibt keinen wissenschaftlich haltbaren Nachweis einer Korrelation zwischen BDSM und Trauma, dafür aber eine Menge Vorurteile in der Richtung, dass dahinter doch etwas / ein Erlebnis stecken muss.

Wird hier ein Trauma unbewusst immer wieder hochgeholt und ausgelebt? - Vielleicht im Rahmen einer Reinszenierung. Aber dann ist das keine Neigung und mit der Traumavararbeitung wird die Reinszenierung aufhören oder kontrollierter stattfinden. Und: Womöglich wäre die BDSM-Neigung in einer anderen Konstellation nur anders zum Vorschein gekommen. Was ich damit sagen will ist: Auch nach einer Aufarbeitung der Erlebnisse in diesem kranken Elternhaus kann die BDSM-Neigung noch vorhanden sein oder gar dann, endlich, mit einem unbeschwerten Genuss und einem gewaltfreien Partner gelebt werden.

Man beachte, dass ich nur Küchenpsychologe bin. Eine konkrete Diagnosestellung durch einen auf Trauma spezialisierten Psychologen oder Psychiater ist für diesen Fall angezeigt. Der erste Ansprechpartner ist der Hausarzt und der wird (wenn er halbwegs gut informiert ist) feststellen, dass der gewöhnliche psychologische Psychotherapeut mit so einem Fall überfordert ist und dann einen Spezialisten suchen. Ansonsten ist Traumazentrum der richtige Suchbegriff.
Vorkommentare zu lesen, hole ich nach.

Was ich regelmäßig sehe und wobei mir ebenso regelmäßig schlecht wird:
Wenn Eltern ihre Kinder auf den Mund küssen oder sie ab einem gewissen Alter immer noch aufs Klo begleiten.
Das finde ich persönlich viel übergriffiger/ missbräuchlicher (!) als Haue.
Warum?
Weil es um Grenzen geht und die Freiheit, Grenzen entwickeln zu dürfen.

Bogen zum Thema:
Gewalterfahrung hat viele Gesichter.
Ohnmachtsgefühle sind ein starkes Motiv.
*****na3 Frau
3.307 Beiträge
@*******ant
genau: "die Freiheit Grenzen entwickeln zu dürfen" ... das erweitert den Missbrauchsaspekt nämlich auch auf das Geistige ... die Besitzergreifung durch dogmatischen/fanatischen Erziehungsstil ... eine Form von Gewalt ohne Schläge, unter dem Mantel von Liebe und Nettigkeit
*****Sol Paar
543 Beiträge
Moin,

heikles Thema....

Ich hab mich auch mal eine Zeit mit solchen Themen auseinander gesetzt und festgestellt, dass Menschen mit Gewalterfahrungen im Erwachsenenalter sehr unterschiedliche sexuelle Entwicklungen einnehmen.

Wenn Kinder mit Gewalt aufwachsen, verknüpft das Kind Liebe mit Schmerz, verbale Gewalt im neuronalen Geflecht. Das ist tief verankert und kann nur im Rahmen einer Behandlung und auch Neuro-Linguistisches Programmierung umstrukturiert werden. Das Gehirn bewertet bekannte Situationen als gut. Gewaltsituationen sind gut, da ich es kenne und daran gewöhnt bin. Wenn der Mensch irgendwann selbst gut und schlecht unterscheiden kann, kommt es in einen Konflikt und erkennt, dass Gewalt nichts Gutes ist.

Dieser innere Konflikt begleitet diesen Menschen das ganze Leben und hat auf alle Bereiche Einfluss. Sei es der Job, Partnerschaft, Konfliktfähigkeit, Durchhaltevermögen, Ehrgeiz ...ect... Es gibt Menschen mit Gewalterfahrung, die zu Überfürsorge zu anderen Menschen neigen und teilweise in Selbstaufgabe endet, andere fühlen sich selbst nicht und sind emotional eingekapselt und brauchen starke Reize von Außen (Schläge, Peitsche, Klammern ect) und empfinden dies als ihre Art Sex zu genießen.

Viele andere sind traumatisiert und versuchen Erklärungen zu finden weshalb die immer bei dem selben Partnerschemata landen, immer Stress in Beziehung haben, Liebe nicht erwidern können, sich von Liebe schnell erdrückt fühlen, Konflikte nicht lösen können, selbst zur Gewalt neigen, chronische Leere empfinden, fehlender Selbstschutz besteht ect... pp...

Vielleicht ist da BDSM bei Gewaltopfern einfach nur ein von vielen Ventilen und sexueller Ausdrucksform. Welchen sich so entwickelt kann aber nicht entwickeln muss und sich bei jedem Menschen anders entwickelt und ausdrückt.

LG Mrs. Sinners
*****Sol Paar
543 Beiträge
Moin,

heikles Thema....

Ich hab mich auch mal eine Zeit mit solchen Themen auseinander gesetzt und festgestellt, dass Menschen mit Gewalterfahrungen im Erwachsenenalter sehr unterschiedliche sexuelle Entwicklungen einnehmen.

Wenn Kinder mit Gewalt aufwachsen, verknüpft das Kind Liebe mit Schmerz, verbale Gewalt im neuronalen Geflecht. Das ist tief verankert und kann nur im Rahmen einer Behandlung und auch Neuro-Linguistisches Programmierung umstrukturiert werden. Das Gehirn bewertet bekannte Situationen als gut. Gewaltsituationen sind gut, da ich es kenne und daran gewöhnt bin. Wenn der Mensch irgendwann selbst gut und schlecht unterscheiden kann, kommt es in einen Konflikt und erkennt, dass Gewalt nichts Gutes ist. Dazu kommt dann die Erkenntnis und ein weiterer Konflikt, dass ich meine Peiniger liebe (Eltern) und die mir diese Gewalt angetan haben. Diese inneren Konflikte erzeugen Spannungen, die man selbst nicht lokalisieren kann.

Spannung erzeugt Anspannung, die zu Orgasmusunfähigkeit oder Krankheiten führen kann (nicht entspannen können) oder nach Wunsch der Ohnmacht und in solchen SM-Session in der körperliche Züchtigung zur Entspannung führen soll.

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Neuro-Linguistisches_Programmieren#:~:text=Das%20Neuro%2DLinguistische%20Programmieren%20(kurz,Abl%C3%A4ufe%20im%20Menschen%20beeinflussen%20sollen

Dieser innere Konflikt begleitet diesen Menschen das ganze Leben und hat auf alle Bereiche Einfluss. Sei es der Job, Partnerschaft, Konfliktfähigkeit, Durchhaltevermögen, Ehrgeiz ...ect... Es gibt Menschen mit Gewalterfahrung, die zu Überfürsorge zu anderen Menschen neigen und teilweise in Selbstaufgabe endet, andere fühlen sich selbst nicht und sind emotional eingekapselt und brauchen starke Reize von Außen (Schläge, Peitsche, Klammern ect) und empfinden dies als ihre Art Sex zu genießen.

Viele andere sind traumatisiert und versuchen Erklärungen zu finden weshalb sie immer bei dem selben Partnerschemata landen, immer Stress in Beziehung haben, Liebe nicht erwidern können, sich von Liebe schnell erdrückt fühlen, Konflikte nicht lösen können, selbst zur Gewalt neigen, chronische Leere empfinden, fehlender Selbstschutz besteht, sich und ihre Kinder schlagen lassen oder auch überzeugt davon sind, sie selbst seien so schlecht und hätten das alles so verdient ect... pp...

Vielleicht ist da BDSM bei Gewaltopfern einfach nur eines von vielen Ventilen und sexueller Ausdrucksform. Welchen sich so entwickelt kann aber nicht entwickeln muss und sich bei jedem Menschen anders entwickelt und ausdrückt.

LG Mrs. Sinners
*********blues Frau
2.940 Beiträge
Zitat von *******ant:
Vorkommentare zu lesen, hole ich nach.

Was ich regelmäßig sehe und wobei mir ebenso regelmäßig schlecht wird:
Wenn Eltern ihre Kinder auf den Mund küssen oder sie ab einem gewissen Alter immer noch aufs Klo begleiten.
Das finde ich persönlich viel übergriffiger/ missbräuchlicher (!) als Haue.
Warum?
Weil es um Grenzen geht und die Freiheit, Grenzen entwickeln zu dürfen.

Bogen zum Thema:
Gewalterfahrung hat viele Gesichter.
Ohnmachtsgefühle sind ein starkes Motiv.

Und, wenn ich noch etwas hinzufügen darf:
Es ist subtiler, fast nicht erkennbar und daher schwierig zu fassen.
Genau so eine symbiotische Mutter-Kind Beziehung oder von den Eltern vorgelebt.
Im EP wird eine fiktive Situation beschrieben, die fast jedes Missbrauchopfer kennt oder nachvollziehen kann. Die Erlebnisse dahinter sind sehr individuell. Mir ging es nur darum, einen groben Überblick zu geben, von welcher Art Missbrauch hier gesprochen wird.

Ja, ich war selbst ein Missbrauchsopfer dieser Art. Ich sage bewusst "war" denn ich bin kein Opfer mehr. Damals konnte ich nicht anders, als mich unterzuordnen und zu ertragen. Heute kann ich mich wehren und aktiv etwas dagegen tun. Und ich lasse meine Vergangenheit nicht mehr über mich bestimmen.
All das hat seine Zeit gebraucht und natürlich hatte ich Hilfe von aussen, sonst könnte ich kaum so darüber sprechen, wie ich es jetzt mache.

Trotzdem habe ich lang überlegt, dieses Thema zu eröffnen. Das Thema kann ungemein triggern, vor allem die Menschen, die noch nicht aufgearbeitet haben.
Aber vielleicht hilft es dem einen oder anderen zu lesen, dass es auch noch andere mit dieser Thematik gibt. Man fühlt sich manchmal recht allein damit.

Das Thema SM und D/s kam in der Traumatherapie auf, da es einen unschönen Zwischenfall gab. Es war nicht zum therapieren gedacht und hat auch keine sehr grosse Rolle in der Therapie gespielt. Es war eher ein Randthema. Aber genau diese Hilfe hat mir zum Abschluss gesagt, ich brauche mich ja jetzt nicht mehr absichtlich in den Bereich geben, denn ich sei ja auf einem guten Weg und würde mich so nur Retraumatisieren.
Und genau das sitzt noch ein wenig in mir und deswegen habe ich das Thema eröffnet.
Ich selber habe es so nicht empfunden und ich wollte wissen, wie andere, vor allem aus dem Bereich BDSM, es sehen und wie deren Ratschläge sind. Das ich es damals noch in jungen Jahren als Ventil genutzt habe, streite ich nicht ab. Aber eben weil ich später dann wusste, dass etwas schief lief, habe ich angefangen an mir zu arbeiten und eben auch eine Therapie zu machen.

Natürlich habe ich auch noch Baustellen, an denen ich arbeiten muss. Aber die liegen mehr im Zwischenmenschlichen Bereich (zb Männerwahl) und nicht auf dem sexuellen. Mit meiner Orientierung bin ich heute zufrieden, ich weiß was mir gut tut und was nicht.

*blumenschenk* Danke für jeden einzelnen Beitrag der bisher kam und evtl auch noch kommt.
Ich hoffe das es weiterhin so ruhig läuft, auch wenn es ein sehr emotionales Thema ist.
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