Erstkontakt
Der erste Kontakt, er war leicht, er war prickelnd, er fesselte mich.
Warum ich ihr schrieb, die Nähe suchte, das weiß ich nicht.
Ich schrieb ihr auf Englisch, mehr wirres Gewäsch als wahre Worte, mehr aus dem Rausch und dem Bauch heraus. Der Auslöser drückte sich wie von Selbst und die Botschaft war da, bereit, gelesen zu werden.
Noch redete ich mir ein, dass es gar keine Botschaft gibt, wenn sie niemand liest und ich dachte an den Baum im Wald, den niemand sieht und hört und stellte mir vor, ich wäre so einer.
Mein Fallen nicht gehört, nicht gesehen, vom Waldboden verschluckt.
So als verflöge der Duft der süßen, aber scharfen Nachricht, ohne dass jemand Wind davon bekommen würde.
Geruchsmetaphorik im Internet, wer hätte gedacht, dass es so weit käme, doch beim nächsten Login konnte ich die Angst, die meine, wieder riechen. Was wäre wenn, ...
Keine Nachricht da. Ich atmete auf. Das Postfach leer. Nichts, dass mich aus meiner Komfortzone herausziehen sollte, wie der Zug an einem Seil, das sich um meinen Kopf gelegt hatte.
Das Seil jedoch war längst da, mit der Nachricht verschickt, auf Englisch "rope", but I did't see the noose closing, noch nicht, jedenfalls...
Auch nach Tagen hörte ich nichts von ihr. Also schrieb ich weiter, wie im Rausch, eine Nachricht nach der anderen. Immer verwirrter und tiefer und näher. Ohne dass sie es gelesen hatte.
Ich wurde mutiger und schrieb, fast jeden Tag, steigerte mich hinein und dachte, sie würde mich nun kennen. Ohne dass sie es gelesen hatte.
Auf dem Bildschirm sah ich, dass es sie gab. Sah den grünen Punkt, wenn ich eine Nachricht schrieb. Grün - green.
The green of your eyes, the blue of your hair, ...
Was ich nicht alles schrieb. Ungesehn, doch dennoch geschehn. Ich schrieb für mich selbst an irgendwen, ganz virtuell doch voll aus Trieb.
Und dennoch ein Spiel. Ein Spiel mit mir selbst, noch.
Doch dann kam er, der Zug am Seil.
-> Zwei rote Häkchen an der Nachricht, an denen sich die Schlinge des Seils verfangen hatte und mir die Luft nahm...