Mich stört hier aber nun auch die Bezeichnung "Teilzeit-D/s."
Das bitte ich nicht persönlich zu verstehen.
Es stört mich schlicht, dass damit implizit eine Wertung hereingenommen wird.
Nicht jeder BDSMler, auch D/sler, die ja nun zur BDSM-Subkultur gehören, lebt dies im TPE / 24/7-Rahmen.
Im Alltag können Menschen, soweit es geht, vollkommen auf Augenhöhe agieren. Man kann hier diesen Teilsatz "soweit das geht" breit grundsatzphilosophisch diskutieren. Dazu bräuchte es wiederum wirklich geschulte Psychologen oder Soziologen, die Studien darüber anstrengen müssten ob ein Mensch, der im sexuellen - und darum geht es im BDSM-Bereich zum Großteil nun einmal, ansonsten führen wir eine neuerliche Diskussion der Xten Versionen zum Thema "Alltagsdominanz - Alltagssubmission" und ist nur der ein echter Dom, der "Alltagsdominant" sei - dominant sei, dies automatisch auch sonst durchsetze.
Ich kenne Menschen, die im BDSM, auch im D/s-Kontext dominant oder submissiv auftreten, daran ihren Spaß haben und dabei auch völlig authentisch sind, die aber gleichzeitig im Alltag gar nicht das verlangen haben zu dominieren oder sich unterzuordnen.
Dieses Thema wird in Joy aber gefühlt alle 14 Tage diskutiert und weicht etwas weit vom Thema des Wunschzettels ab.
Ich glaube aber, dass es mit dem Thema an einer Stelle korrelliert. Nämlich dort, wo alleine die Wunschäußerung einer submissiven Partnerin dem TPE-gewohnten dominanten Part vor den Kopf stößt, da dieser dies bereits als Bruch mit der D/s-Konstellation wahrnimmt.
Für mich ist das gar kein Problem. Ich kann mit einer Sub völlig normal und ohne den D/s-Aspekt auf einem Stammtisch, oder auch auf der privaten Couch, über Wünsche und Vorlieben diskutieren, so wie ich mit ihr völlig auf Augenhöhe darüber diskutieren kann wohin man demnächst in den Urlaub fährt. Solche Grundsatzgespräche sind für mich zunächst einmal völlig ohne aktiven D/s-Kontext, außer natürlich man führt sie in einem solchen.
Es ist auch nicht so, dass D/s für mich nur eine Rolle ist. Der Reiz zu dominieren ist für mich ein sexueller. Den habe ich nicht automatisch grundsätzlich gegenüber meiner Partnerin, beispielsweise wenn die Szenerie überhaupt keinen D/s-Anteil besitzt.
Ein Bruch ergibt sich erst dann, wenn das Grundsatzgespräch kippt und sie beginnen würde mir in diesem "so-gut-wie-auf-Augenhöhe"-Alltagsgespräch aufzudrücken wie ich mich im D/s-Kontext zu verhalten hätte, bzw. was ich zu tun hätte. Das stünde ihr nicht zu, egal wann wir das Gespräch wie führen.
Und noch einmal:
Auch den Vorwurf "nur" eine Rolle zu spielen, wenn man nicht "wirklich der echte Dom ist, denn der ist nur und grundsätzlich nur TPE", halte ich für falsch und auch, mit direkteren Worten, Blödsinn, da es der BDSM-Realität eines Großteils der BDSMler widerspricht.
Ich bin nicht nur BDSMler wenn ich grundsätzlich überall im Alltag den vermeintlichen "Natur-Dom" rumdommend raushängen lasse.
Für mich ist es etwas ganz anderes ob ich im Job ansagen mache, oder ob ich im BDSM-Kontext gegenüber einer konsensualen Partnerin Ansagen mache.
Dies permanent zu vermischen und so darzustellen, als sei man nur dann ein "echter Dom", wenn man BDSM nicht nur im sexuellen Kontext praktiziert, halte ich sogar für toxisch, weil es nur dazu führt sich permanent als "echten BDSMler" darzustellen, während implizit alle anderen abgewertet werden. Dazu gehören Begriffe wie "es ist immer so...", "nur echtes BDSM ist..." und "für mich ist das keine Rolle", was indirekt suggeriert, dass alle, die damit anders umgehen, nur eine Rolle "spielen", während man selbst natürlich ein "echter" Dom sei.
Diese Art der Selbstdarstellung über künstliche Erhöhung und Abwertung bin ich in der BDSM-Szene innerhalb des Joyclubs mittlerweile unglaublich überdrüssig.