Bei uns in der Swingerszene in Ostösterreich (Region Wien) gibt es verhältnismäßig wenige Solo-Frauen. Wenn man mal eine Solo-Frau in einem Club trifft, dann sind diese zumeist hetero. Auch hier auf Joyclub sind die meisten Solo-Frauen hetero. Echte Single Bi-Frauen sind eine Rarität.
Ich kenne nur eine einzige Single Bi-Frau, die auf solche Veranstaltungen geht, die ist aber eher lesbisch und vor allem an Frauen interessiert. Ich kann mich nicht erinnern, wann mich zuletzt eine echte Solo Bi-Frau angeschrieben hat.
Interessanterweise gibt es jedoch (in Clubs als auch hier auf Joyclub) massenhaft viele Paare, wo die Frau im Profil stehen hat, dass sie bi oder zumindest bi-interessiert ist. Bei gefühlt 90% solcher Paare ist der Mann nicht bi sondern hetero.
Warum ist das so?
Weil wir immer noch in einer heteronormativen patriarchalen Gesellschaft leben, wo vor allem die Männer ihre sexuellen Wünsche und Interessen durchsetzen.
Das heteronormative patriarchale Denken sagt:
bi unter Frauen = geil
bi unter Männern = pfui
Genau deshalb gibt es diese Pärchen-Partys für Bi-Ladys. Nicht wegen der - verschwindend geringen Anzahl an echten Bi-Frauen, die bereits als Single bisexuelle Neigungen hatten, damit könnte kein Veranstalter jemals Geld verdienen. Sondern ausschließlich wegen der patriarchal denkenden heteronormativen Paar-Männer, die dort ihre Lesbenporno-Phantasie ausleben können und ihre (ehemals heteronormativen) Partnerinnen (über Jahre hinweg) brainwashed haben, dass Sex unter Frauen geil und toll ist.
Ich bin eine Single Bi-Frau und ich stehe auf (echte) Bi-Menschen. Und ich bin Swingerin. Und ich mag BDSM. Und ich mag auch noch viele andere Dinge, die aus heteronormativer Sicht als pervers gelten und für viele ein "No Go" sind.
Was bitte ist "schlimm" oder anrüchig an schnellem Sex? Ich empfinde es als persönliche Ausgrenzung und Abwertung, wenn ich so etwas lese. Warum sollen sich nicht Menschen egal welchem Geschlechts mit anderen aus freien Stücken für unkomplizierten Sex treffen dürfen?
Auch ich habe schon auf einschlägigen Veranstaltungen (=Orgien) Sex mit Männern und Frauen gehabt, deren Namen ich weder vorher wusste noch danach erfragt habe. Ich muss nicht immer die halbe Lebensgeschichte meiner Spielpartner:innen kennen und darf trotzdem guten und reinen Gewissens lustvolle, geile Erlebnisse haben.
Ich empfinde es als Anmaßung, Bevormundung und Abwertung, dass hier Leute, die weder die beteiligten Personen und damit auch nicht deren Werte, Motive und Bedürfnisse kennen vorschreiben wollen, wie diese Sex zu praktizieren haben. Selbst wenn sie diese Erfahrung schon einmal gemacht hätten, was die wenigsten haben, die solche Aussagen treffen, dann stünde es ihnen auch nicht zu, jene zu verurteilen, die andere Bedürfnisse, Werte und Motive haben. Nur weil mir persönlich keine Schwarzweiß-Fotos gefallen, sondern mir lieber Farbfotos an die Wand hänge, habe ich nicht das Recht, Leute, die bei ihren Fotos gut auf Farbe verzichten können, abzuwerten.
Und genau diese Akzeptanz, mit wem, mit wie vielen, wo und wann ich selbstbestimmt meine Sexualität auslebe, gibt es eben
nicht. Dieses permanente Bashing auf alles, das nicht dem gängigen heteronormativen gesellschaftlichen Denken entspricht, ist für mich unerträglich.
So, das musste mal gesagt werden.