Liebe Joyclub-Redaktion,
ich als monoamorer und auch monogamer Mensch möchte zu einigen Aussagen im Artikel gerne etwas loswerden, wenn ich darf.
Der Artikel beginnt eigentlich sehr schön, denn er stellt die Frage in den Raum, wie Mitglieder ihre Beziehungen leben, Sex und Liebe und all das:
Sex gesucht und Liebe gefunden? Im JOYclub gibt es mehr als nur Sexdates, Chats und heiße Flirts. Wir haben mit Paaren gesprochen, die sich in der Community verliebt haben oder ihre Leidenschaft gemeinsam im Club ausleben. Emotionales Futter für hoffnungslose Romantiker.
Tolles Thema, die Liebe. Wie hätte man da ins Detail gehen können: unterschiedlichste Paare mit unterschiedlichsten Beziehungsmodellen hätte man näher vorstellen können. Doch leider entwickelt sich der Artikel dann immer mehr in eine Richtung, die mir als Mensch, der sich zur Zeit immer nur einem anderen Menschen intim nähern möchte, das Gefühl gibt, die wahre Liebe gäbe es nur, wenn ich bereit bin, mehr als diesen einen Menschen zu lieben und meinem Lieblingsmenschen die Freiheit gestatte, dies ebenso zu handhaben - auch weitere, andere zu lieben.
Das ist für einen monoamoren Menschen wie mich jedoch unmöglich, und dennoch: auch wir können tief und wahrhaftig lieben!
Aber eben nur einen Menschen zur Zeit!
Euer Artikel entfernt sich leider im weiteren Verlauf immer mehr von der Möglichkeit, sich dem Titel gemäß mit dem Thema Liebe intensiv zu beschäftigen und dabei tolerant in Sachen Beziehungsmodell zu bleiben. Dabei ist das Thema Liebe doch auch unter monoamoren Menschen so vielschichtig, so tief, so wahrhaftig, dass Seitenhiebe wie diese:
Einerseits ist der JOYclub eine Community für Menschen, die ihrer Sexualität Raum geben und diese auch außerhalb einer Partnerschaft ausleben wollen. Andererseits bleiben lustvolle Kontakte selten ganz ohne Emotionen.
Paare leben ihre Beziehung im JOYclub ganz verschieden. Während sich Angie und Christof auch einzeln mit anderen treffen, gehen Vitabonum ihrer Leidenschaft gemeinsam nach.
...unnötig sind. Er gipfelt am Ende in dieser Aussage:
Unsere Paare beweisen: Liebe im JOYclub ist nicht nur möglich, sondern auch besonders lustvoll. Gerade weil sie vorher gedachte Grenzen überwindet und den Beteiligten den Raum gibt, ihre Wünsche auszuleben. Vielleicht führt der Weg zu tiefer Liebe dann doch über erfüllenden Sex (mit anderen).
Kann man so machen, ja. Wirkt aber sehr einseitig. Wo ist hier die Aussage, die auch uns Monoamore beim Thema Liebe nicht ausschließt, sondern ebenfalls mit ins Boot holt? Die könnte zum Beispiel so ausschauen:
Unsere Beispiel-Paare beweisen: Liebe im JOYclub ist nicht nur möglich, sondern auch besonders lustvoll. Gerade weil sie vorher gedachte Grenzen überwindet und den Beteiligten den Raum gibt, ihre Wünsche auszuleben. Vielleicht führt der Weg zu tiefer Liebe dann doch über erfüllenden Sex mit anderen, vielleicht aber auch mit einem ganz besonderen Menschen in trauter Zweisamkeit. Wie sind eure Erfahrungen?
Ich weiß, dass die Swingerszene (sorry, nicht abwertend gemeint!) hier blüht und natürlich wohl am meisten von den Möglichkeiten des Joyclubs, Events zu erstellen und zu (be)suchen, profitieren dürfte. Ich bin sehr tolerant und möchte hier kein Bashing gegen Polyamorie betreiben, keinesfalls. Ich gönne diesen Mitmenschen ihr Glück von Herzen, es ist nur einfach nicht mein Lebensmodell und bei diesem Artikel hier muss ich mich als Joyclub-Mitglied, was ich eigentlich sehr gerne bin, doch wirklich fragen:
Wieso wird hier suggeriert, tiefe Liebe gäbe es nur bei erfüllendem Sex mit mehreren anderen, so, wie es die beiden Paare ja auch leben? Wieso bleibt ein Artikel, in welchem es um das große Gefühl Liebe, um Sex und um alle Arten von Beziehungen geht, da nicht offen in alle Richtungen?