„ Ich denke, die stammen aus vergangenen Zeiten, in denen Frauen passiv zu sein hatten und Männer Draufgänger. Diese Norm schrieb beiden Geschlechtern Verhaltensweisen vor, die dann eben auch verinnerlicht und für 'wahr' gehalten wurden, und teils immer noch werden.
Ich halte das für eine Sichtweise, die auf dem Papier recht plausibel erscheint, aber so nicht ganz stimmt und (leider!) für vieles herhalten muss, was eher in einer ideologischen Ecke angesiedelt zu sein scheint.
Vielleicht traf es auf das gehobene Bürgertum das 19. Jahrhunderts zu, im vergangenen 20. Jh. sah es in der Praxis schon ganz anders aus.
Zwar in Teilen der Gesellschaft immer noch als "Norm"verankert, wurde es immer auch übergangen, je nach Persönlichkeit der Frauen.
Mein Cousine z.B., ein Jahr jünger als ich, war immer schon eine forsche, keineswegs schüchterne Frau, aber im Gegensatz zu mir, sehr katholisch erzogen.
Zu Beginn ihres Studium (Mathematik -
) verkündete sie, dass sie als erstes einen katholischen Priester verführen würde und das hat sie dann fröhlich auch getan. Ihren Ehemann, einen sympathischen, auffallend zurückhaltenden Mann, hat sie sich auch erfolgreich "erjagt" oder besser, "geangelt".
Da kam sie wohl nach ihrer Mutter, Jahrgang 1924, die nach dem Tod ihres Ehemanns (den sie sich ebenfalls aktiv "gekapert" hatte) als Sechzigjährige auf die Pirsch ging und noch einige Liebhaber an Land zog.
In die Kirche ging sie aber regelmäßig, ebenso zur Beichte.
In meiner gesamten weiteren Familie (und ich bin absolut sicher, nicht nur dort!), viele sind weit vor der Mitte des vorigen Jahrhundert geboren, gab es immer gleichermaßen Frauen und Männer, die bei der Partnersuche/Partnerwahl aktiv waren und solche, die eher passiv waren.
Ich selbst (habe mit der Kirche nichts am Hut, meine Eltern führten eine 100% gleichberechtigte Ehe, geschlossen 1948) gehörte immer schon eher zu der zurückhaltenden Sorte Mensch, zeitweilig war ich sogar ziemlich schüchtern. Schwierigkeiten einen geeigneten Partner zu finden, hatte ich nie. Männer, die etwas offensiver "jagen", passen einfach besser zu mir als die eher defensiven.
Aber als Beute im Sinn von "erlegt sein", habe ich mich nie gesehen.