Ich unterscheide zwischen der virtuellen Kunstwelt und der Realität.
Mir käme es in der Realität niemals in den Sinn einen Menschen ungefragt zu duzen, egal ob im BDSM-Kontext oder dem Alltag. Die ungefragte Verwendung des „Du“ ist ein Verhalten, das mir nur zeigt, dass diese Person mich als Mensch nicht respektiert, weil sie versucht distanzlos eine Nähe zu mir herzustellen, die ihr nicht zusteht. Das ist für mich vergleichbar, als würde sich mir jemand ungebeten bis auf einige wenige Zentimeter Abstand nähern. Ich duze in der Realität nicht ungefragt und frage selbst Jugendliche, bevor ich sie duze, ob das für sie okay ist. Es ist für mich eine Frage des Respekts verbal Distanz zu einem Menschen zu wahren, bis ich eingeladen werde näher zu kommen. Ungefragtes Duzen ist eine Grenzüberschreitung.
Insofern Sieze ich in der Realität, auch auf BDSM-Events nicht nur fremde Herren grundsätzlich, sondern auch subs. Ich toleriere dann - und nur dann -, dem Kontext der Veranstaltung geschuldet, von fremden Herren für die Dauer der Veranstaltung ggf. geduzt zu werden und verwende den Titel „Herr“ zur Anrede.
Die virtuelle Welt bewerte ich anders. Menschen werden dort erst dann real, wenn sie mir auch persönlich real life begegnet sind. Bis dahin sind sie „Profile“ hinter denen sich alles und jeder befinden kann, Mensch oder nur ein Bot sein könnte, der eine hohe Qualität im Hinblick auf einen „Eliza“-Test hat. Ein nicht in der Realbegegnung verifiziertes Profil hat für mich die gleiche Chance sich vollständig oder in Teilen als Fake zu entpuppen, wie auch nicht. Insofern kann ich dieses egal-ich-duze-alles tolerieren und verwende es der Einfachheit halber oft selber.
Mein Herr sieht es im Übrigen ebenso, wie ich mitteilen darf. Ausnahme: wird ihm in der Realwelt in einem BDSM-Kontext jemand explizit als sub, sklavin, o etc. vorgestellt, duzt er sie - über das Veranstaltungsende hinaus aber nur, wenn sie oder ihr Herr das möchte.
Gute Nacht
seineS