„@*******uld
Hm. Dass du nicht auf den anderen hinabschaust, liegt ja in deiner Entscheidung. Zumindest kommunikativ müsstest du dann aber mit dem anderen so umgehen, als wäre er auf Augenhöhe mit dir, um ihn deine Einschätzung nicht spüren zu lassen. Dieses Als-ob ist dann allerdings nicht authentisch, was dein Gegenüber auch spürt. -> Kommunikatives Dilemma?
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Wenn es etwas ergibt, dann eher nicht ein kommunikatives Dilemma, sondern eher eine inhaltliche notwendige Anpassung. Die durchaus auch eine Einschränkung beinhalten kann. (Gilt auch wieder in beide Richtungen.) Das Dilemma, eventuell nicht alles komplett verständlich machen zu können, kann auch - je nach Richtung - auftreten. (Aber das tritt ja selbst auf scheinbar gleichem Niveau gelegentlich auf.)
Als Problem dahingehend, nicht authentisch zu sein, sehe ich es nicht, weil es selbst auf gleichem Niveau Einschränkungen gibt, was man mitteilen kann. Es ist dann eben ein anderes "Übersetzen".
Ich versuche dem Gegenüber meine Mitteilungen so gut es geht herüber zu bringen. Also durchaus authentisch.
Ich halte es auch nicht für sinnvoll, sich je nach Lage selbst (vorschnell) als überlegen oder unterlegen einzuschätzen. Weil es oft genug vorkommt, dass der Andere seine ganz eigenen Stärken und Schwächen hat.
Es gibt nur bei den aktuellen Inhalten wohl mehr Übersetzungsbedarf und ggf. Grenzen dessen, was sich übermitteln lässt.
Es sollte uns aber weder überheblich machen, noch zu dem Gegenteil führen.
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Im umgekehrten Fall, den du sicher auch schon erlebt hast, kannst du nicht festlegen, wie jemand mit dir umgeht, der dich zu ihm als nicht auf Augenhöhe erachtet. Das Gespür, dass uns das Gegenüber nicht für voll nimmt, ist bei den meisten Menschen sehr fein. Wie gehst du mit dieser Situation dann um? Steigst du aus dem Gespräch aus? Was machst du in Situationen, wo das nicht geht? Wäre es vom Grundsatz her nicht schöner, wenn wir keine zu erreichenden Niveaus hätten (also keine Bewertungen vornähmen)?
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Ich halte die Bewertungen nicht für falsch, aber die Abwertungen und die Überhöhungen.
Wir kommen ohne Einordnungen an verschiedenen Stellen nicht aus und diese beinhalten oft auch Bewertungen, weil wir die Einordnungen zu uns in Bezug setzen. (Was es für uns bedeutet, ob es uns betrifft, hilft, schadet, ...)
Ohne Bewertungen heißt dann auch oft: ohne Einordnungen.
Ohne die Einschätzung, ob mir etwas hilft, gut tut, schadet, mich einschränkt, mich ablenkt, mich zu weiteren Ergebnissen bringt, gute oder schlechte Folgen hat bzw. haben kann komme ich an verschiedenen Stellen nicht weiter.
Wesentlich ist für mich, dass man dabei nicht abhebt - oder sich verkriecht.
Wo ich aber feststelle, dass ich überhaupt nicht mitreden kann, ist es besser, entsprechend zu reagieren.
Ebenso, wo ich feststelle, dass nichts Wesentliches mitgeteilt werden kann.
Dort nehme ich mich dann - soweit möglich - raus, weil ich es als unpassend eingeschätzt und damit auch bewertet habe.
Ebenso nehme ich mich aus der Kommunikation, wo ich feststellen muss, dass das Gegenüber sich als etwas Besseres sieht und entsprechend reagiert. Das Gegenüber kann ja durchaus mehr Potential haben. Dann hilft es aber, entsprechend angepasst zu kommunizieren und nicht einfach nur von oben herab.
(Das Umgekehrte gilt hier für mich genauso. Das Gegenüber kann "mauern", weil es sich unterlegen fühlt und mir gar nicht die Chance gibt, darauf zu reagieren - also mich anzupassen.)
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[Das Bild der Augenhöhe bedeutet ja im Kern: jemand ist kleiner, unterschreitet die Höhe, auf der beim anderen die Augen sitzen. Deswegen gehen viele Erwachsene in die Hocke, wenn sie mit Kindern sprechen. Wenn wir aber jeden Menschen als uns ebenbürtig betrachteten, entfiele für alle der Blick nach oben oder nach unten.]
Das in die Hocke gehen zeigt aber etwas Alltägliches: Wir passen uns an das Gegenüber an und hoffen, dass es das Gegenüber - wo notwendig - ebenfalls macht.
Das Gegenüber einfach grundsätzlich als auf Augenhöhe festzulegen, auch wenn es so nicht ist, führt dazu, dass wir gelegentlich ins Nichts (zu hoch) - oder ins Unverständliche (zu niedrig) reden.
Wenn wir nicht dahin blicken, wo der andere Mensch ist, wird es schwierig mit der Kommunikation.
Wir setzten etwas voraus, was nicht da ist oder werden mit solchen Erwartungen überfordert.
Das Problem ist nicht das nach oben oder das nach unten blicken, sondern das sich dabei besser oder schlechter fühlen, als andere. Zumal es nicht selten so ist, das ein Mensch mir in dem einen Bereich über meinem Niveau ist und in einem anderen unter meinem Niveau. Das Problem sehe ich nicht darin, dies anzuerkennen, sondern darin eben dieses Besser-sein oder Schlechter-sein daraus zu machen.
Nebenbei gibt es auch genug Bereiche, wo das "auf Augenhöhe" relativ leicht zu erreichen ist und eine Unterscheidung in verschiedene Niveaus damit dann tatsächlich überflüssig ist.
Hier braucht es "nur" ein Aufeinander-zugehen und Aufeinander-eingehen.