So, jetzt ist doch schon wieder einiges passiert. Beziehungsweise zu wenig (für ihn). Er hat wohl alles versucht, was er kann, und weiß nicht mehr weiter. Er hat die Freundschaft jetzt in meine Hände gelegt. Er erwartet, dass ich etwas vorschlage, was nichts mit Sex zutun hat. Zwar schließt er Intimität nicht vollständig aus, aber ihm wäre die Freundschaft erstmal wichtiger als Sex. Schön und gut, aber inzwischen habe ich recht viel Angst, Fehler zu machen. Es ist inzwischen eine recht merkwürdige, an Anforderungen/Bedingungen geknüpfte Freundschaft geworden. Für mich fühlt sie sich auch nicht mehr nach einer Freundschaft an. Alles wirkt so aufgezwungen und wir stellen uns gegenseitig viele Erwartungen/Bedingungen, die wir uns nicht erfüllen können. Ich schreibe/diskutiere ihm zu viel, er ignoriert einen Großteil meiner Nachrichten inzwischen.
Jetzt haben wir wieder eine Woche Funkstille vereinbart. Das war mein Vorschlag. Es wiederholt sich immer und immer wieder. Jedes Mal bricht ein weiteres Stück der Freunschaft ab. Ich trage zwar mit meiner Angst und meinem Zerdenken viel dazu bei, aber es ist so frustrierend, dass er nicht reden möchte. Ihm ist das inzwischen aber zu anstrengend und auch sinnlos geworden, weil ich doch immer wieder anfange viel zu schreiben und es letztlich zu nichts/wenig führt. Ich glaube, ich meide es, meine Wünsche/Bedürfnisse direkt anzusprechen und verpacke sie deshalb in lange Texte, wo ich um den heißen Brei herumschreibe. Er ist es langsam leid, so viel zu lesen, und meistens ist es auch negativ. Dass es negativ ist, liegt aber auch zum Teil daran, dass ich mich ignoriert/abgelehnt/ungeliebt fühle. Er ist nicht alles für mich, aber derzeit ein wichtiger Mensch in meinem Leben. Ich könnte ihn auch einfach loslassen, aber das fällt mir schwer - und ihm offenbar inzwischen auch. Er will die Freundschaft nicht beenden. Aber ich frage mich, was sie denn noch bringt. Aktuell nur Schmerz und Frust.
Eben habe ich auch darüber nachgedacht, was er zu meinem Glück, zu meiner Zufriedenheit beiträgt und umgekehrt - denn da muss es ja etwas geben, sonst würde ich/er ja nicht so lange "durchhalten". Ich denke, zum Großteil ist es "traurigerweise" wirklich die Intimität. Für ihn, weil ich erst seine zweite Frau bin, mit der er Sex hat, für mich, weil er mir körperlich inzwischen so vertraut ist und mir das mittlerweile sehr schwer fällt, Männern (körperlich) zu vertrauen. Bei mir ist es wohl dann auch noch die Liebe, ohnedass ich mit ihm eine Partnerschaft eingehen möchte.
Manchmal glaube ich, dass ich emotional bereits abhängig von ihm bin, aber ich schreibe nebenher auch noch mit anderen Männern. Er hält mich also nicht davon ab, andere Männer kennenzulernen. Nur vergleiche ich den Sex mit anderen mit dem Sex mit ihm und stelle jedes Mal fest, dass - Überraschung! - der Sex mit ihm viel besser ist. Das ist ja auch logisch, denn wenn man jemanden körperlich schon gut kennt, bin zumindest ich viel lockerer und nicht so gehemmt.
Dann wäre da noch die Tatsache, dass er mich immer noch nicht aufgibt, obwohl ich so nervig, so kompliziert und anstrengend bin. Das mache ich sicherlich nicht aus Spaß, um ihn zu schaden oder ihn zu testen. Ich bin halt voller Zweifel und Misstrauen gegenüber Menschen allgemein und speziell Männer, die mich scheinbar mögen. Aber da er immer noch an mir als Freundin interessiert ist und der Sex für ihn zwar auch geil, aber angeblich nicht im Vordergrund steht, ist er für mich ein besonderer Mann - denn andere Männer hätten längst aufgegeben und das Weite gesucht. Zwar hat er auch mal die Freundschaft beendet, weil es ihm in dieser Zeit selbst sehr schlecht ging und es ihm einfach zu viel wurde, aber das habe ich ihm mehr oder weniger verziehen.
Die Angst, dass es ihm aber irgendwann wieder zu viel wird und er die Freundschaft beendet, ist aber geblieben. Ich fürchte, dass ich auch generell Angst vor dem Verlassenwerden habe. Inzwischen traue ich mich auch kaum noch, ihn zu treffen, obwohl die Treffen meistens viel besser sind als das Schreiben. Danach zerdenke ich aber meistens alles wieder und suche in seinen Worten etwas, was ich negativ auslegen und ihm vorwerfen kann. Zum Beispiel meinte er beim letzten Treffen, dass es ihm gut tut, wenn er mal nicht mit mir schreibt, da ich ihm halt zu negativ eingestellt bin und ihm die Diskussionen mit mir viel Kraft rauben (im übrigen mir auch, aber ich kann es einfach oft nicht lassen). Das verletzt mich dann und darüber grübele ich nach. Schließlich werfe ich ihm dann vor, dass es ihm ohne mich viel besser geht, dass er mich hasst und verlassen will. Ich interpretiere seine Worte falsch bzw. füge zu seinen Aussagen noch was hinzu, was er gar nicht so gesagt/gemeint hat. Eigentlich weiß ich, wie er es meint, aber ich fühle mich so verletzt, dass ich letztlich lieber das glaube, was ich mir ausgedacht habe, als seine wahren Worte und deren Bedeutung. Ich lege seine Worte negativer aus, als sie sind, um dann einen Grund zu haben, traurig/enttäuscht zu sein. Dass das nicht mehr der Realität entspricht, weiß ich eigentlich selbst. Aber scheinbar kann ich nicht anders. Diesbezüglich bin ich einfach sehr inkonsequent oder auch fremdgesteuert. Genauso inkonsequent bin ich (und er übrigens auch oft), wenn ich eigentlich kein Sex mit ihm haben möchte, es dann aber doch passiert.
Alles spricht dafür, mich von ihm zu trennen, ihn loszulassen - doch wenn es so einfach wäre... Es ist ja auch nicht alles schlecht in der Freundschaft, nur aktuell wieder überwiegend schlecht, was aber hauptsächlich an mir liegt, da ich einfach nicht klar komme mit seiner Art und Weise, wie er mir Zuneigung gibt bzw. nicht gibt (für mich halt zu wenig bzw. auf eine "falsche" Art und Weise). Ich habe auch recht hohe Erwartungen und vielleicht sollte ich einfach akzeptieren, dass er nicht der Mann ist, der mir das alles geben kann/will, was ich brauche. Ich sollte auch besser beginnen, mich selbst so zu akzeptieren und zu mögen, wie ich bin, und den Fokus auf mein Leben setzen. Und auch anderen Männern eine Chance geben, auch, wenn es mir schwer fällt, weil ich meinen Freund+ ja als "Ideal" sehe und ständig als Vergleich heranziehe. Ich glaube aber so langsam, dass ich "einfach" jemand Neues in mein Leben lassen sollte, der meine Bedürfnisse besser befriedigen kann und der mich nicht anstrengend findet. Also bei dem ich auch nicht lange negative Diskussionen beginne, weil mir etwas nicht passt. Ich sollte ja schließlich auch niemanden die Kraft/Zeit rauben - vor allem mir nicht. Ich würde im Gegenteil gerne jemanden Kraft schenken, eine schöne Zeit verbringen, und nicht immer so negativ sein und damit andere runterziehen. Ich glaube, ich lerne oft die "falschen" Menschen kennen, die vielleicht selbst auch nicht so positiv eingestellt sind. Doch ich sollte nicht alles auf andere schieben. Wie heißt es so schön: Jede*r ist ihres/seines Glückes Schmied*in.