Obsessive/einseitige "Liebe" & Freundschaft+
Ja Hi.Ich fange mal ein neues Thema an, in dem ich mich selbst kaum auskenne, aber vermute, dass es (zumindest teilweise) auf mich zutrifft. Mit der Betonung auf teilweise, denn die typischen Anzeichen, die ich im intelligenten Zwischennetz gefunden habe, treffen nicht alle auf mich zu bzw. nur in abgeschwächter Form.
Es geht um obsessive Liebe. Ich habe da jetzt keine dicken Bücher zu gelesen, und auch im WWW jetzt nicht jeden "seriösen" Artikel zu dem Thema gelesen. Es steht ja auch bekanntlich viel Quatsch im Internet, und man sollte ja auch nicht alles glauben. Vor allem sollte man sich keine Diagnose aus dem Internet holen. Dennoch finde ich mich in einigen Punkten leider wieder und daher ist es mir ein Anliegen, hier darüber zu schreiben, wie ich über das Thema denke, was ich empfinde, wie es dazu gekommen ist usw.
Vorab: Ich würde mich freuen, wenn sich hier Leute mit dem selben Dilemma melden und ihre Gedanken/Erfahrungen dazu schreiben würden. Auch Ratschläge sind willkommen - aber bitte nicht in Form von "Lass es sein" oder ähnliches. Das Wort "obsessiv" impliziert ja schon, dass es eben nicht so einfach ist, es mal eben sein zu lassen. Ich möchte hier auch keine psychotherapeutischen "Heilungsversuche" lesen. Es geht mir wirklich nur um Erfahrungsaustausch, bestenfalls mit Betroffenen, und wie damit umgegangen wird. Bitte formuliert die Nachrichten so, dass es nicht wie ein "Befehl" klingt, sondern wie eine Empfehlung, ein Rat, den man annehmen kann, aber nicht muss. Danke!
... Und ich bitte darum, dass ihr mich nicht "verurteilt" oder mich in eine gewisse Schublade steckt. Mir ist selbst bewusst, dass mein Verhalten nicht einwandfrei ist. Daher möchte ich Sätze wie "Du bist selbst schuld an deiner Situation" oder "Du bist psychisch krank und solltest in Behandlung" nicht lesen. Erneutes Danke.
Also es geht um meinen Mitbewohner. Ich habe mich denke ich in ihn verliebt, ein paar Monate nachdem wir zusammen gezogen sind. Also nicht von Anfang an. Es hat sich so entwickelt mit der Zeit. Ich hatte mir phasenweise aber auch eingeredet, dass ich nicht "wirklich" in ihn verliebt bin, dass ich es mir nur einbilde und es eigentlich gar nicht stimmt. Vielleicht war das phasenweise dann auch der Fall, also dass ich ihn nicht oder weniger liebte. Ich denke aber irgendwie, dass ich mich damit selbst belogen habe, damit die Tatsache, dass er mich nicht liebt (aber sehr mag), erträglicher für mich ist.
Wir haben eine Freundschaft+, die mehr oder weniger (zur Zeit eher weniger) funktioniert. Derzeit steht die Freundschaft sowie auch das + auf der Kippe, denn ich bin aktuell sehr besitzergreifend und kann mir einfach nicht so gut vorstellen, ihn mit einer anderen zu "teilen". Er sucht nämlich nach einer Partnerin für Familiengründung usw. - und ich fürchte, sobald er die Richtige gefunden hat, bin ich uninteressant und unwichtig für ihn. Dann würde das + wahrscheinlich wegfallen. Und das kann ich mir derzeit schlecht vorstellen. Ich bin schon so weit, dass ich die Freundschaft wohl auch beende, sobald das + weg ist. In der Vergangenheit hatte ich auch schon Freundschaften+, die aber zerbrochen sind, sobald eine Partnerin gefunden wurde. Also ich wurde immer "verlassen", sobald eine "bessere" Frau gefunden wurde. Ich war also nur eine "Zwischenlösung", ein unverbindlicher Spaß auf Zeit. So interpretiere ich das. Monogam lebende Menschen wollen nur mit der/dem Partner/in Sex haben, und eine Freundschaft+ ist dann nicht mehr möglich. Für mich gehört das + aber dazu und wenn es wegfällt, ist auch ein Teil der Freundschaft weg. Bei meinem Mitbewohner kann ich mir eine Freundschaft ganz ohne + derzeit einfach nicht so gut vorstellen. Daher "drohe" ich ihm damit, dass ich die Freundschaft beende, sobald er eine Partnerin gefunden hat. Er nennt es Erpressung und er meint, ich würde ihn als Objekt sehen, welches nur ich besitzen darf. Wo wir bei obsessiver "Liebe" (ich weiß nicht, ob es wirklich Liebe ist) sind.
Ich hätte selbst nicht gedacht, dass ich so ein eifersüchtiger und besitzergreifender Mensch bin. Ich mache mich auch sehr abhängig von meinem Mitbewohner. Ich unterwerfe mich ihm sogar teilweise und weiß selbst nicht, warum ich das tue. Weil manchmal wirkt er für mich wie ein Fremder und ich frage mich, warum ich so vieles für ihn aufgebe, warum ich beispielsweise Dates kurzfristig absage, weil ich wieder einen Konflikt mit ihm habe und meine Gedanken nur um diesen Menschen kreisen. Ich will mich nicht von ihm abhängig machen und habe auch keine Lust auf Eifersuchtsdramen. Doch häufig kann ich es nicht vermeiden; meine Gefühle für ihn scheinen letztlich zu stark zu sein. Und da ich ein generelles Problem damit habe, Menschen zu vertrauen, denke ich leider oft automatisch, dass er mir "fremdgeht". Gleichzeitig will ich selbst frei sein und ich will auch, dass er frei ist. Doch irgendwie kann ich ihm die Freiheit nicht geben - ich will ihn nicht verlieren und ich fürchte, dass ich ihn verliere, sobald er eine "Neue" hat (und sei es auch nur eine Freundin+ und keine Partnerin).
Dazu kommt, dass ich ein geringes Selbstwertgefühl habe und schnell denke, dass er eine Frau findet, die ihm viel besser gefällt und mich ersetzt. Leider arbeite ich mit meiner Eifersucht und dem Klammern darauf hin, dass er irgendwann selbst keine Lust mehr auf + oder Freundschaft (oder beides) hat und mich verlässt. Also letztlich bewirkt meine Angst genau das, wovor ich Angst habe: Dass er die Freundschaft(+) beendet. Ich treibe ihn ja praktisch dazu, es zu tun - so langsam sieht es auch so aus, als sei das der einzige Ausweg aus dem Dilemma. Er hält derzeit noch an der Freundschaft(+) fest, was mich sehr irritiert. Es hab mal eine Zeit, da wollte er die Freundschaft fast aufgeben, weil es ihm zu anstrengend, zu energie-/zeitraubend war. Jetzt ist es wieder anders, was mich verwundert, denn ich glaube, ich werde immer schlimmer und steigere mich immer mehr in die Sache rein. Es geht mir auch oft wegen ihm schlecht bzw. ist er oft auch der Auslöser von depressiven Phasen, mit denen ich leider immer mal wieder kämpfe. Es scheint irgendwie aussichtslos zu sein und das Vernünftigste wäre vermutlich wirklich, die Freundschaft+ komplett zu beenden.
Dennoch: Mir liegt was an diesem Menschen. Er ist lange nicht bloß mein Mitbewohner, mit dem ich Spaß haben kann. Nein, ich habe diesen Menschen sehr gern, und ja, vielleicht ist es wirklich Liebe (auch wenn ich mir letztlich nicht vorstellen könnte, mit ihm partnerschaftlich zusammen zu sein, weil wir recht verschieden sind). Nur habe ich denke ich "leider" zu viele, zu große Gefühle zu ihm entwickelt. Er lehnt meine Gefühle nicht ab, er akzeptiert sie. Nur kann er mir keine Liebe zurückgeben, da er mich nun einmal nicht liebt. Aber da er mich sehr mag, möchte er die Freundschaft(+) nicht aufgeben. Auch, wenn es wahrscheinlich das Beste wäre, aber na ja...
Was ich aber an mir feststelle, ist, dass ich leider immer extremer werde. Ich habe einen (leichten) Kontrollzwang, möchte gerne (immer) wissen, wo mein Mitbewohner gerade ist, was er tut, mit wem er abhängt. Er hat mir versprochen, mir zu sagen, sobald er sich ernsthaft für eine andere Frau interessiert und sich eine Beziehung anbahnt. Ich weiß nicht, inwieweit mir das hilft. Ich möchte es schon wissen, aber am liebsten nicht wahr haben. Es war bisher nie so, dass ich mich so sehr an einem Menschen gekrallt habe und ich so eifersüchtig bin (auch, wenn es keinen wirklichen Grund dafür gibt). Ich weiß nicht, warum ich ihm keine Freiheit lassen möchte, denn ich selbst will ja frei sein, wobei ich mich momentan wegen ihm eher selbst einsperre und wie erwähnt auch schon anfange, Dates abzusagen, weil ich ihn nicht verletzen will, auch, wenn er sagt, ich dürfte ruhig andere Männer treffen und mit denen intim werden (wobei er auch mal gesagt hat, dass er es nicht so toll findet, wenn ich mit anderen Männern Sex habe, und er womöglich dann auch keinen Sex mehr mit mir haben will - also eine Art Erpressung von seiner Seite aus, wobei es ihm da angeblich eher um potentielle Krankheiten geht).
Es ist alles sehr kompliziert und zugegebenermaßen leider auch toxisch. Doch ich habe das Gefühl, dass wir beide aneinander "hängen" bzw. die Freundschaft nicht aufgeben wollen. Doch irgendwann wird das wohl passieren, wenn es so weiter geht - denn sich gegenseitig zerstören ist auch keine Lösung...!
Ein Vorteil ist, dass ich bald umziehe und meinen Mitbewohner wohl seltener/nicht mehr sehen werde. Wahrscheinlich wird das trauriger- oder glücklicherweise auch das Ende der Freundschaft+ sein...
Bevor mir jemand jetzt professionelle Hilfe empfiehlt: Ich bin bereits in Therapie und bekomme Hilfe.
Ich würde mich einfach über Gedanken-/Meinungsaustausch (mit "Gleichgesinnten") freuen.
Danke für die Aufmerksamkeit. ^^