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"Loch ist Loch"

*****ell Mann
17 Beiträge
Themenersteller 
"Loch ist Loch"
Die Räder der S-Bahn ratterten über die nassen Gleise in Richtung Innenstadt. An diesem regnerischen Samstagvormittag beförderte sie nur wenige Fahrgäste. Pascal saß am Fensterplatz einer Sitzbank, deren bideres Muster von Abrieb und kleinen Rissen durchbrochen wurde. Sein Kopf schwankte kurz hin und her, als der Waggon von einer Weiche ins neue Gleis gezwungen wurde. Er schaute aus dem Fenster und beobachtete die vorbeiziehenden Parzellen. Ein dicker Wassertropfen kreuzte sein Blickfeld und hinterließ eine gerade Spur. In der Scheibe spiegelte sich sein Fanschal, der heute sogar einen praktischen Nutzen hatte. Sein Smartphone vibrierte und er holte es aus der linken Hosentasche hervor. Es war eine neue Nachricht in der Gruppe 'Die Graupenfans': "Ich schaffe es heute leider nicht rechtzeitig. Komme direkt zum Stadion." Pascal seufzte, denn er hatte sich heute Morgen extra beeilt. Deshalb bestand sein Tag bisher nur aus einer Dusche und einem bitteren Kaffee. Er wollte ausnahmsweise mal nicht als Letzter eintrudeln und nun sagte einer nach dem anderen ab. Sie waren eine lose Gruppe von Gleichgesinnten, die sich vor jedem Heimspiel im "goldenen Truthahn" zur gemeinsamen Einstimmung trafen. Er war es zwar gewohnt, dass sich ihre Zusammensetzung von Spieltag zu Spieltag änderte, da nicht immer alle konnten oder wollten. Aber eine derart geringe Beteiligung wie heute hatte er in den letzten fünf Jahren noch nicht erlebt. Er dachte nach. Grippewelle, das schlechte Wetter und natürlich auch die zuletzt schwachen Leistungen ihres Vereins waren sicherlich keine begünstigenden Faktoren für ein Erscheinen weit vor dem Anpfiff. Doch was sollte er nun anderes tun, als weiterzufahren. Schließlich hatte er schon die halbe Strecke hinter sich und es bestand noch Hoffnung, dass ein paar Jungs oder Mädels aufschlugen, die bisher nicht der Chat-Gruppe beigetreten waren. Die S-Bahn setzte unterdessen unbeirrt ihren Weg fort und er ahnte in diesem Moment noch nicht, wie sehr sich diese Entscheidung für ihn auszahlen sollte.

Er zog den Reißverschluss seines langen schwarzen Mantels bis zum Anschlag nach oben und warf dem tiefgrauen Himmel dabei einen missbilligenden Blick zu. Dadurch übersah er eine Pfütze, die sich mit einem Schwall kalten Wassers für seinen rechten Turnschuh bedankte. "Verdammt!", rief er aus. Auf dem Kopfsteinpflaster hinterließ er nun feuchte Sohlenabdrücke, während er über die Straße hastete. Am Ende der nächsten Seitenstraße erkannte er durch den Regen bereits das vertraute Schild, das seitlich von der Fassade abstand und einen großen Truthahn in stolzer Pose darstellte. "Hässlicher Truthahn wäre wohl ein treffenderer Name gewesen", dachte er aufgrund seiner schlechten Laune. Schnellen Schrittes rettete er sich unter das kleine Vordach, das über der Eingangstür in den Regen ragte. "Wegen Krankheit geschlossen!", revanchierte sich der Truthahn sogleich für die vorausgegangene Beleidigung und blickte mit einem hämischen Grinsen vom Schild auf ihn herab. Von innen war die Hiobsbotschaft in Form eines handgeschriebenen DIN-A4-Blattes mit zwei Streifen Tesafilm an die dicke Glasscheibe in der Kneipentür geklebt worden. Er fauchte den wohlgenährten Vogel an: "Das darf doch nicht wahr sein! Was ist das für eine ..."

"Ey, mach mal Platz!", unterbrach eine junge Frau sein Gefluche, die sich ebenfalls vor dem Regen schützen wollte. Sie drängelte Pascal ein bisschen zur Seite und musterte aus kurzer Entfernung sein Gesicht. "Du bist doch Pascal. Ich habe dich und deine Freunde hier schon ein paar Mal gesehen", stellte sie fest.

"Äh, ja das stimmt", stammelte er und versuchte sich an sie zu erinnern, "und du bist doch Mar..., Marie!"

Ihre vollen Lippen formten ein kleines Lächeln: "Maria, ich heiße Maria."

Er konnte seinen Blick nicht von ihren braunen Augen lösen, neben denen schwarze, nasse Haarsträhnen von ihren Schläfen herabhingen. Die kleinen Wassertropfen, die sich oben an ihrer gelben Wollmütze festhielten, verfolgten die Begegnung als stumme Zuschauer.

"Wollen wir nicht reingehen?", fragte sie, nachdem sie seinen Blick bewusst für einen Moment erwidert hatte.

"Der dämliche Vogel lässt uns nicht rein", formulierte er etwas unbeholfen, "Also ich meine, die Kneipe ist zu. Wegen Krankheit geschlossen." Er deutete mit dem Zeigefinger auf die alte, dunkelbraune Holztür.

"Oh, so ein Mist", entgegnete sie, "dann lass uns doch woanders hingehen. Bis zum Spiel ist ja noch viel Zeit." Schnell fügte sie hinzu: "Du kannst deinen Freunden ja schreiben, wohin sie nachkommen sollen."

Ohne weitere Erklärung sagte er mit einer abwinkenden Handbewegung: "Ach, die kommen heute alle nicht."

Er wollte eine alternative Gaststätte vorschlagen, aber ihm fiel auf, dass er sich eigentlich immer nur im 'Goldenen Truthahn' traf. Vor und nach Heimspielen, zum Schauen von Auswärtsspielen und auch dann, wenn er einfach nur so ausging. Außerdem war es noch früh und bei diesem Regenwetter waren kaum Menschen unterwegs. Es war sicherlich nicht einfach, eine geöffnete Kneipe zu finden. Sein Grübeln dauerte ihr zu lange, sodass sie ihn beherzt am Handgelenk packte und hinaus in den Regen zog. Mit ausgestrecktem roten Hals beobachtete der aufgemalte Truthahn zufrieden, wie die beiden hinter der nächsten Straßenecke verschwanden.

(Fortsetzung folgt.)
****3or Frau
4.832 Beiträge
In Teilen ganz interessant geschrieben, aber mir ist ein Fehler aufgefallen. Er hinterlässt Spuren auf dem Kopfsteinpflaster, nachdem er in die Pfütze getreten ist. Aber es regnet doch?
*****ell Mann
17 Beiträge
Themenersteller 
Hallo Moyenne,
es freut mich, dass du den Anfang der Geschichte teilweise interessant findest.

Danke für den Hinweis bezüglich der "Spuren". Ich kann deinen Gedankengang gut nachvollziehen. Es liegt wohl an einer zu unpräzisen Schilderung.
Ich wollte Abdrücke einer nassen Turnschuhsohle beschreiben, die wie ein vollgesaugter Schwamm Wasser beim Auftreten abgibt und somit einen "Wasserabdruck" in Form der Sohle hinterlässt. Oftmals entstehen dabei auch kleine Luftbläschen innerhalb dieses Abdrucks. Ich kenne dieses Phänomen leider aus eigener Erfahrung und es ist auch bei Regen gut sichtbar.
****3or Frau
4.832 Beiträge
Du hast dieses Regensituation insgesamt aber echt nachfühlbar beschrieben. Ich habe mich beim lesen richtig klamm gefühlt 😅
"...Die S-Bahn setzte unterdessen unbeirrt ihren Weg fort und er ahnte in diesem Moment noch nicht, wie sehr sich diese Entscheidung für ihn auszahlen sollte.

Er zog den Reißverschluss seines langen schwarzen Mantels bis zum Anschlag nach oben und warf dem tiefgrauen Himmel dabei einen missbilligenden Blick zu. Dadurch übersah er eine Pfütze, die sich mit einem Schwall kalten Wassers für seinen rechten Turnschuh bedankte..."

Hier ist ein Bruch im Erzählstrang. Er hätte zwischendrin aussteigen müssen. Sonst anschaulich und gut geschrieben, finde ich.
*****ell Mann
17 Beiträge
Themenersteller 
Hier ist ein Bruch im Erzählstrang. Er hätte zwischendrin aussteigen müssen. Sonst anschaulich und gut geschrieben, finde ich.
Hallo geheimes_Museum,
du hast einen tollen Nicknamen.
Danke für deine Anmerkungen. Ich setze solche Brüche gerne bewusst ein, damit Lesende sich die kleinen Zwischenschritte selbst 'erdenken' können/müssen. An der zitierten Stelle wollte ich damit außerdem die vorangegangene Vorausdeutung betonen.
Ich kenne es jedoch, wenn ich selbst etwas lese und über eine Passage "stolpere". Das unterbricht dann den Lesefluss und man muss es erneut lesen. Das ist unangenehm.
Nur die restliche Fahrt zu überspringen und beim Aussteigen fortzusetzen, wäre wahrscheinlich besser gewesen.

Du hast dieses Regensituation insgesamt aber echt nachfühlbar beschrieben. Ich habe mich beim lesen richtig klamm gefühlt 😅
Danke! Dann hoffe ich, dass der weitere Verlauf der Geschichte dir auch noch wärmende Gedanken beschert. *zwinker*
*****ell Mann
17 Beiträge
Themenersteller 
Dieser Beitrag wurde als FSK18 eingestuft.
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*****ell Mann
17 Beiträge
Themenersteller 
Dieser Beitrag wurde als FSK18 eingestuft.
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*****ell Mann
17 Beiträge
Themenersteller 
Liebe Lesende der virtuellen Zeilen,
zunächst möchte ich mich für eure positiven Signale und das Interesse an dieser Geschichte bedanken! Es hat mich wirklich motiviert, verhältnismäßig viel Zeit in das Schreiben zu investieren.

Aktuell sehe ich mich jedoch einer Problematik gegenüber, bei der ich eine Entscheidungshilfe brauche. Diese Geschichte und "Die Grünlilie" (anderer Thread) waren ursprünglich unabhängig voneinander erdacht worden. Außerdem sollten sie nur den Umfang haben, wie sie aktuell hier im Forum stehen.
Beim Schreiben und Nachdenken in den letzten Tagen hat sich mir jedoch ein Plot ergeben, der beide Geschichten miteinander verbindet (vielleicht hat jemand den kleinen Querverweis bemerkt *g* ) und der deutlich länger ist. Bei diesem Plot würde für mich jedoch die Handlung im Vordergrund stehen und das Sexuelle eher im Hintergrund.
Mir ist bewusst, dass dies ein Erotikforum ist und daher bin ich wirklich skeptisch, ob hier der richtige Platz für ein derartiges Format ist. Dazu kommt die Problematik, dass es bereits zwei verschiedene Threads für die Geschichten gibt.

Daher bitte ich um eure Meinung:
Soll ich die Geschichten miteinander verbinden, einen neuen Thread eröffnen, der die bestehenden Texte umfasst (die alten Threads löschen lassen) und dort die Geschichte fortsetzen, obwohl das Sexuelle in den Hintergrund rückt?
*****ell Mann
17 Beiträge
Themenersteller 
Oder soll ich die Geschichten miteinander verbinden, den Text "Die Grünlilie" an geeigneter Stelle in diesem Thread einfügen und die Geschichte fortsetzen, obwohl das Sexuelle in den Hintergrund rückt?
*****ell Mann
17 Beiträge
Themenersteller 
Oder soll ich es gut sein lassen (es ist schließlich ein Erotikforum), die Geschichten hier so belassen, wie sie sind und sobald mir etwas einfällt, eine neue sexuelle Kurzgeschichte beginnen? (Meine Fortsetzung würde ich privat natürlich dennoch schreiben.)
erhebende 11 Zentimeter...
*****a99 Frau
3.582 Beiträge
Zitat von *****ell:
sobald mir etwas einfällt, eine neue sexuelle Kurzgeschichte beginnen?
Das sowieso! *smile*

Die Erotik (!) muss ja nicht zwingend im Vordergrund stehen, es reicht ja auch, wenn an passenden Stellen ein gewisses Prickeln zu spüren ist.

Zitat von *****ell:
den Text "Die Grünlilie" an geeigneter Stelle in diesem Thread einfügen und die Geschichte fortsetzen
Das wäre meine Lösung, zumal 'Die Grünlilie' kein übermäßig langer Text ist.
Wieso entweder -oder schreibe halt beide Linien weiter und sieh was passiert, oder lass das Sexuelle als Phantasie weiter laufen und den anderen Strang als Realität.
*****ell Mann
17 Beiträge
Themenersteller 
Danke @*****a99 und @**********useum für eure Antworten.
Ich habe mich für die Variante entschieden, die Geschichte in diesem Thread fortzusetzen. Die Idee mit den erotischen Phantasien finde ich super. Bin mir aber noch nicht sicher, ob ich das zufriedenstellend umsetzen kann.

Die Erotik (!) muss ja nicht zwingend im Vordergrund stehen, es reicht ja auch, wenn an passenden Stellen ein gewisses Prickeln zu spüren ist.
So wie das Prickeln auf Pascals Zunge? *smile*

*achtung* Zuletzt nochmal fairerweise der Hinweis:
Die ab hier folgenden Textpassagen werden häufiger keine (explizite) Erotik enthalten. Ein Beispiel hierfür ist Teil 2 dieser Geschichte.
Wem dieser nicht so gut gefallen hat, sollte lieber nicht weiterlesen. *nein*
*****ell Mann
17 Beiträge
Themenersteller 
Teil 4
Pascal schloss seine Jeans, indem er den messingfarbenen Knopf in das zugehörige Loch drückte. Es war eine Handbewegung, die glücklicherweise keiner bewussten Steuerung bedurfte. Denn sein Kopf war noch mit der Verarbeitung des Erlebten beschäftigt. Maria hatte die Herrentoilette kurz zuvor mit den Worten "Ich gehe bezahlen" emotionslos verlassen. Sie schien dabei keine Antwort erwartet zu haben und war sogar seinen Blicken ausgewichen. Beim Öffnen der Kabinentür entdeckte er auf Höhe des Knaufs eine Delle in der Seitenwand und ihn beschlich ein ungutes Gefühl. Er verließ die Toilette. Im Zwischenflur lag ein Bündel bunter Werbeflyer zerstreut auf dem Boden. Er konnte sich denken, wodurch diese heruntergefallen waren und sammelte sie in der Hocke auf. Einer von ihnen war durch einen dreckigen Schuhabdruck verschmutzt. Das periodische Muster der Sohle war gut zu erkennen. Er musste an Sherlock Holmes denken, als er die gefaltete Broschüre zur späteren Entsorgung in seiner Gesäßtasche verstaute. Die restlichen Exemplare steckte er ins passende Regalfach und las dabei die aufgedruckten, gelben Lettern: "Randalls Reisen: Australien und Ozeanien".

Im Schankraum inspizierte er die Plätze, auf denen sie zuvor gesessen hatten. Sein Mantel hing regungslos über der Stuhllehne. Doch zwei Stühle weiter fehlte von Marias Regenjacke jede Spur. Auf der langen Holzzeile stand ein einsames, halb leeres Bierglas. Daneben lag ein abgenutzter Zehneuroschein, dessen obere rechte Ecke bereits fehlte. Er schaute in Richtung Tür. Der Tisch vor dem großen Fenster war nun ebenfalls verwaist.

Mit dem Mantel in der Hand ging er in Richtung Bar und zuckte unwillkürlich zusammen, als daneben ein alter Mann mit Halbglatze und weißem Rauschebart zum Vorschein kam. Sein runder Bauch stand weit hervor und berührte den Tresen. Eine Brille mit kleinen Gläsern hing an einer spröden Schnur von seinem Hals herab. Der kernige Mann sah Pascal verständnisvoll an. In seinen grauen Augen lag Güte. "Tja mien Jung, dien Deern us al weg", antwortete er, bevor Pascal die zugehörige Frage überhaupt hatte stellen können. Mit gerunzelter Stirn nickte er dem Herren kurz zu. Dann zog er den Fanschal aus dem Ärmel seines Mantels und schlüpfte hinein. Als Pascal das Lokal verließ, schaute der Bärtige ihm hinterher. Wohl wissend, dass dies nicht ihre letzte Begegnung gewesen sein würde.

Draußen war es kühl, obwohl es nicht mehr regnete. Direkt unter der grünen "KAKAPO"-Leuchtreklame, die matt über der Eingangstür hing, band Pascal sich seinen Schal um den Hals. Von Maria war auch hier nichts zu sehen. Neben ihm stand der dunkelhaarige Gastwirt und sog soeben den letzten Rauch aus einem Zigarettenstummel. Mit einem Grinsen im Gesicht sagte er: "Wenn du noch was von der ersten Halbzeit sehen willst, solltest du dich beeilen." Die Worte erreichten Pascal zusammen mit einem Schwall stinkender Luft. Ihm gefiel der Gesichtsausdruck des Schönlings nicht. "Das Geld liegt auf dem Tisch" beschränkte er die Konversation auf das Nötigste und eilte davon.

"Das ist die falsche Richtung!", hörte er ihn noch von hinten rufen. Es war wahrscheinlich genau so nett gemeint wie vorhin die Frage nach dem zweiten Bier. Doch die Gewissheit über Marias eiskalten Abgang beförderte schwere Steine in seinen Magen. Der Besuch auf Wolke Sieben war sehr kurz gewesen und er war von ihr herabgestürzt wie ein flugunfähiger Vogel. In diesem Moment wünschte er sich, er wäre auf dem sicheren Boden geblieben. "Jetzt will der personifizierte Schrecken der romantischen Augenblicke mir auch noch den richtigen Weg diktieren!", dachte er verärgert. Wie ein verwundeter Hund knurrte er vor sich hin: "Ich gehe da lang, wo ich will!", und setzte seinen Weg stoisch fort.

Das Smartphone fiel ihm beim Herausholen beinahe aus der Hand. Er wollte wissen, wie spät es war. Doch drei Anrufe in Abwesenheit und einige Direktnachrichten seines Kumpels Armin bettelten nach Aufmerksamkeit.
"Alter, wo steckst du?! Das Spiel fängt gleich an!" und "Du warst noch nie zu spät im Stadion, ich mache mir Sorgen!", lauteten die letzten zwei Nachrichten, die eingegangen waren.

Er riss sich zusammen und tippte eine kurze Antwort: "Keine Sorge. Ich fühle mich nur nicht so gut und fahre nach Hause." Pascal hatte nämlich gerade entschieden, das erste Mal in seinem Leben freiwillig auf den Besuch eines Heimspiels zu verzichten.
*****ell Mann
17 Beiträge
Themenersteller 
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*****ell Mann
17 Beiträge
Themenersteller 
Kapitel 2 - Teil 2
Olaf ging die Treppe zum Dachgeschoss wieder nach oben, nachdem er Claudia höflich, aber bestimmt verabschiedet hatte. Er wusste, dass die meisten Besucherinnen gerne länger bleiben würden, doch das ließ er nicht zu. Er wollte sie nicht näher kennenlernen. Diese Beziehungen liefen entweder im Rahmen der vorher festgelegten Regeln oder gar nicht. An Claudia schätzte er jedoch, dass sie nicht direkt nach dem nächsten Treffen gefragt hatte. Bis auf den kleinen Ausrutscher mit dem Sprechen hatte sie sich zudem gewissenhaft an die Regeln gehalten. Er würde sie zu gegebener Zeit wieder anschreiben und ihr ein paar Vorschläge unterbreiten. Im Dachbodenzimmer angekommen, regelte er die Heizung herunter, öffnete die Fenster einen Spalt breit und nahm das weiße Handtuch von der Massagebank. Ungefähr in der Mitte präsentierte es einen handtellergroßen, nassen Fleck. Mit dem Gesicht näherte er sich der feuchten Baumwolle, bis er sie mit der Nasenspitze berührte. Dann atmete er tief ein.

Er verließ den Dachboden mit dem Handtuch unter dem Arm und ging zurück ins Erdgeschoss. Im Gästebadezimmer fand er das Handtuch, das er auf der Dusche bereitgelegt hatte, unangetastet vor. Dennoch nahm er es an sich. Das braune Händehandtuch neben dem Waschbecken sammelte er ebenfalls ein. Die drei Funde landeten in der Waschmaschine, die im benachbarten Hauswirtschaftsraum stand. Olaf füllte Waschmittel sowie Weichspüler ein und startete das Programm. Ein Relais klickte und die Pumpe begann, das Wasser aus der Leitung zu entnehmen. Irgendwie mochte er diese Geräuschabfolge, weil sie so vorhersagbar war. "Man drückt auf den Startknopf und das Klicken ertönt. Die Pumpe wird mit Strom versorgt und fördert Wasser. Wirkung folgt auf Ursache. So einfach ist das", dachte er beim Verlassen des kleinen Raumes.

Er schaute auf seine Armbanduhr, um sich die Startzeit der Wäsche zu merken. Es war 13:33 Uhr. Nun widmete er sich dem Wasserglas und dem Kaffeebecher, die noch auf dem Küchentisch standen. Der Becher wurde über dem Spülbecken entleert und der restliche Schluck Kaffee färbte den Ausguss bräunlich. Er legte das Geschirr hinein, setzte den Stöpsel ein und ließ heißes Wasser einlaufen. Dazu gab er einen Spritzer Spülmittel. Während feiner, weißer Schaum von der Wasseroberfläche aufstieg, öffnete er den Schrank unter der Spüle. In diesem befanden sich mehrere Dutzend unbenutzte, gelbgrüne Abwaschschwämme. Wie in einem Warenlager waren sie fein säuberlich aufeinandergestapelt worden. Vorsichtig entnahm er den obersten Schwamm aus einer bereits angefangenen Reihe und ließ ihn ins heiße Wasser gleiten. Er unterbrach die Wasserzufuhr und begann mit der weichen Seite des Schwammes zunächst das Glas zu reinigen. Kaltes Wasser aus dem Hahn vertrieb die letzten Laugenreste und es fand seinen Platz auf der Abtropffläche. Die Innenseite des Kaffeebechers säuberte Olaf ebenso mit der gelben Schwammseite.

Dann drehte er den Schwamm jedoch um, sodass die raue, grüne Seite nach außen zeigte. Er nahm ihn fest in seine rechte Hand. Mit der anderen Hand fixierte er den Becher und begann dessen Außenseite kräftig zu schrubben. Als wollte er den Aufdruck abschmirgeln, arbeite er sich an ihm ab. Schweißperlen schlichen langsam von seiner Stirn herab. Seine Fingergelenke färbten sich weiß. Der raue Schwamm scheuerte schnell über die Keramik, aber konnte kaum noch etwas von der Farbe abtragen. Er wollte es nicht wahrhaben und steigerte verbissen Druck und Tempo seiner Bewegung. Dieses Mal zuckte er mächtig zusammen, als die Klingel plötzlich laut schellte. Die Hand mit dem Schwamm rutschte augenblicklich vom Becher und schlug mit den Fingern voran im steinharten Spülenbecken ein. Der heftige Schmerz entriss ihm den Atem. Tränen schossen in seine Augen, doch er weinte nicht. Der Schwamm fiel aus seiner vom Schmerz betäubten Hand. Die andere umklammerte noch immer den Kaffeebecher. Er stellte ihn, so vorsichtig es ging, in der Spüle ab und versuchte, sich zu beruhigen. Mit der linken Hand umfasste er das Handgelenk seines rechten Arms, der sich wie ein Fremdkörper anfühlte. Vorsichtig hob er das Handgelenk an und begutachtete das Dilemma. Die Finger hingen herunter wie abgestorbene Zweige eines vertrockneten Asts. Er wusste, dass etwas gebrochen war.

Wut stieg in ihm auf und er presste die Kiefer aufeinander. Es klingelte erneut. Er schnaufte wild und hoffte nur, dass es für diesen unangekündigten Besuch einen guten Grund gab. Einen sehr guten.
erhebende 11 Zentimeter...
*****a99 Frau
3.582 Beiträge
Lieber @*****ell, vielleicht kannst Du zwischen den einzelnen Teilen ein Päuschen von 1-2 Tagen machen? *liebguck*
Dann haben auch diejenigen eine Chance, die Texte zu lesen, die nicht 24/7 online sind. Ist sonst bissel viel auf ein Mal *zwinker*
*****854 Paar
3.559 Beiträge
Der Erste Teil schon älter.nur neu zusammen gestellt
*****ell Mann
17 Beiträge
Themenersteller 
Kapitel 2 - Teil 3
"Hey Bruderherz! Wir bekommen heute Abend Besuch von Stefans Eltern und ich war gerade dabei, die Füllung für den Truthahn zuzubereiten. Dabei habe ich erst bemerkt, dass die Gemüsebrühe alle ist und da heute ja Sonntag ist ...", sprudelte es aus Katja heraus, als die Tür vor ihr aufging.

"Für den WAS?!", krächzte Olaf seiner älteren Schwester entgegen. Sein Gehirn befand sich noch im Notfallmodus und hatte nach dem ersten Teil ihrer Schilderung bereits blockiert.

Katja wollte die Information schon wiederholen, doch sie bemerkte das Entsetzen in seinen Augen und die Blässe im Gesicht. Ihr Instinkt setzte ein. "Was ist denn passiert?", fragte sie besorgt, während sie forsch eintrat. Wie ein scheues Reh wich er zurück. Seine unnatürliche Armhaltung war nicht zu übersehen. "Oh Gott! Deine Hand", stellte sie erschrocken fest. Olafs Klarheit kehrte langsam zurück und der Knoten in seinem Bauch begann sich zu lösen. Seiner fürsorglichen Schwester konnte er nie wirklich böse sein. Er suchte nach einer sinnvollen Erklärung.

"Es geht schon. Ich war gerade oben, als es klingelte. Dann bin ich zu schnell die Treppe runter und ins Stolpern geraten. Mit dem Arm konnte ich mich gerade noch an der Wandecke abfangen", behauptete er.

Seine Schwester kannte ihn gut und wurde misstrauisch. Doch sie wollte ihm jetzt nicht vor den Kopf stoßen. Stattdessen eilte sie zum Kühlschrank und sagte: "Das musst du kühlen. Kühlen ist nie verkehrt." Olaf wollte protestieren, doch sie schnitt ihm das Wort ab: "Du setzt dich jetzt erst mal dahin!" Sie hatte schon eine Hand an der Kühlschranktür, als sie das trübe Wasser im Spülbecken sah. Der Kaffeebecher trieb unschuldig umher. "Dieser verfluchte Becher!", dachte sie. Sie wusste, wie viel Leid er über Olaf brachte. Aber sie nahm sich nicht das Recht heraus, ihn zu entsorgen. "Er muss sich selbst davon befreien", hatte sie sich früher immer wieder eingeredet. Damals ahnte sie ja noch nicht, welche Ausmaße das alles annehmen würde. Sie öffnete den Kühlschrank und entnahm eine blaue Kühlkompresse aus dem Gefrierfach. Katja wickelte sie in ein Küchenhandtuch, das über dem Backofengriff hing.

Dann reichte sie Olaf den kalten Gegenstand, der an dem runden Holztisch saß. Er zuckte zusammen, als die Kompresse im Küchenhandtuch seine lädierten Finger berührte. "Damit musst du ins Krankenhaus! Da könnte was gebrochen sein. Dann ist es wichtig, die Finger schnell zu fixieren", mahnte sie mit der Erfahrung einer Mutter.

Olaf hatte ein gutes Verhältnis zu seiner Schwester und vertraute ihr. Er wusste, dass sie nicht locker lassen würde und recht hatte sie wohl auch. "Na gut. Aber du musst mich fahren. Mein Autoschlüssel liegt in der Schale da drüben", lenkte er ein.

Darüber war sie zwar nicht begeistert, aber das Krankenhaus lag nicht weit entfernt. Sie stellte klar: "Du weißt doch, wie ungern ich fahre. Wir haben schon seit Jahren kein Auto mehr. Aber na gut, es ist schließlich ein Notfall. Dafür bekomme ich allerdings deine Gemüsebrühe!"

Katja ging zielstrebig zum Herd und öffnete das darüberliegende Gewürzfach. Olaf musste lächeln. Das gesuchte Glas war leicht zu finden. Sie nahm es an sich und ging danach direkt zur Schale mit dem Autoschlüssel.

"Hast du deine Krankenkassenkarte dabei?", wollte sie noch wissen, als sie das Haus verließen. Olaf bejahte. Auf dem Weg zum Parkplatz griff Katja nach dem Handy und informierte ihren Lebensgefährten Stefan über den Zwischenfall. Sie beendete das kurze Gespräch mit den Worten: "Ich melde mich gleich noch mal."

Der ausgeleierte Sitz des alten C-Klasse-Kombis quälte sich unter lautstarkem Protest nach vorne. Katja stellte die Spiegel auf die neue Sitzposition ein. Olaf sah die Anspannung in ihrem Gesicht.

"Es ist Sonntag. Da ist kaum Verkehr. Du schaffst das schon", ermutigte er sie vom Beifahrersitz aus. Sein rechter Arm lag auf seinem Schoß. Die Kühlkompresse bedeckte die Hand. Sie fuhren los und es klappte gut.

Als sie auf der Hauptstraße waren, sagte Katja in dem Wissen, dass er gerade nicht weglaufen konnte: "Olaf, wie lange ist es jetzt schon her? Du kannst dich doch nicht für dein restliches Leben selbst geißeln. Das hast du nicht verdient." Er wusste auf den Tag genau, wie lange es her war. Schweigend schaute er nach vorne auf die leere Straße. "Fast zehn Jahre sind vergangen. Zehn Jahre!", wiederholte sie, als würde es irgendetwas ändern. Als würde dieses traurige Jubiläum irgendeine Art Schalter umlegen können. "Ach, zehn Jahre schon, dann vergesse ich jetzt auf einmal meinen Schmerz und meine merkwürdige Art zu leben, die mit den Jahren zur Normalität wurde", sagte sie zu sich selbst. "Nein, so würde es nicht funktionieren", wusste sie.

"Ich frage mich oft, ob ich damals falsch gehandelt habe. Vielleicht hätte ich noch mehr auf dich zugehen sollen", verlieh sie ihren Gedanken nun Ausdruck.

Olaf hasste diese Gespräche. Durch sie fühlte er sich noch schuldiger. Katja hatte so viel für ihn getan und er war ihr sehr dankbar dafür. Es war nicht ihre Schuld, dass er so geworden war. "Du hast nichts falsch gemacht, Katja. Ich habe meine eigenen Entscheidungen getroffen", antwortete er wehmütig. Er sah immer noch durch die Frontscheibe, doch seine Augen blickten ins Leere. Er hielt kurz inne und sagte dann: "Du warst immer für mich da. Das vergesse ich dir nie."

Katja freute sich über diese aufrichtigen Worte, die Olaf nur selten so direkt aussprach. Dennoch wollte sie das Lob etwas relativieren. Sie suchte noch nach den richtigen Worten, als sie bereits das Krankenhausgelände erreichten. Ihre Konzentration galt nun dem Auffinden des richtigen Weges. Der Wagen stoppte unsanft auf einer der Halteflächen vor der Notaufnahme.

"Soll ich mit reinkommen?", bat sie an und schnallte sich demonstrativ ab.

"Nein, so ein Quatsch. Das dauert bestimmt ewig. Ich werde später ein Taxi zurück nehmen", wiegelte er ab, "Und außerdem wartet der Truthahn auf dich."
*****ell Mann
17 Beiträge
Themenersteller 
Kapitel 3 - Teil 1
Die grellen Farben der PowerPoint-Präsentation blendeten Plascal. "Dieses Layout hat die letzten zwei Jahrzehnte überdauert wie das Nokia 3310 meines Vaters", dachte er und unterdrückte ein Gähnen. Auf der Titelfolie stand in großen, schwarzen Lettern die Bezeichnung der Produktionsmaschine, an deren Fertigstellung bereits seit vielen Monaten gearbeitet wurde: AAA-3000 – Automatische-Abfüll-Anlage. Pascal sprach die Bezeichnung innerlich immer englisch aus: "Triple A – Three thousand". Das klang cool, wie er fand. So ein bisschen nach Vin Diesel. Er sah aus dem Fenster. Es gab nicht viel zu entdecken, denn draußen war es noch dunkel. Die asphaltierte Industriestraße war menschenleer. Der kleine Besprechungsraum war hingegen gut gefüllt.

"Nur GEMEINSAM ... als TEAM", betonte Projektleiter Pahlke jedes zweite Wort und ließ sekundenlange Pausen folgen, "können wir dieses GIGANTISCHE ... Vorhaben erfolgreich bewältigen!" Diese unnötigen Unterbrechungen schläferten Pascal regelrecht ein. Nur der Geruch, den die vielen Kaffeetassen auf dem Tisch verströmten, hielt ihn wach. Herr Pahlke stolzierte wie ein französischer Hahn vor der Leinwand entlang. Die Brust presste er in ein kariertes Hemd, das unten in seiner blauen Jeans verschwand. Diese frühen Montagsrunden waren für alle restlichen Teilnehmer sinnlos. Pascal war ja dafür, alle Mitwirkenden eines Projekts an einen Tisch zu holen. Aber nur dann, wenn es auch dringende Themen zu besprechen gab. Stattdessen mussten sie sich jeden Montag von diesem Selbstdarsteller volllabern lassen und die schon zweimal überholten Kennzahlen erörtern.

Aus Langeweile ließ Pascal seinen Blick über die Gesichter der Anwesenden wandern. Zu seiner rechten hatten die zwei erfahrenen SPS-Programmierer Platz genommen, die zurzeit die Steuerung der Maschine realisierten. Auf ihnen lastete aktuell der meiste Druck. Denn ohne funktionierende Steuerung wäre auch eine perfekt konstruierte Maschine nutzlos. Doch die beiden Kollegen hatten bereits zu Beginn des Meetings unaufgeregt berichtet, dass sie mit ihren Arbeiten im Plan sind. Links von Pascal saß sein Chef, seinerseits Abteilungsleiter "Einkauf und Controlling", an der Stirnseite des Tisches gegenüber der Leinwand. Er las gerade E-Mails in seinem Smartphone. Pascal mochte ihn. Irgendwie waren sie auf einer Wellenlänge. Sein Chef hatte schnell bemerkt, dass Pascal gewissenhaft arbeitete und bei auftauchenden Problemen von selbst auf ihn zukam. Daher ließ er Pascal auch ausreichend Freiraum und stresste ihn nur selten. Er war heute nur ausnahmsweise anwesend, weil das Projekt in die Abschlussphase ging. Aktuell gab es aber keine Probleme, die Pascal oder seinen Chef betrafen. Direkt gegenüber von Pascal saß Damian aus der IT-Abteilung. Er war ein unaufgeregter, netter Kerl Anfang 20. Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, war er genau so begeistert von diesem Meeting wie Pascal.

"Denn die Ausgaben für die externe Herstellung von Einbauteilen sind bereits über Plan! Richtig, Herr Schuster?!", erhob Herr Pahlke unvermittelt seine Stimme und schaute Pascal direkt an. Er erschrak und dachte: "Das ist hier ja wie in der Schule!" Den vorherigen Satz hatte er nicht mitbekommen und wusste nicht genau, worum es gerade ging. "Ja, richtig", antwortete er ungeachtet dessen betont lässig. Pahlke schaute ihn noch einen Moment lang an und fuhr dann in gewohnter Manier fort. Pascal lehnte seinen Rücken wieder an der Stuhllehne an.

Nach kurzer Zeit schaute er erneut zu Damian. Dieser trank gerade einen Schluck aus einer weißen Kaffeetasse, auf der das gelbe Firmenlogo aufgedruckt war. Rechts daneben saß sein Kollege Christian, der als Konstrukteur fast die komplette Anlage entworfen hatte. Er trank keinen Kaffee und hatte einen schlichten Becher vor sich, von dessen Rand das obere Ende eines Teebeutels pendelte. Christians Kopf war leicht nach vorne gebeugt und er blickte konzentriert ins Gefäß, als wäre ein Buch darin versteckt. Pascal schätzte ihn. Als alleinerziehender Vater und dem hohen Druck, der hier auf seinen alleinigen Schultern lastete, hatte er sich eine Zeit lang am Rande des Burn-outs bewegt und an manchen Tagen, so schien es Pascal, hatte er sich sogar über dessen Rand gelehnt und hineingesehen. Christian wirkte grundsätzlich etwas zerstreut und war nicht gerade ein Organisationstalent. Um so erstaunlicher war es, was er durch seine fleißige Arbeit regelmäßig erschuf. In manchen Momenten erinnerte er Pascal an einen verrückten Wissenschaftler. Als Einkäufer hatte Pascal oft mit ihm zu tun. Ständig musste er Bestellungen bei Spezialfirmen in Auftrag geben, die Christians Maßanfertigungen nach seinem Entwurf herstellten. Anhand der schieren Anzahl der bestellten Teile konnte Pascal den hohen Arbeitsaufwand sehr gut nachvollziehen. Zudem bekam er über den Flur häufig mit, wenn Pahlke Christian mal wieder die Hölle heiß machte, weil es nach seinem Ermessen nicht schnell genug ging. Ihre Büros lagen nicht weit auseinander.

Neben Christian saß die letzte und einzige weibliche Person im Raum. Pascal kannte nur ihren Nachnamen, weil sie erst letzte Woche in der Firma angefangen hatte. Bevor er sie genauer betrachtete, drehte er sich zunächst wieder etwas in Richtung der Leinwand und achtete auf Pahlke. Dieser hatte sich soeben mit einigen Zahlen in der gerade präsentierten Tabelle verhaspelt. "So kann das ja nicht stimmen!", blaffte er vor sich hin. Pascal ahnte, dass er gleich erst mal die allgemein schlechte Datenlage kritisieren und minutenlang erklären würde, warum es nicht sein Fehler gewesen sein könne. Von Pahlke ging also gerade keine Gefahr aus und er schielte wieder zur geheimnisvollen, rothaarigen Kollegin herüber. Ihre langen Haare wellten sich ein bisschen. Auf der Nase trug sie eine schwarze Brille, die ihr gut stand. Die Augenfarbe konnte Pascal nicht erkennen. Sie hatte volle Wangen und Lippen. Ihr schwarzer Strickpullover war von ihrem großen Busen gut ausgefüllt. Ihr Körperbau passte dazu. Pascal fragte sich, wie ihre Brüste sich wohl in seinen Händen anfühlten. Und wie gut es seinem Penis wohl zwischen ihnen gehen würde.

Die plötzliche Stille im Besprechungsraum bemerkten Pascal und seine Kollegen fast zeitgleich. Pahlke hatte seinen nach außen getragenen Monolog beendet. Das Publikum klopfte vor Erleichterung zaghaft auf den Konferenztisch und stand auf. Beim Verlassen des Raumes nahm Pascal den ernsten Blick wahr, den Herr Pahlke ihm zuwarf und war froh, dass der Projektleiter nicht sein direkter Vorgesetzter war. Die schönen dunkelroten Haare waren bereits im Flur verschwunden.
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Kapitel 3 - Teil 2
Pascal beschloss in sein Büro zu gehen, denn er wollte Ruhe. Der kleine Raum war noch unbeleuchtet, weil er nach Erreichen der Firma direkt in die Besprechung gehastet war. Er drückte den vergilbten Lichtschalter und riss die zwei Leuchtstoffröhren an der Decke aus dem Schlaf. Widerspenstig flackerten sie einige Male auf, bevor sie den hölzernen Schreibtisch und den dazu passenden, großen Aktenschrank in kaltweißes Licht tauchten. Pascals Augenlider flackerten nun ebenfalls, bis seine Pupillen an die neuen Lichtverhältnisse angepasst waren. Er zog die Tür hinter sich zu. Routiniert ließ er sich auf seinen Schreibtischstuhl fallen und schaltete den Rechner ein. Dann beobachtete er das Startsymbol auf seinem Monitor. An diesem Morgen würde nicht viel los sein, wusste er. Die meisten Bauteile für die Sondermaschine waren bereits geordert und seine Kollegen mussten erst in der Woche ankommen. Er hoffte nur, dass Pahlke an diesem Morgen nichts von ihm wollte. Mit dem Ellenbogen stütze er seinen Arm auf dem Tisch ab und legte seinen schweren Kopf in die zugehörige Hand. Seine Augen verloren den Fokus und er blickte durch den Monitor hindurch ins Leere. Der letzte Samstag bereitete ihm immer noch Kopfzerbrechen.

"Stange ist Stange", stellte er sich eine Werbeanzeige vor, auf der eine Laugen- und eine Pizzastange abgebildet war. Er fragte sich: "Hatte sie einfach nur Bock auf eine Stange und ich war zufällig greifbar?" Unbestritten hatte es ihm ebenfalls viel Spaß gemacht und ihre ungewöhnlich ausgeprägte Initiative gefiel ihm auch jetzt noch. Außerdem war sie hübsch. "Sie wirkte so natürlich und die schlichte Kleidung hat es auf unerklärliche Weise noch verstärkt. Ja, sie war sehr hübsch", dachte er. Die Richtung, in die seine Gedanken schlichen, gefiel ihm nicht und er ermahnte sich selbst: "Sie ist aber einfach abgehauen. Du warst nur eine Nummer für sie. Deswegen hast du sogar das Heimspiel verpasst. Du weißt auch so gut wie gar nichts über sie. Was hast du sie in der ganzen Zeit überhaupt gefragt?" Er dachte ernsthaft darüber nach, was er sie gefragt hatte: "Ob sie in Neuseeland war. Ja, daran kann ich mich erinnern. Aber sonst? Sie hat mich ja schließlich die ganze Zeit mit diesem komischen Werbethema beschäftigt. Und auf die Neuseelandfrage habe ich ja nicht mal ne Antwort bekommen, weil die ollen Fans uns unterbrochen haben. Dann bin ich auch schon zur Toilette gegangen." In Gedanken setzte er die Ereigniskette fort, bis er wieder an der Wand der Klokabine stand und die unbekannte Person die Herrentoilette betrat. Als er Maria glasklar vor sich sah, wie sie sich mit seinem besten Stück in der Hand und dem tiefen Blick in seine Augen in seinen Erinnerungen verewigte, wurde es zu viel. Er stieß sich mit den Beinen vom Boden ab und rollte vom Schreibtisch zurück. "Ich muss mal hier raus!", wurde ihm bewusst und er ging in Richtung Tür. Auf dem Bildschirm hinter ihm blinkte der Cursor im Eingabefeld zur Benutzeranmeldung vergeblich.

Pascal schaute im Flur, der mit braunem Teppichboden ausgelegt war, erst nach links und dann rechts. Der Korridor war leer. Würde er nach links gehen, käme er an Christians Arbeitsplatz vorbei zum Kaffeeautomaten. Am Ende des Ganges lag der Besprechungsraum. Dazwischen befand sich allerdings Pahlkes Büro, dessen Tür so gut wie immer offen stand. Rechts gab es lediglich eine Abstellkammer der Reinigungskräfte und einen Technikraum, in dem ein großer Laserdrucker und veraltete Hardware untergebracht waren. Dahinter befand sich das Treppenhaus, das nach unten in die Produktionshalle führte. Pascal wollte gerne mehr über die neue Kollegin erfahren. Leider wusste er nicht einmal, in welcher Abteilung sie zu finden war. Um zu vermeiden, auf den schlecht gelaunten Pahlke zu treffen, wählte er den Weg nach unten.

In der Produktion herrschte im Gegensatz zum Bürotrakt reges Treiben. Die Automatische-Abfüll-Anlage war nur eine unter mehreren Maschinen, die hier parallel gefertigt wurden. Der beeindruckende, gelb lackierte Hallenkran unter dem Dach beförderte einen schweren Drehstrommotor mühelos durch die Luft. Das Zischen einer hydraulischen Leitung stimmte in das rhythmische Stampfen einer Blistermaschine im Testmodus ein. Pascal ging langsam am Rand der Halle entlang und hielt nach Mitarbeitern ausschau, die er näher kannte. Da er keine Sicherheitsschuhe trug, wollte er die Produktionsfläche, die mit einem dicken gelben Streifen auf dem Boden abgeklebt war, nicht betreten. In seiner Anfangszeit hatte er deswegen einen Anpfiff vom Schichtleiter bekommen. Es hatte ihn danach einige Kaffees und Fußball-Fachsimpeleien gekostet, um diesen ersten Eindruck zu revidieren. Mittlerweile kannte er den Großteil der Angestellten zumindest vom Sehen und grüßte die vereinzelt zwischen den Maschinen auftauchenden Handwerker freundlich. Schließlich kam er an der fast fertiggestellten AAA-3000 an, die sich ganz Außen an der Produktionsfläche befand. Neben dem grauen Schaltschrank saßen die zwei Programmierer, die am Meeting teilgenommen hatten, mit ihren Laptops an einem Tisch. Pascal winkte ihnen zu. Einer nickte lächelnd zurück, der andere war gedanklich zu tief versunken. Hinter der Maschine tauchte plötzlich eine kräftige Figur im Blaumann auf. Der ältere Mann reinigte gerade einen großen Maulschlüssel mit einem löchrigen Lappen.

"Ach, moin Pascal!", rief er, um den Lärm der Halle zu übertönen. Er schaute einmal kurz zu den beiden Kollegen am Tisch, um sicherzugehen, dass sie ihn gerade nicht brauchten und ging dann auf Pascal zu.

"Hallo Kalle", erwiderte Pascal den Gruß, "Alles klar? Alles im Lot mit der Anlage?"

Kalle musste nun nicht mehr ganz so laut sprechen: "Ja sicher, läuft alles. Weißt ja, die Programmierer machen gerade ihr Ding. Da kann ich eh nicht viel tun. Und was machst du hier unten? Du willst doch wohl nicht prüfen, ob hier alles nach Plan läuft, nech?!"

"Quatsch, ich bin doch nicht Pahlke", sagte Pascal mit einem Augenzwinkern, "Wir hatten eben diese langweilige Montagsrunde und bevor ich am Schreibtisch einschlafe, wollte ich lieber ne kleine Runde drehen."

Eine Sirene an der Hallenwand leitete lautstark die Frühstückspause ein. Die Geräuschkulisse der Halle verstummte schnell und die Anwesenden marschierten wie Ameisen zwischen den Maschinen und Werkbänken hindurch in Richtung des Pausenraums.

Kalle fragte Pascal: "Kommst du mit in die Pause? Der Heiner hat heute frei und die zwei da machen eh nie Frühstückspause." Er lachte herzlich und fügte hinzu: "Ich glaube, die genießen die paar Minuten Ruhe, die sie hier dann mal haben."

Pascal wusste, dass Kalle seine Pausen normalerweise mit dem langen Heiner verbrachte. Heiner war einer der dienstältesten Kollegen und die beiden kannten sich sicher schon 20 Jahre. Wenn sie zusammen an einer Maschine arbeiteten, stritten sie sich oft wie ein altes Ehepaar. Da Pascal keinen anderen Plan hatte und er Kalle sympathisch fand, stimmte er dem Vorschlag zu: "Jo, ich habe zwar noch keinen Hunger, aber ich leiste dir gerne Gesellschaft."

Sie setzten sich in eine eher ruhige Ecke im großen Aufenthaltsraum. Einige Kollegen standen in kleinen Gruppen zusammen und unterhielten sich. Andere saßen alleine an einem der vielen Tische und lasen Zeitung, während sie aßen. Kalle holte ein belegtes Brot aus seiner Tupperdose. Währenddessen hielt Pascal Ausschau nach langen, roten Haaren. Auch wenn ihm die geringe Wahrscheinlichkeit bewusst war, diese hier unten vorzufinden.

Bevor Kalle in sein Brot biss, runzelte er die Stirn und knüpfte an das Gespräch aus der Halle an: "So, so, diese Montagsrunde. Da sollten wir Techniker doch ursprünglich auch mit rein. Ich bin Heiner immer noch dankbar, dass er uns da rausgehauen hat."

Pascal wunderte sich. Davon hatte er noch gar nichts gehört und Geheimnisse verbreiteten sich hier normalerweise wie Mücken im Sommer. "Heiner hat euch rausgehauen?", fragte er nach.

"Ja genau. Ursprünglich wollte die Firma, dass auch die jeweils im Projekt eingesetzten Techniker an den wöchentlichen Treffen teilnehmen. Was für'n Unfug! Kannst dir ja vorstellen, wie das hier in der Halle ankam", erklärte Kalle und biss vom Brot ab. Mit vollem Mund fuhr er fort: "Jedenfalls hat Heiner dann persönlich mit dem Geschäftsführer gesprochen. Irgendwie hat er einen guten Draht zu ihm. Die beiden kennen sich noch länger als ich den Heiner. Heiner hat ihm dann erklärt, dass diese ganze Theorie für ihn und seine Jungs nichts sei und die Firma ja auch wertvolle Zeit für die Montage einbüßen würde. So hat es mir Heiner zumindest erzählt. Ein paar Tage danach wurde verkündet, dass wir doch nicht teilnehmen müssen."

"Das klingt plausibel", dachte Pascal. Ihm war mal zu Ohren gekommen, dass Heiner vor langer Zeit der Posten als Schichtleiter angeboten worden war. Doch dieser hätte damals mit der einfachen Begründung abgelehnt, dass er nicht der Typ für so was sei. Von Heiner selbst hatte Pascal noch nie etwas darüber gehört. Daher war er sich auch nicht hundertprozentig sicher, ob diese Behauptung stimmte. Normalerweise gab er nichts auf Geschichten, die dritte Personen über andere erzählten. Aber in diesem Falle bestätigte sie das Bild, dass er bereits von Heiner hatte.

"Da hat Heiner ja mal wieder ein gutes Händchen bewiesen. Ich kann nur bestätigen, dass diese Runden häufig Zeitverschwendung sind. Da verpasst ihr gar nichts", pflichtete Pascal ihm bei.

Kalle hatte mittlerweile aufgekaut und wechselte abrupt das Thema: "Das Spiel am Wochenende war wieder eine Scheiße, oder? Man, man, man, so kann das doch nicht weitergehen. Irgendwas muss sich da mal an der Einstellung der Spieler ändern."

Pascal überlegte einen Moment, bevor er antwortete. Er log nicht, als er schließlich zu Kalle sagte: "Ich habe das Gefühl, dieser Samstag hat bereits einiges verändert."
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Kapitel 3 - Teil 3
Nach der Frühstückspause mit Kalle ging Pascal wieder zurück in Richtung seines Büros. Er hatte am Tisch noch überlegt, eine Frage zur rothaarigen Kollegin zu stellen, aber die Wahrscheinlichkeit, dass Kalle sie überhaupt schon einmal gesehen hatte, schätzte er als zu gering ein. Während er die Treppe hochging, kam ihm der Gedanke, noch einen Kaffee zu ziehen. Beim Warten am Automaten im Flur könnte er nämlich ein paar Blicke in die anliegenden Räume werfen. Das Klimpern, das beim Abklopfen seiner Hosentaschen entstand, klang in seinen Ohren nach Zustimmung.

Pascal warf das Kleingeld in den silbernen Schlitz der alten Maschine. Urplötzlich ertönte ein theatralisches Gejammer, als hätte Pascal mit seinem Münzeinwurf ein automatisches Puppenspiel eines Jahrmarkts gestartet. Es kam aus Christians Büro, das nur wenige Schritte vom Kaffeeautomaten entfernt war.

"Oh neeeeein! Alles ist verloren! Wir sind verloren!", vernahm Pascal, als er sich dem Raum näherte. Vorsichtig neigte er den Kopf in die offene Bürotür. "Wie konnte das nur passieren? Jetzt ist alles aus. Alles aus!", setzte das Trauerspiel fort. Christian saß seitlich zu ihm und fuchtelte mit den Händen wild auf dem Schreibtisch herum.

Pascal meldete sich zu Wort: "Was ist denn los, Christian?"

Der Konstrukteur drehte sich erschrocken um und schien etwas erleichtert, als er Pascal erkannte. "Na sieh es dir doch an", winselte er, "es ist alles nass ... alles nass." Pascal schwankte zwischen Mitleid, Verwirrung und einem Lachanfall.

"Was ist hier los?!", fragte Herr Pahlke mit ernster Miene, während er an Pascal vorbei ins Zimmer stampfte.

Christian reduzierte den Tragikanteil und mischte etwas Information unter. "Unglücklicherweise", seufzte er, "hat sich diese Wasserflasche komplett über meinen Tisch entleert." Er griff die Flasche, die auf dem Schreibtisch lag und wedelte mit dem grünen Übeltäter in der Hand herum.

"Ja und?!", blaffte der Projektleiter ihn an.

"Uuund das Wasser ist durch die Tastatur in meinen Laptop gelaufen", erklärte er, als spräche er mit einem Grundschulkind. Die Wortteile "Lap" und "Top" hatte er dabei jeweils betont und seinen Kopf dazu passend einmal kurz nach links und rechts geneigt. Pascal hatte von hinten eine gute Sicht auf Pahlkes Nacken und sah die beginnende rötliche Färbung. Es war ein Warnzeichen wie bei einem giftigen Tier. Er wusste, das verhieß nichts Gutes.

Pahlke machte zwei Schritte auf Christian zu und wurde lauter: "Was wollen Sie mir sagen, Herr Perlau?!"

Nun erfasste auch der Dramatiker den Ernst der Lage und antwortete sachlich: "Das Gerät ist einfach ausgegangen und meine CAD-Zeichnung für den Radial-Wellendichtring war noch nicht gespeichert."

Die rote Einfärbung überschritt soeben die kritische Schwelle und Pascal trat instinktiv zwei Schritte zurück in den Flur. "Wie kann man nur so blöd sein! Wissen Sie eigentlich, was das der Firma kostet? Haben Sie heute Morgen nicht zugehört? Das Projekt kommt in den roten Bereich, wenn wir den Plan nicht einhalten! Verstehen Sie!? ROTER BEREICH!", schrie Pahlke.

Christian konnte nichts Sachliches in dem Gebell ausmachen und entgegnete gespielt empört: "Nun schreien Sie doch nicht so."

Jetzt legte der Choleriker richtig los: "Schrei ich oder schrei ich nicht?! Und Sie sagen es mir nicht, ob ich schreie oder nicht!", brüllte er unkontrolliert in den Raum hinein.

Pascal fragte sich in solchen Situationen, wie derartige Menschen Führungsverantwortung bekommen konnten und vor allem, warum sie diese behielten. Er nutzte die Pause, die das rote Männchen zum Luftholen brauchte und warf vom Flur aus ein: "Ich hole mal schnell Damian. Vielleicht kann er ja noch etwas retten."

Aus dem Büro kam kein Widerspruch und er machte sich zügig auf den Weg. Dieses affige Gebrüll wollte er sich nicht länger antun. Irgendwie fand er Christians Provokationen lustig, weil sie so erfolgreich waren. Aber er wunderte sich auch, warum sein Kollege es oftmals darauf anlegte, angeschrien zu werden. Pascal eilte am Kaffeeautomaten vorbei und bemerkte nicht, dass die schummrige 7-Segment-Anzeige ihn an sein Guthaben erinnern wollte.

Als Pascal mit Damian zurückkehrte, war es still im Flur. Herr Pahlke stand vor Christians Büro und nippte an einem Automatenkaffee. Pascal und Damian gingen hinein. Christian saß auf seinem Schreibtischstuhl und hatte bereits alle Kabel vom Notebook getrennt.

"Gut, dass es nur Wasser ist. Der Laptop muss jetzt erst mal trocknen. Mit etwas Glück startet er in ein paar Stunden wieder. Zur Not können wir noch die Festplatte ausbauen und versuchen, die Daten direkt auszulesen", sagte Damian fachkundig wie routiniert. Christian händigte ihm das Gerät aus, wodurch noch etwas Wasser aus dem Gehäuse tropfte. Er bedankte sich und Damian verschwand mit dem Laptop unter dem Arm im Flur.

Auch Pascal wollte gerade gehen. Da kam Herr Pahlke noch einmal hereingestürmt. In der linken Hand schwappte der kostenlose Kaffee im Plastikbecher umher, als er die rechte erhob und mit ausgestrecktem Zeigefinger auf Christian zusteuerte. "Sie wissen genau, dass dieses Projekt eines der größten in diesem Jahrzehnt ist. Wenn die AAA-3000 nächsten Freitag nicht rausgeht, mache ich Sie persönlich dafür verantwortlich. Ja genau, Sie persönlich!", drohte er.

Pascal stellte sich demonstrativ neben Christian, ignorierte Pahlke und sagte: "Christian, komm mal bitte mit in mein Büro. Ich habe da noch ein paar Fragen zu den Bestellungen der letzten Woche." Ohne ein weiteres Wort stand Christian auf und verließ gemeinsam mit Pascal das Büro. Ihr Projektleiter blieb verdutzt zurück und Pascal dachte: "So viel zum Thema Teamarbeit."
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