„Wie ist das nun, wenn ein Datepartner vorschlägt, mal die SM-Welt zu erkunden, die Schenkel blau geschlagen haben möchte - und danach behauptet, das sei nicht einvernehmlich gewesen? Soll ja sonderliche Menschen geben.
So läuft das ja auch nicht. Man datet sich ja nicht einfach so um spezielle Praktiken zu erkunden und bei nicht-Gefallen gibts ne Anzeige. Das ist nicht nur äußerst unbedarft und auch realitätsfern. Das wird im Vorfeld dann doch alles konkreter kommuniziert und diskutiert, ob, wann und wie denn so was mal stattfinden soll.
Die Gefahr besteht vor allem, wenn Vorlieben ausprobiert werden wollen, welche sich in der Realität dann als so ganz anders erweisen. Als BDSMer hört/liest man das aber auch ziemlich gut raus, welche Intention dahinter steht. Auch Neulinge/Anfänger vermitteln sich hier ganz anders als jene, die das einfach mal ausprobieren wollen...
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Wie sichert Ihr Euch da ab? Gibt es dafür (ohne Witz) kurz geschriebe Einverständniserklärungen?
Rein rechtlich gar nicht, da auch nicht möglich. Auch mit dem Verstand kann man dem Menschen nur bis vor dem Kopf gucken. Aber es gibt da eine Summe von Erfahrungen, bewusste wie unbewusste, die einem ein Bauchgefühl vermitteln. Oder auch ein Instinkt. Wer nicht gerade besonders leichtgläubig oder misstrauisch ist, kann sich i.d.R. sehr gut darauf verlassen.
Nur weil im BDSM vieles so absonderlich, extrem und eben abweichend erscheint und auch ist, heißt das nicht, dass Menschen hier ganz anders daten. Sie daten aus Intention, Motivation und haben entweder ein gutes Gefühl dabei oder auch nicht. Und dann ist es nicht viel anders, als "zu mir oder zu dir"?
Zukünftig kann das aber tatsächlich problematisch werden. Denn nicht nur dass BDSM schon lange Mode, Spiel, Spaß und Spannung ist- soll es das auch noch in der soften Variante geben! Es wird also zunehmend vermittelt, dass BDSM grundsätzlich auch soft sein kann. Möglicherweise ist dann vieles nur im übertragenen Sinne gemeint, von wegen grün und blau schlagen. Es also mehr im Mindfuck als in der Realität stattfinden soll. Was passieren kann, wenn das aufeinander trifft, kann man sich vorstellen...
Umgekehrt wird es für BDSMer immer schwieriger die richtigen Fragen zu stellen um heraus zu finden, wie das Gegenüber wirklich tickt. Ist es nur eine Vorstellung? Eine Vorliebe? Oder teilen wir diese Neigung? Und wie werden Anwälte hier argumentieren und Richter urteilen?
Und von wegen Vertrauen. Auf was soll so ein Vertrauen denn aufbauen? So schnell? Oder gar der Vorschuss darauf? Letztendlich muss es erst eine Beziehung sein? Welcher Art? Aber ok, so denken Kopf-Menschen, doppelte Buchführung bis das es passt. Als Bauchmensch kann ich rechnen und buchen wie ich lustig bin- allein mein Bauchgefühl muss stimmen!
Und je weniger Fragen ich stellen muss, je weniger Antworten es geben muss, desto eher ist es ok. Ich bekomme ein ungutes Bauchgefühl, je mehr diskutiert, kommuniziert und hin und her verhandelt wird. Ich weiß nicht für wen das aufgehen kann und wird. Da hängt man doch stets am seidene Faden.
Ich habe keinen Vertrag, auch keine Einverständniserklärung. Sie wären allesamt nichtig. Und für alles was dann geschieht, ist allein das Bauchgefühl zuständig. Eine größere Sicherheit hatte ich nie, werde ich nie haben. Wer mir einen rein würgen will, warum auch immer, wird das auch tun. So zahnlos ist man dabei nicht. Aber das hat generell nichts und spezifisch mit BDSM-Dates zu tun!
Zu guter Letzt möchte ich noch einen kleinen Denkanstoß da lassen:
Wer im BDSM meint, darauf zurück greifen zu können oder zu sollen, sollte sich generell fragen ob er überhaupt im BDSM unterwegs ist...