Wie seid ihr mit der Diagnose HPV umgegangen?

Naja. Da wär ich mal nicht so sicher....
Dann könnten ja auch alle mit Syphillis rumlaufen und wissentlich alle anstecken ohne eine Strafe fürchten zu müssen.

Ich finde, dass es dem Anstand gebührt, einem Sexualpartner zu sagen, dass man grad eine aktive Viruserkrankung hat, die im harmlosen Fall Feigwarzen, im schlimmsten Fall eine tödliche Krebserkrankung auslösen kann.

@*******asa
Ja, klar, das ist ein Fakt.
Bei Syphilis ist aber das Problem, dass es eine bakterielle Infektion ist und man sich immer wieder neu anstecken kann, also entsteht ein sog. Ping-Pong-Effekt.

Fragen zur Pflicht, kann das Gesundheitsamt beantworten.

Das Gesundheitsamt in Frankfurt berät nur noch unter 25 Jährige/Sexarbeiter:innen und ich glaub Menschen ohne Sozialversicherung

Manchmal hilft die Sicht aus einer anderen Perspektive – drum hier mal in Kurzform meine Erfahrungen als Betroffene:

Mit 31 (also 1991) bekam ich meine erste HPV-Diagnose. Definitiv angesteckt durch meinen einzigen Sexualpartner, einen fremdgehenden Ehemann, von dem ich mich gerade getrennt hatte.

Informationen über HPV gab es kaum, nur die Info vom Gyn, daß daraus Gebärmutterhalskrebs werden könnte, kein Hinweis auf eine Ansteckungsgefahr, Schutzmöglichkeiten o.ä.

Also suchte ich mir einen renommierten Facharzt, der mich gut aufklärte und immer wieder auf den neuesten Stand brachte. Dort war ich - 15 Jahre lang - jedes Quartal beim Testen und immer im Anfangsstadium, aber die Gefahr immer im Kopf...

Zwischendurch hatte ich drei Knie-Operationen mit Vollnarkose, die ja bekanntlich das Immunsystem aushebelt. Nach jeder OP schnellte der HPV-Status schlagartig hoch in den Risiko-Bereich und ich musste mich einer mühsamen und unangenehmen Antibiotika-Behandlung über mehrere Monate unterziehen.

Als ich dann mit 46 (2006) in einen schweren Verkehrsunfall verwickelt wurde, schaltete sich mein Immunsystem durch den Schock für einige Zeit aus - freie Bahn für den HPV!
4 Monate nach dem Unfall bekam ich die Diagnose: Lebenserwartung max. 3 Monate, falls nicht sofort operiert wird.

Zuerst wurde Konisation gemacht, die musste ausheilen, dann wurde die Gebärmutter entfernt.
Das Ganze zog sich fast drei Monate hin, in denen du weißt, da ist was in deinem Körper, das dich jederzeit töten kann und du merkst nichtmal was davon!

Alles lief gut, ich hatte nochmal Glück und bin dem Tod von der Schippe gesprungen. Doch dieser Virus hat mein halbes Leben in Anspruch genommen und ich wünsche niemandem diese Gedanken und Ängste, mit denen man ständig lebt - und es nichtmal selbst verbockt hat.

Übrigens:
Die Frau, von der die Ansteckung kam, starb schon knapp 5 Jahre nach dem Vergnügen mit meinem Ex-Mann… sie ging nie zur Vorsorge!

@**********again
Danke für Deine Geschichte!

So ganz verstanden habe ich den Werdegang nicht (um für mich Rückschlüsse für mein Leben zu ziehen), daher möchte ich gern nachfragen, da das was Du schilderst, ja sehr dramatisch ist:
Welche Diagnose hast Du denn 1991 bekommen? PAP IIID oder höher? Wurde damals schon auf den Subtyp des Virus getestet?
Und welchen Effekt sollte eine Antibiotika-Behandlung auf eine Virusinfektion haben?
Danke schonmal für Deine Antwort!

@**********again
Das ist ja schlimm! Es tut mir sehr leid für dich.
Aber warum haben die Ärzte mit der Konisation gewartet, bis du Krebs entwickelt hast? Man kann eine Konisation schon viel früher machen, lange bevor sich Krebs entwickeln kann.
Und noch eine Frage: Antibiotika helfen bei Viren gar nicht, auch nicht bei HPViren. Was für Antibiotika hast du bekommen und wogegen?

Syphilis und HIV sind meldepflichtig, d.h. es muss das Gesundheitsamt informiert werden.
Auch bei anderen Infektionen ist man verpflichtet dies den Sexpartnern mitzuteilen, ansonsten kann es zu einer Anzeige wegen Körperverletzung kommen. Da HPV eine sexuell übertragbare Krankheit ist, ist der Erkrankte verpflichtet dies anzugeben. Der Sexpartner entscheidet dann selbst über das Risiko. Das wissentliche Verschweigen stellt einen erheblichen Eingriff in die Gesundheit des Sexpartners da - Körperverletzung eben.

@******a77

Ja, das macht der Arzt, aber die Meldung ist anonym, also ohne den Namen des Patienten.


Nein, eben nicht, dass kannst du nachschauen. Es gibt online sehr viele Seite über HPV, in keiner einzigen wird über eine solche Pflicht gesprochen.

Ich komm bei dem Ansteckungsweg nicht ganz mit. Also deine Affaire hat sich bei einer Frau angesteckt und nicht andersherum und was hat das mit deiner Ansteckung zutun. Ich finds traurig dass immer die Frauen Schuld daran sein sollen wenn sich jemand mit HPV ansteckt. Frauen sind halt doch die Wiege des Bösen wa?

g/w

@******a77
Das sind übrigens die Infos zur Strafbarkeit auf der Seite der deutschen Aids-Hilfe:
https://www.aidshilfe.de/hiv-strafrecht

@***up

Fakt ist, wenn du eine Infektion wissentlich verschweigst und damit die sexuelle Selbstbestimmung (Eingehen des Risikos oder nicht) und auch damit die körperliche Unversehrheit verletzt (das Recht auf Gesundheit), machst du dich damit strafbar. Es ist im Gesetz nicht explizit vorgeschrieben, aber das Verschweigen ist strafbar, wenn dir bewusst ist und du es sogar billigend in Kauf nimmst den Sexpartner anzustecken, unabhängig, welche sexuelle Infektionskrankheit es ist. Ob safer Sex immer ausreicht, um die Infektion zu verschweigen, hängt vom Risiko und Übertragungsweg ab. Und menschlich gesagt: man hat einfach den Anstand dazu aufzubringen. Wir können uns die Paragraphen um die Ohren hauen, aber für mich ist es respektlos und mißachtend, wenn mein Sexpartner einfach eine Infektion verschweigt, mit der er mich anstecken könnte, auch wenn das Risiko bei safer Sex gering ist. Es ist mein Körper und meine Gesundheit und darüber habe ich zu bestimmen und niemand anders.

@*********kend

Ne. War ihr Mann oder fester Freund. Der is heimlich fremdgegangen und hat sich was geholt und dann sie angesteckt.

@******a77
Du kannst deine Meinung behalten, aber die rechtliche Lage sieht laut Aids-Hilfe anders aus.

Bei anderen Krankheiten sieht es anders aus...es läuft auf Körperverletzung hinaus.
Zudem gibt es aktuell keine Medikamente, die eine HPV-Infektion - im Gegensatz zu HIV - unterdrücken, welche bei der TE vorliegt. Die HPV-Viren können auch über andere Wege als den Vaginalverkehr übertragen werden. d.h. nur ein Kondom schützt eben nicht.

@******a77
Bei HPV kann es nicht mal zur Anzeige kommen. Davon abgesehen, dass es bisher kein einziges Gerichtsverfahren wegen HPV gegeben hat.

Es gibt zu viele Hürde: Man müsste die Kausalität der Ansteckung zwingend beweisen, und, weil die Allermeisten in wenigen Monaten spontan heilen, ist in kürzeste Zeit keine Ansteckung mehr nachweisbar.

Selbst wenn man nur einen Partner hat, kann man sich nicht sicher sein, ob die HPV-Infektion von dem jetzigen oder von einem früheren Partner stammt, oder ob es eine sehr späte Rezidive von einer frühere Infektion ist.

In diesem Fall weiß aber die TE von ihrer Infektion und hat damit eine Verantwortung.

@******a77
HPV ist einfach zu verbreitet, als man denken könnte, dass es die Verantwortung eines Einzelnen sein kann.
Deswegen wird von dem Ärzte nicht mal erwähnt, dass man mit dem Partner sprechen müsste. Bei anderen Krankheiten hingegen wird empfohlen, den Partner zu informieren und evtl. mit zu behandeln.

Herpes ist auch weit verbreitet, trotdem würde ich nicht auf die Idee kommen mit jemanden Sex zu haben und zu küssen, wenn ich gerade einen Ausbruch habe. Eine weitverbreitete Infektion schließt nicht die persönliche Verantwortung aus.

@******a77
Herpes ist eine ganz andere Geschichte. Wir reden hier von HPV.

Stimmt, HPV kann Krebs verursachen.

@******a77
Nicht alle Virus-Krankheiten sind gleich. Herpes ist ein ganz anderer Virus.

Und trotzdem ist beides ansteckend und man nimmt dann einfach Rücksicht.