Es ist nichts Falsches daran, Dinge nicht zu mögen, die andere vielleicht toll finden.
Hilfreich für deinen Partner wäre allerdings, wenn du herausfinden und benennen könntest, was daran dich stört.
Wenn es einen gemeinsamen Nenner gibt, den du auch kommunizieren kannst, kann dein Partner besser abschätzen, welche vermutlich freundlich gemeinten Aktionen du blöd finden könntest.
Durchs Wasser ziehen/tragen:
Kenne ich nicht, weil ich seit etwa 128 Jahren in keinem Schwimmbad war.
Mir erscheint das beschriebene Verhalten bei Menschen jenseits des Teenageralters jedoch speziell in der Öffentlichkeit recht albern, so dass ich deinen Widerwillen gut nachvollziehen kann.
Was die anderen hier benannten "Nettigkeiten" angeht, kann ich für mich recht klar ausmachen, was mich daran stört.
Um einem anderen Menschen gegenüber wirklich aufmerksam und zuvorkommend zu sein und Wertschätzung zum Ausdruck zu bringen, bedarf es m.E. der Fähigkeit und des Willens, Situation und Gegenüber
individuell zu betrachten und sich zu fragen, was sie oder ihn freut/ihm oder ihr das Leben angenehmer macht.
Bei den hier immer wieder genannten Gesten, (Tür, Jacke, Stuhl...) handelt es sich aber lediglich um das automatische Abspulen erlernter Tricks und ritualisierter Gesten, die genau diese Aufmerksamkeit für den anderen als Individuum vermissen lassen.
Nehmen wir mal das Aufhalten von Türen:
Darüber, dass es grob unhöflich wäre, jemandem die Tür vor der Nase zuschlagen zu lassen, dürfte wohl Konsens bestehen.
Die Tür für nachfolgende Menschen (Alter, Geschlecht, Herkunft etc. gleichgültig) aufzuhalten, ist also ziemlich selbstverständlich und keine besondere Nettigkeit.
Wer das schon als besondere Aufmerksamkeit gewertet wissen möchte, erwartet vermutlich auch Lob dafür, wenn er/sie pünktlich zur Arbeit oder einer Verabredung kommt.
Extra vorauszueilen, um jemandem die Tür zu öffnen, ist eine andere Geschichte.
Sinnvoll und m.E. nett ist das, wenn zu erkennen oder erahnen ist, dass es der anderen Person aus irgendeinem Grund schwerer fallen wird als mir, die Tür zu öffnen. Logisch ist es, wenn ich Gastgeberin bin und der/die andere sich nicht auskennt.
Der Regel "Mann hält Frau grundsätzlich dieTür auf, weil man das halt so macht." fehlt dagegen schlicht die Sinnhaftigkeit, denn Frauen sind grundsätzlich nicht weniger befähigt, Türen zu öffnen, als Männer und niemandes Leben wird angenehmer oder unkomplizierter dadurch, stets darauf zu achten, dass Frau immer hinterherdackelt oder vor einer verschlossenen Tür wartet, damit Mann diese öffnen kann.
Dass ich eine Frau bin steht und stand für mich nie infrage und ich bin es bei allem, was ich tue.
Einer Bestätigung, dass ich als solche (an)erkannt werde, bedarf es nicht und jemandem für etwas, was keine Leistung, sondern lediglich ein genetischer Zufall ist, der mit etwa 50-prozentiger Wahrscheinlichkeit eintritt, in besonderer Weise zu huldigen, halte ich für reichlich absurd.
Außerdem hat dieser benevolente Sexismus meist einen ziemlich faden Beigeschmack, weil die zugrundeliegenden Rollenbilder sowohl Frauen als auch Männern bestimmte Fähigkeiten nicht nur grundsätzlich unterstellen, sondern auch absprechen und dadurch einen Hinweis auf geringe geistige Flexibilität und den inhärenten Wunsch liefern, in möglichst schlichten Mustern zu denken.
Es ist nichts dagegen einzuwenden, wenn Leute dieses ritualisierte Balzverhalten aufgrund seiner einfachen Regeln und klaren Rollenzuschreibungen schätzen, und wir alle wünschen uns, dafür geschätzt zu werden, wer wir sind, ohne irgendetwas dafür leisten zu müssen, aber
mir gefallen weder die zugrundeliegenden Rollenbilder noch die Beliebigkeit einer Wertschätzung, die in erster Linie auf der Zugehörigkeit zu einem bestimmten biologischen Geschlecht beruht.