Das Problem ist, dass "Augenhöhe" so ein unklarer Begriff ist.
Ich kenne ihn eher aus sportlichem oder beruflichem Kontext. Da ist jemand auf Augenhöhe, mit dem man sportlich oder beruflich mithalten kann, also auf ähnlichem Niveau trainieren, spielen, arbeiten, reden kann. Dabei geht es weniger um Machtverhältnisse, sondern eher um Fähigkeiten.
Wenn jemand also mit seiner Chefin über ein Computer-Problem redet, und beide in etwas gleiche Ahnung davon haben, dann ist das ein Gespräch auf Augenhöhe, auch wenn die Chefin nach diesem Gespräch diejenige ist, die entscheidet, was getan wird.
Im BDSM-Kontext wird der Begriff meist auf Machtverhältnisse umgemünzt, und das ist nicht immer einfach, denn hier gibt es ja verschiedene Ebenen der Macht. Wenn man also einvernehmlich bespricht, was man macht, welche Grenzen es gibt, usw., und dann aber innerhalb einer Session die Machtverhältnisse verschiebt, dann gibt sozusagen teils Augenhöhe, teils nicht.
Und selbst 24/7-TPEler haben zwar innerhalb der Beziehung permanent ein Machtungleichgewicht, aber dazu hat sich auch Sub irgendwann mal entschieden. Und wenn es zum Beziehungsstreit oder gar Trennung kommt, ist das Machtungleichgewicht auch schnell aufgehoben. Bleibt es aber auf uneinvernehmliche Weise, liegt kein BDSM mehr vor, sondern Gewalt.
Und zudem gibt es außer DS ja auch noch B und SM. Und ich habe von mehreren reinen Bondage- oder SM-Fans gehört, dass sie das ganz ohne Machtverschiebung durchführen, also rein fürs Fesseln bzw. für den Schmerz. Also ist die Frage nach der Augenhöhe bzw. dem Machtungleichgewicht im BDSM per se eine unklare bzw. viellschichtige.