Zitat von *********iette:
„Weil‘s nicht stimmt. Wieso sollen diejenigen, die BDSM nicht 24/7 leben (können/wollen), nur spielen?
Dir wurde schon unfassbar oft gesagt, dass das so nicht stimmt.
Weil sie es selbst so bezeichnen. Und zwar zu 99,8%. Die Frage ist, warum sie es selbst so bezeichnen? Ich übernehme den Begriff ja nur. Ist es vlt, weil sie sagen, BDSM sei letztendlich doch nur ein Rollenspiel? Nennen sie es deswegen ein Spiel? Klingt zwar weit hergeholt, könnte aber was dran sein. Oder weil sie sagen, D/s wäre eh nur eine Illusion und damit zugeben, dass es ein Konstrukt ist? Weil sie sich klar und deutlich vom 24/7 abgrenzen, weil sie darunter was ganz anderes verstehen? Und wie kommt es, dass in dieser Häufigkeit zu lesen? Einbildung- oder weils da genau so geschrieben steht?
Nehmen wir an, es gibt eine dritte Fraktion, für die es weder Spiel noch 24/7 ist. Aber was ist D/s für sie dann? Richtig- die immer wieder kehrende und wahrscheinlich nie zu beantwortende Frage- Machtgefälle oder Augenhöhe? Die Frage um die sich so oft alles dreht, damit alles steht oder fällt. Es kommt mir vor wie die Wanderung zwischen den Polen. Mal treibend, mal getrieben, mal hin- und her gerissen, oder sogar zerrissen. So empfinde ich das- von aussen betrachtet.
Um jene geht es hier. Um diejenigen, die stets mit dieser Frage ringen und sich keiner der beiden anderen Fraktionen zuordnen lassen. Wirklich nicht? Doch- und das ist ja nun auch nix neues mehr. Aber gut, dann halt noch mal:
Was ist der Unterschied zwischen devot und submissiv? Das eine ist ein unveränderlicher Wesenszug, das andere ein Impuls. Devotion kommt aus sich selbst heraus und benötigt keinen externen Impuls, es ist intrinsisch. Das submissive verlangt aber nach diesem Impuls zur Anregung, ist also extrinsisch motiviert. Man kann also sagen, dieser Impuls ist also immer da- die nötige Anregung aber nicht. Es braucht also einen dominanten Part, der genau das wahrnimmt und so auslöst wie es gerade passt. (Vgl- Führungskraft/Vorgesetzter).
Man kann also sagen, das sich beide hier als gegenseitige Impulsgeber bedingen. Das hat dann seine ganz eigene Dynamik und erklärt so auch die Wanderung zwischen den Polen. Also Machtgefälle und Augenhöhe. Und je nachdem wo diese Impulse getriggert werden wollen, umso passgenauer muss es sein. Denn nur im Idealfall stellt sich hier ein Gleichgewicht, sonst bleibt es stets bei diesem einem Dreh- und Angelpunkt- die Sache mit der Augenhöhe und dem Machtgefälle.
Aber ist das ein Spiel, so wie so viele das hier sehen? Ist es 24/7, wie es die anderen meinen? Es ist beides und beides auch nicht. Es ist im Grunde das, wenn Gegensätze sich anziehen und meinen gleich zu sein.
Nur- mit all diesen Konstrukten von Macht, Illusion, Konsens usw usf was Spieler hier anführen, ist dem nicht beizukommen. Denn es kann so einer Dynamik nicht standhalten, solche Konstrukte sind statisch. So statisch wie auch das 24/7, denn hier herrscht Ausgeglichenheit.
Gegensätze sind immer dynamisch, andernfalls würden sie sich selbst aufheben. Ähnlich wie Switcher bleiben sie selten unter sich, denn das geht sich nicht auf. Man findet sie i.d.R. entweder unter strenger Herrschaft oder im gemäßigten 24/7. Oder- im Machtgefälle oder in der Augenhöhe. Beide Zustände zugleich sind nicht möglich.
Das aber bedeutet, dass eine strenge Herrschaft ein passendes Konstrukt benötigt, um mit dieser Submissivität umgehen zu können. Umgekehrt reicht es dem gemäßigten 24/7ner, bei Bedarf die nötigen Impulse auszulösen. Das sind dann auch die, die unter bestimmten Vorzeichen zusammen finden, wie z.b. Herr & Sklavin oder auch Brat & Tamer. Hier können Gegensätze sich anziehen und doch gleich sein. Gleich sein im Sinne, dass es nur bei ihnen so funktioniert.
Daher halte ich Augenhöhe und Machtgefälle im D/s für konstruktive Begriffe, die nötig sind um eben solche Konstrukte zu erklären. Und je mehr man darüber diskutiert, umso absurder muss es einem erscheinen, denn wer wollte behaupten, so und gerne zu leben?
Ich finde, gerade die submissiven machen sich das Leben nur selbst schwer, wenn ihre Gedanken fortwährend darum kreisen, statt um ihren eigenen Mittelpunkt. Als wenn es sich nur darum ginge. Und @*******eyn hat es hier schon so oft geschrieben, dass sie gesehen werden will! Und ich weiß, dass sich nicht wenige ausgerechnet diejenigen suchen, die man nur am äusseren Pol begegnet, dafür aber nie in der (eigenen) Mitte. Und das ist mehr als ein Dilemma. Solche Diskussionen doktern am Symptom herum, nicht an der Ursache. Sein Heil findet man am ehesten noch im Spiel, doch bleibt man langfristig auf der Strecke.
Ich finde das verheerend, denn nichts von alledem ist ein Spiel! Niemand sollte sich je diese Frage stellen müssen, egal in welchem D/s-Verhältnis auch immer, ob das jetzt noch Augenhöhe oder Machtgefälle ist. Es sei denn, dass die Antwort einem selbst klar und auch genauso gewollt ist.