Ich möchte noch einmal das "gesehen werden" aufgreifen. Das ist ein konstruktiver Ansatz.
Wenn zwei sich begegnen und ab da gemeinsame Wege gehen, auf welcher Ebene haben sie sich wohl getroffen? Spulen wir den Film mal ne Stunde weiter vor, heißt es am Ende:
Du hast in mir immer nur die Sklavin gesehen!
oder
Bei dir kann ich immer der sein, der ich bin.
Man kann sich also durchaus auf bestimmten Ebenen begegnen und (vlt auch unbewusst) auf dieser Ebene weiter gehen. Entweder wars von Anfang an ein Machtgefälle oder eben Augenhöhe. Alternativ kann man sich an einen Tisch setzen, Karten austeilen und einer von beiden wird ein höheres Blatt haben.
Aber wie sieht das in der Realität aus? Meine damalige Lebensgefährtin machte mir gleich klar, dass sie einen Mann im Haus haben will! Das wäre auch ohne Ansage so gewesen. Meine little rief mich "Dad". Hätte ich mich nicht angesprochen gefühlt, hätte ich sie nicht gehört.
Nun kann man sagen, dass man sich im fokussierten Sinne, auf Neigungsebene begegnet ist. Die allerdings ist im 24/7 aber auch unveränderlicher Teil des Alltags. Daher kann ich hier nicht unterscheiden, denn es ist ein sowohl als auch. Es ist wie es ist, das lässt sich nicht diskutieren und man kann es auch nicht wie Karten austeilen. Die hat jeder schon vorher in der Hand. Und darin ist man sich ebenbürtig, keiner hat einen Trumpf und kann einen Stich machen. Es ist der gemeinsame Pott.
Solche Begegnungen können freilich auch ganz anders verlaufen. So wähnt sich der eine schon im Machtgefälle und der andere weiß gar nichts davon und hält es für Augenhöhe. Die Dinge laufen also auseinander und somit entsteht Redebedarf. Grundsätzlich bringt jeder das nötige mit aber die Karten müssen noch mal neu gemischt und ausgeteilt werden. Zudem braucht es Regeln, wer wann, wie und warum am Zug ist. Ein Konstrukt also. Ein Spiel ist ein Konstrukt. Mal hat die eine Partie nen Stich, mal die andere. Die Chancen sollten ausgeglichen sein, damit niemand übervorteilt wird.
Und so geht es Zug um Zug, Stich für Stich, Trumpf um Trumpf. Und immer wieder stellt sich am Ende die Frage- Augenhöhe oder Machtgefälle? Statt sich als ebenbürtige Spieler am selben Tisch zu sehen. Und so mancher setzt sich nur an den Tisch, weil er nicht nur spielen will, sondern auch gewinnen! Wie auch immer, so oder so. Andere spielen des spielens wegen und bleiben umso länger, je öfter sie verlieren.
Ich kenne solche Begegnungen. Sie sind mir nicht geheuer da ich nie weiß woran ich gerade bin. Ich empfinde das als beunruhigend und disharmonisch. Es ist mir, als müsse ich mich immerzu auf eine neue Situation einstellen. Ich beginne das mit zu spielen, obwohl ich gar nicht spielen will, spielen kann. Es ist destruktiv für mich. Ich mag das nicht, es tut mir nicht gut.
Ich weiß also aus eigener Erfahrung dass man hier differenzieren muss und wie unterschiedlich all das gelagert sein kann. Und ich spreche über Dinge, die ich selber erfahren habe, als auch jene, wie sie mir von aussen betrachtet so vorkommen. Natürlich ist das nur meine eigene Meinung. Aber wenn sich wiederkehrende Muster abzeichnen, kann man auch diese ansprechen. Und dieses Thema ist so ein Muster. Niemand muss sich hier einen Schuh anziehen aber vlt ist ja auch was dabei, das als Anregung dienen kann. Innerhalb der letzten >20J habe ich vom Kindergeburtstag bis zum CIS alles kennen gelernt und wenn ich darüber hinaus meinen Standpunkt habe, muss das nicht gleich als "Bubble" abgetan werden. Ich kenne Dinge, von denen die meisten gar nicht wissen dass es das überhaupt gibt. Ich würde meinen Standpunkt und Einschätzungen überdenken, würde ich oft falsch liegen. Im Gegenteil. Die letzten 20J waren mir Lehre genug. Es hat seinen Grund warum ich die Dinge so sehe- wie jeder andere auch...