„Ich für mich frage mich schon, wenn reden doch das nahe liegenste ist, warum das noch nicht erfolgt ist, denn wie du richtig erkannt hast, hierbei handelt es sich um zwei erwachsene Menschen und sicherlich benötigt es nicht ein Forum, um auf reden zu kommen?
Aber was schert man sich überhaupt um andere Menschen.
Nur weil reden (für uns) das Naheliegendste bzw. (zumeist) Sinnvollste ist, ist es noch lange nicht einfach! Denn auch wenn offene Kommunikation der
Königsweg sein mag, gibt es noch ohne Grund Unmengen Angebote selbige zu erlernen, zwischen (Streit-)Parteien zu vermitteln usw.
Wenn Dir reden, immer und sofort, gleich in welcher Hinsicht und Kontext gelingt, hast Du meinen größten Respekt. Ich kann diese Leistung für mich leider nicht in Anspruch nehmen und es bleibt für mich harte Arbeit und teils echte Überwindung, auch oder weil ich weiß, wie wichtig es ist.
Dass Du es
gut meinst möchte ich Dir auch gar nicht absprechen. Ich würde sogar so weit gehen, dass Du mit Deinen Aussagen und Ansichten grundsätzlich recht hast.
Die Frage ist jedoch immer, auf welchem Niveau und welchem Erfahrungs- bzw. Erwartungsstadium sich das Gegenüber befindet.
Wenn ich hier wieder von mir ausgehe, hatte ich bereits in der frühen Pubertät extrem explizite BDSM Fantasien. Die wurden dann aber wieder tief weggepackt, weil man so etwas ja
nicht macht.
Mitgeschwungen ist es immer, ohne es bemerkt oder benannt zu haben. Aber häufig mit viel Selbstrücknahme, weil man so etwas doch nicht macht.
Und die ersten bewussten Anfänge kamen dann mit einer (verheirateten) Affäre, die ich alle paar Wochen und recht unregelmäßig gesehen habe, was an Ihrer und meiner Arbeit lag.
Bisschen mit allem, was da war gefesselt... Irgendein Tuch von Ihr... Dann eine Krawatte von mir. Irgendwann ein paar (geforderte) Klapse auf den Hintern und Schritt für Schritt weiter probiert / nach vorne gestolpert.
Dass es BDSM als Bezeichnung gibt, war mir damals nicht einmal bewusst. In meinem Kopf gab es nur dieses
sado-maso. Aber das waren in meiner Vorstellung komische Männer, die sich von Frauen in Lack & Leder gegen Geld den Hintern versohlen lassen.
Mit dem, was wir da gemacht haben, hatte das in meiner Wahrnehmung also überhaupt gar nichts zu tun!
Hätte ich damals gewusst, dass man dies (grundsätzlich) dem BDSM zuordnen würde, hätte irgendwo nachgefragt, wie ich
richtiger DOM werde und hätte mir dann erst mal anhören müssen, dass es ja
so und so nicht gehen würde, in unserem Beziehungskonstrukt und der Frequenz unserer Treffen dies ohnehin unmöglich sei, ich dafür aber auch erst mal dies... und dann das...
Ich wusste nicht, dass ich hätte fragen können. Habe es daher damals nicht getan. Wir beide wussten nicht, dass es so wie wir es machen, es
gar nicht funktionieren kann und eigentlich alles
falsch war. Glück gehabt, denn uns hat es sehr viel Spaß gemacht.
In den Jahren seitdem hat sich viel verändert. Ich habe mich stark verändert und viel (weiter)entwickelt. Die (überwiegend) Typen, die mir erklären wollen, dass ich alles falsch mache, sind jedoch geblieben...
Allerdings hatte ich seitdem auch häufig das Erlebnis, dass wenn ich eine Frau kennengelernt habe und kommunizierte, dass BDSM bzw. Teile daraus für mich einen gewissen Stellenwert eingenommen haben, traf bereits diese Erwähnung häufig auf starke Ablehnung.
Wenn es dann gelang, trotzdem den Dialog zu halten und darüber zu sprechen, was die Gründe für diese Reaktion sind, waren es meist negative Erfahrungen in diesem Kontext.
Bei einem Hinterfragen stellte sich in diesen Fällen jedoch
jedes Mal raus, dass es kein
echtes BDSM sondern eine toxische Beziehung, häufig mit körperlicher, sexueller und teils psychischer Gewalt, die eben als BDSM deklariert wurden und in diesem Kontext, dass man das im BDSM
eben so macht.
Deinen Anspruch, anderen Menschen helfen zu wollen, kenne ich gut. Tue ich seit vielen Jahren im Ehrenamt und inzwischen auch hauptberuflich auf verschiedenen Ebenen.
Und in den Jahren der Ausbildung und vielen praktischen Erfahrungen musste ich lernen, dass man nicht jedem Menschen kann und auch nicht jeder Mensch in jeder Hinsicht Hilfe will, sondern häufig Interesse daran hat, seinen eigenen Weg weiterzugehen. Teils mit einem Rat oder einer Hilfestellung, aber eben nur dies, um daraus eigene Entscheidungen zu treffen.