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Zudem scheinen uns viele Menschen auch die Absicht und Hoffnung aufgegeben zu haben, ihre Wirkung auf andere und ihren positiv-gestaltenden Einfluss auf ihr eigenes Leben aktiv zu verfolgen.
Tom & Zarah
Das ist keine neuere Erscheinung, würde ich behaupten wollen. Sein Leben aktiv zu gestalten, sich als handlungs- und gestaltungsfähig wahrzunehmen, nicht in Wurschtigkeit zu verfallen und Ziele zu setzen und zu verfolgen, das scheint mir schon immer für sehr viele Mitmenschen eine nicht zu bewältigende Herausforderung zu sein.
Kleidung ist so gesehen ein Punkt von vielen, wo man sich selbst definieren (oder inszenieren) kann. Aber halt nur einer, und die jeweils aktuelle Mode wiederum nur ein Aspekt.
In punkto Styling geben sich beispielsweise Goths und Fashion Addicts nichts. Intellektuelle tragen eher nicht die Saisonmode und halten sich quasi aus erkenntnistheoretischen Gründen mit voller Absicht davon fern, um ihre geistigen Unabhängigkeit vom Modediktat zu unterstreichen. Ein Emo, Punk oder Öko würde sich in seiner Szene unmöglich machen, wenn er mit Prada ankommt.
Selbst ein Schluffi wählt seine Kleidung aus. Er will halt nicht auffallen und fühlt sich so am wohlsten. Und guckt auf die runter, die andere (falsche) Prioritäten haben. Machste nix dran.
Für mich ist Mode eine nette Abwechslung im Kleiderschrank, aber ich komme ästhetischerseits aus Richtung Punk und die gängigen Modelabel haben noch nie meine Persönlichkeit definiert. Meine Persönlichkeits-Wertschöpfung speist sich innen wie außen aus anderen Quellen, und in Punkto Klamotten bin ich daher flexibel.
Viel Geld ist mir die Kleidung jedenfalls nicht wert, das ‚investiere‘ ich anders, ohne dabei die Wertschätzung für Lebensfreude zu verlieren. Die speist sich einfach anders. Und wenn ich die Wahl habe zwischen Pömps von Blahnik oder Boots von NewRock, dann fällt mir die Wahl leicht.