Puh...ich verstehe eigentlich nicht, warum hier teilweise so aggressiv diskutiert wird.
Die Situation, die der TE hier beschreibt, ist nunmal wirklich alles andere als einfach und eine riesige Herausforderung für eine Partnerschaft.
Ich kann da durchaus auch beide Seiten zumindest ein Stück weit verstehen.
Die Frau hat vermutlich Schlimmes Durchgemacht mit der Diagnose, der Therapie, Ängsten und Nebenwirkungen der Medikation.
Wenn ihre Libido im Moment nicht vorhanden ist, dann ist es eigentlich eher eine Katastrophe für die Beziehung, dass sie trotzdem offenbar noch eine Weile solche "Pflichtnummern" mitgemacht hat, ohne es dem partner so zu kommunizieren, das hat wahrscheinlich eher noch mehr kaputt gemacht hat.
Gleichzeitig muss ich auch ganz klar sagen: Wenn mir jemand sagen würde, meine Sexualität soll im Alter von 50 Jahren mal eben komplett beendet sein, dann würde ich auch klar sagen "nein, das kann und möchte ich so nicht hinnehmen".
Das es hier also ganz "einfache" Lösungen gibt, würde ich so definitiv nicht stehen lassen.
Viele Mitglieder hier im Joyclub tun sich vielleicht tendenziell noch leichter damit, eine einfache Lösung zu sehen, wenn sie sowieso offenen Beziehungsmodellen gegenüber aufgeschlossen sind. ich selbst bin nicht monogam veranlagt, und würde natürlich in einer solchen Situation folglich einen klaren Weg sehen.
Für ein Paar, das sich eigentlich bewusst für Monogamie entschieden hat, bedeutet die Entscheidung für Offenheit aus so einer Not heraus ja aber auch viel Unsicherheit.
Ich kann schon verstehen, dass die Frau da auch nicht mal eben nebenher sagt "ja klar, dann hole es dir woanders, da bin ich völlig entspannt mit". Zumal ja verbunden mit der eigenen Einschränkung auch Sorgen verbunden sind, eben dem Partner jetzt nicht mehr geben zu können, was er sich wünscht.
Dennoch: Ich finde es wichtig, lieber TE, dass du zwar geduldig und zugewandt bleibst, zugleich aber auch klar bleibst in deiner Aussage, dass deine Sexualität noch nicht beendet ist, und dass ihr hier früher oder später eine Lösung finden müsst.
Ein "ich kann dir nicht helfen", kann man nur temporär gelten lassen im Sinne von "ich habe jetzt auch keine perfekte Lösung für dich", aber es darf niemals zu einem "das ist dein und nicht mein Problem " werden, denn es muss klar sein, dass deine Sexualität, wenn ihr exklusiv bleiben wollt, auch sie etwas angeht, und dass ihr in Verbindung bleiben müsst, gemeinsam an einer Lösung arbeiten müsst.
Auf dem Weg zu einer Lösung fände ich verschiedene Fragen noch interessant. Vordergründig frage ich mich vor allem: Wie war das eigentlich vorher? War sie eine sehr lustvolle Frau? Denn wenn das so gewesen sein sollte, würde ich eigentlich denken, dass ihr selbt etwas fehlt. Libido ist bei Frauen natürlich stark hormongesteuert, ich kenne das von mir selbst, es gibt Phasen, in denen bin ich extrem fickrig, und dann wieder welche, in denen ich einfach gar nichts will. Wenn ich aber im Kopf lustvolle gedanken habe und einen partner, den ich grundsätzlich als Mann und Mensch begehre, dann habe ich selbst in den schlechten Phasen das Bedürfnis nach körperlicher Nähe, auch gerne nach intimen Streicheleinheiten oder Lust darauf, seinen Schwanz zu verwöhnen. Das mag natürlich bei jeder Frau anders sein, in jedem Fall würde ich aber annehmen, dass eine Frau, die ihre eigene Sexualität irgendwann in ihrem Leben als wertvoll erlebt hat, diese dann auch selbst vermisst, wenn die Libido durch Medikamente runtergefahren wird. Ist das bei deiner Frau der Fall? Oder war sie vielleicht schon vorher nicht unbedingt sehr lustvoll und sieht es jetzt eher als "naja, ist halt jetzt so, Sex habe ich ja schon vorher nicht so sehr gebraucht, jetzt mag ich ihn halt gar nicht mehr"?
Ich finde, je nachdem, wie die Antwort auf diese Frage aussieht, könnte sich abzeichnen, in welche Richtung die Gespräche mehr führen können.
Im ersten Fall würde ich denken, sie hat ein Eigeninteresse daran, dass es besser wird, das kann beinhalten, dass sie nochmal sehr vehement bei ihrem Arzt nachfragt, was man vielleicht tun kann, damit die Libido wieder ein bisschen zurück kommt. Das beinhaltet aber vielleicht dann vor allem, dass ihr Wege findet, eure körperliche Liebe anders zu leben, ohne Druck, ohne klassischen Sex im Vordergrund, aber mit kuischeln, Zärtlichkeit, gegenseitigem Verwöhnen, vielleicht wäre auch ein gemeinsamer Tantra-Workshop ein Weg, in dem ihr lernt, euch gegenseitig auf diese Art zu massieren und zu verwöhnen. Es braucht keine Libido im eigentlichen Sinne, um so etwas genießen zu können, wenn körperliche Nähe da ist.
Sollte sie sowieso schon vorher eher lustlos gewesen sein, dann sitzt das Problem natürlich vielleicht tiefer und dann will die die eigene Lust vielleicht auch gar nicht wiederentdecken. Dann würde ich vermutlich behutsam, geduldig, aber dennoch stetig das Thema immer wieder in einer Art und Weise auf den Tisch bringen, dass klar wird, dass du früher oder später eine andere Möglichkeit brauchst, deine Sexualität auszuleben.